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24.12.2016 | 11:37 | Öko-Steuerreform 

Spar-Hans Eichel wird 75

Frankfurt / Kassel - Vom «Hans im Glück» über den «Spar-Hans» bis zum «blanken Hans»: Hans Eichel hat gleich mehrere Spitznamen erworben, die seine wechselvolle Zeit als Bundesfinanzminister in der rot-grünen Koalition widerspiegeln.

Öko-Steuerreform
Auch als Pensionär denkt Hans Eichel darüber nach, wie man mit Steuern die Welt verändern kann. Der ehemalige «Sparkommissar» in der rot-grünen Bundesregierung wird 75 Jahre alt. (c) proplanta
Gerhard Schröder hatte seinen SPD-Parteifreund 1999 zum Sparkommissar gemacht. Doch einige Jahre später musste Eichel wegen der damaligen Wirtschaftsflaute viele der anfangs ausgegebenen Ziele begraben.

Nach Schröders Niederlage bei der Bundestagswahl 2005 musste Eichel, der an Heiligabend (24.12.) seinen 75. Geburtstag feiert, seinen Platz im Kabinett räumen. In Erinnerung bleiben will der Ex-Minister heute vor allem auch als derjenige, der mit der Einführung der Ökosteuer den Umbau zur Energiewende eingeleitet hat. «Wir reden sehr viel vom Umsteuern, aber in der Finanzpolitik geschieht das Gegenteil», kritisiert Eichel heute seine Nachfolger.

Der Polit-Pensionär fordert die schnelle Einführung einer Steuer auf das Treibhausgas Kohlendioxid, das als Hauptverursacher des Klimawandels gilt. Für geradezu absurd hält es Eichel, dass auf dem Weg zur Energiewende in der Übergangszeit neben den erneuerbaren Quellen ausgerechnet der Kohle noch eine tragende Rolle gewährt wird.

Dass er sich damit bei Gewerkschaften und in der eigenen Partei nicht nur Freunde macht, ist ihm bewusst. Doch zur Tagespolitik äußert sich Eichel, der sich im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung über nachhaltige Strukturpolitik Gedanken macht, nur ungern. In seiner aktiven Zeit habe ihn auch genervt, wenn sich die «Alten» ständig einmischten, sagt er.

Der studierte Gymnasiallehrer war 33 Jahre jung, als er 1975 in Kassel jüngster Oberbürgermeister Deutschlands wurde. Wenige Jahre später war Eichel auch der erste, der eine rot-grüne Koalition in einer Großstadt salonfähig machte.

In Hessen regierte dann Eichel in Wiesbaden ab 1991 mit den Grünen acht Jahre lang. Dabei überstand er mehrere schwere Regierungskrisen. Schließlich scheiterte er 1999 an Roland Koch, der damals für die Hessen-CDU mit der Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft erfolgreich war. Eichels Karriere war das nicht abträglich: Er wurde bereits wenige Wochen später nach dem Rücktritt von Oskar Lafontaine Bundesfinanzminister.

2005 musste Eichel in Angela Merkels erster Großer Koalition das Finanzministerium an seinen Parteifreund Peer Steinbrück abgeben. Seit seinem Rückzug aus der Politik hat Eichel mehr Zeit für seine Hobbys. Neben Architektur - er kommt aus einer Architektenfamilie - gilt sein Interesse der Kunst und dem Design, vom Jugendstil bis zu den 1950er Jahren.

Eichel ist auch ein passionierter Krimileser, mit einem Faible für Regionalgeschichten. Besonders angetan haben es ihm die Taunus-Krimis von Bestseller-Autorin Nele Neuhaus.

Gesundheitlich geht es Eichel nach einem vor knapp drei Jahren erlittenen Schlaganfall wieder ausgezeichnet, wie er sagt. «Ich habe viel Glück gehabt», meint Eichel, der in zweiter Ehe mit einer Architektin verheiratet ist.

Gut möglich also, dass Eichel im kommenden Jahr wieder documenta-Besucher in Kassel über die Geschichte der weltweit renommierten Kunstausstellung informiert. Solche Führungen hatte er 2012 schon bei der letzten documenta übernommen. «Wenn es so etwas wieder gibt, dann bin ich dabei», sagt Eichel.
dpa
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