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16.04.2009 | 09:28 | Verbrauchenpreise 

Preise im Großhandel brechen ein

Wiesbaden - Ein drastischer Rückgang der Großhandelspreise in Deutschland deutet auf sinkende Verbraucherpreise in den kommenden Monaten.

Großhandelspreise
(c) proplanta
 Im März lagen die Preise im Großhandel wegen nachgebender Rohstoffpreise um 8 Prozent unter dem Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Da sich die Großhandelspreise in der Regel mit Verzögerung auf das Niveau der Verbraucherpreise auswirken, rechnen Volkswirte in den kommenden Monaten mit negativen Inflationsraten. Von einer Deflation sprechen Experten allerdings erst bei einem anhaltenden Rückgang des allgemeinen Preisniveaus. In den USA gab es im März erstmals seit 1955 keine Inflation mehr.

Die Verbraucherpreise sanken nach Angaben des US-Arbeitsministeriums im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,4 Prozent. Vor allem notleidende US-Industrien wie die Autobranche locken die Verbraucher in den USA mit Preisnachlässen und Sonderkonditionen. Auch in Spanien sanken die Preise im März erstmals in der jüngeren Geschichte des Landes, wie das Nationale Statistik-Institut (INE) in Madrid berichtete. Sie gingen im Jahresvergleich um 0,1 Prozent zurück.

Zahlreiche deutsche Ökonomen rechnen trotz des Rückgangs der US- Verbraucherpreise nicht mit einem Preisverfall auf breiter Front. «Für diese Zahlen gilt: nicht bange machen lassen», sagte der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, dem Online-Portal Handelsblatt.com. Ursache der Minuszahlen seien die stark gefallenen Rohölpreise. Auch der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, hält Deflationsängste für unbegründet. Denn: «Die (US-Notenbank) Fed flutet die US-Wirtschaft mit Liquidität, das wird verhindern, dass die Verbraucherpreise dauerhaft sinken.»

Sinkende Verbraucherpreise sind zwar zunächst positiv für die Verbraucher, weil sie weniger Geld ausgeben müssen oder für denselben Betrag mehr kaufen könnten. Für die Wirtschaft ist eine Deflationsspirale allerdings ein Schreckensszenario, weil Verbraucher in der Hoffnung auf immer weiter sinkende Preise ihre Anschaffungen verschieben könnten.

Der Rückgang der Großhandelspreise in Deutschland war im März so stark wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Es ist bereits der fünfte Monat in Folge mit einer negativen Jahresrate. Im Februar lagen die Großhandelspreise noch 5,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Im direkten Vergleich von Februar zu März sanken die Preise um 0,9 Prozent. Die Verbraucherpreise lagen im März nur noch 0,5 Prozent über dem Vorjahreswert.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte vergangene Woche erklärt, sie rechne Mitte des Jahres im Euroraum mit vorübergehend negativen Inflationsraten. Danach soll die Rate allerdings wieder klettern, im Gesamtjahr 2010 aber unter der Marke von 2,0 Prozent bleiben. Ein Wert von knapp unter 2,0 Prozent ist das Ziel der EZB. Haupttreiber der sinkenden Großhandelspreise waren im März die Preisrückgänge bei Rohstoffen. So lagen Kohle und Mineralölprodukte 21,4 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Getreide, Saaten und Futtermittel kosteten sogar 42,6 Prozent weniger als im März 2008. Milch, Eier und Speiseöle waren 10 Prozent billiger. (dpa)
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