Nun soll sich der Prickelwein wieder an die wirtschaftliche Entwicklung halten und entsprechend verkauft werden.
«Wir sind recht optimistisch gestimmt», sagt der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Sektkellereien, Ralf Peter Müller, anlässlich des 14. Deutschen Sekttags am Samstag. Den großen Reibach macht die Branche zwar erst zu Weihnachten und Silvester wenn rund ein Drittel des Jahresumsatzes erzielt wird - bei Premium-Produkten sogar bis zu 50 Prozent. Aber schon das Ostergeschäft verströmte Zuversicht.
Seit jeher decken die heimischen Kellereien rund 80 Prozent des Konsums beim Sektweltmeister Deutschland (25 Prozent des Weltkonsums) ab - der lag 2010 bei knapp 430 Millionen Flaschen. Der Rest wird importiert. Deswegen setzen auch heimische Betriebe auf Prickelwasser-Export: vor allem ins europäische Ausland.
So ist die Kellerei Henkell und Co. aus Wiesbaden nach eigenen Angaben in insgesamt 15 Ländern Europas aktiv - 1992 wurde in Ungarn das erste ausländische Unternehmen eröffnet. «Diese Länder stellen vier Prozent der Weltbevölkerung, sind aber für 50 Prozent des Sektabsatzes verantwortlich», sagt Unternehmenssprecher Jan Rock. Die Vorzeige-Marke «Henkell trocken» werde in 80 Ländern verkauft.
Recht neu ist die Sektausfuhr noch für den heimischen Marktführer Rotkäppchen aus Freyburg in Sachsen-Anhalt. Vorstand Gunter Heise hatte erst kürzlich angekündigt, Exportmärkte sondieren zu wollen. Fernost soll im Blick sein.
«Asien haben auch andere Unternehmen ins Auge gefasst», sagt Verbands-Geschäftsführer Müller. Viele seien bereits im Ausland aktiv. «Aber China hat schon ein irrsinniges Potenzial. » Denn die wachsende Mittelschicht leistet sich neben anderen Konsumgütern immer häufiger auch (deutschen) Sekt.
Die Kellerei Schloss Wachenheim mit Sitz in Trier sieht die Entwicklung ihres Asien- Geschäfts schon «äußerst positiv». Noch seien Russland und ehemalige Sowjet-Staaten für das Unternehmen wichtiger, sagt Vorstandssprecher Wilhelm Seiler. Aber: «Auch China ist ein sehr attraktiver Markt für uns und steht im Fokus unserer Absatzbemühungen. Dort sind wir bereits über ein verbundenes Unternehmen aktiv.»
Für Henkell sei der Blick nach Asien dagegen nichts Neues, betont Sprecher Rock. «Das ist für uns ein klassischer Markt mit weiteren Zukunftsperspektiven.» Beim Verband sieht man den Trend wohlwollend: «Wir begrüßen es, wenn die Unternehmen sich nach außen hin orientieren», sagt Geschäftsführer Müller. Klassische Exportmärkte neben Osteuropa seien Großbritannien, Niederlande, USA und Kanada.
Über alle Grenzen hinweg im Trend liegt nach wie vor Rosé-Sekt. «Seit 2008 ist der Absatz um 58 Prozent gestiegen», sagt Müller. Und Rock ergänzt: «Der Rosé wird auch international wiederentdeckt.» Der Marktanteil habe jahrzehntelang bei etwa zwei Prozent gelegen und seit mittlerweile auf elf Prozent geklettert. Auch alkoholfreier Sekt - streng genommen gar kein Sekt, denn der definiert sich nach Alkoholgehalt - steht laut Verband hoch im Kurs. Beschwipste konjunkturelle Ausreißer sind da nicht zu erwarten. (dpa)
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