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22.12.2013 | 16:29 | Andere Länder, andere Sitten 

Polnische Weihnacht mit sprechenden Tieren

Warschau - Es riecht in der Adventszeit nach Gewürzen und Gegrilltem rund um den Warschauer Kulturpalast und auf dem historischen Marktplatz von Krakau.

Weihnachten in Polen
(c) proplanta
Obwohl es in Polen früher keine Weihnachtsmärkte und keine gesellige Adventszeit gab, erfreuen sich die Stände mit Kunsthandwerk und wärmenden Snacks immer größerer Beliebtheit.

Auch in diesem Dezember werden deutsche Glühweinstände in Polen für ein paar Tage oder Wochen gastieren - der kulinarische Adventsexport findet an der Weichsel viele Freunde.

Doch so sehr die polnischen Weihnachtsmarktbesucher auch ihren deutschen Glühwein, litauisches Gebäck oder ukrainische Wurstspezialitäten genießen - an eigenem Brauchtum herrscht in Polen kein Mangel. Eine traditionelles polnisches Weihnachtsfest steht auch bei vielen Großstadtbewohnern noch immer hoch im Kurs. Die 32-jährige Marzena Wozniak plant schon jetzt akribisch für Heiligabend. Zum ersten Mal werden sie und ihr Mann Lukasz in diesem Jahr Eltern und Schwiegereltern zu «Wigilia» am Heiligabend bewirten.

Anders als viele polnische Männer hilft Lukasz in der Küche - aber bei den traditionell zwölf Gerichten haben die beiden alle Hände voll zu tun.

Der Weihnachtskarpfen, der bei den Wozniaks im Ofen gebacken wird, wird auf keinen Fall lebend gekauft - darauf hat Marzena bestanden.

Ihr reichen die Dramen der Kindheit: «Mein Vater hat den Karpfen morgens mit einem Holzhammer erschlagen, meine Mutter ärgerte sich über das Blut auf den Badezimmerfliesen, und wir Kinder haben um den Karpfen geweint und wollte auf gar keinen Fall davon essen.»

Vom brachialen Umgang mit dem Weihnachtskarpfen einmal abgesehen kommt die berühmte polnische Gastfreundschaft auch Weihnachten zum Zug, wenn auch eher symbolisch: Ein zusätzliches Gedeck an der Festtafel steht bereit für den unerwarteten Gast, der nicht abgewiesen werden soll wie Maria und Josef auf ihrer Herbergssuche in Bethlehem.

Für Gemeinschaft steht auch die Oblate, die Weihnachten mit Freunden und Verwandten geteilt wird. Jeder bricht ein Stückchen von der dünnen Teigplatte ab. Meist fehlen an den Oblaten schon mehrere Ecken - denn Teile wurden bereits mit der Weihnachtspost an all jene verschickt, die am Weihnachtsabend nicht dabei sind. Auch nach dem Besuch der traditionellen Mitternachtsmesse teilen Kirchgänger ihre Oblaten miteinander.

Das kleine Heubündel unter der Tischdecke symbolisiert eine Weihnachtsgabe für die Tiere der biblischen Krippe - selbst wenn im Haushalt der Familie nur Hund oder Katze, Wellensittich oder Meerschweinchen heimisch sein sollten. Überhaupt, die Tiere: Polnische Kinder hören in der Weihnachtsnacht ganz besonders intensiv zu ihren vierbeinigen Freunden hin. Denn nach einem alten Volksglauben können die Tiere in dieser einen Nacht in menschlicher Sprache sprechen.

Vorher aber halten die Jüngsten der Familie vom Nachmittag an aufgeregt am Fenster Ausschau nach dem ersten Stern am Himmel. Denn erst, wenn das jüngste Kind der Familie den «Gwiazdka» entdeckt hat, kann es losgehen mit der Weihnachtsfeier. Dann hat auch das lange Warten auf die Bescherung ein Ende. (dpa)
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