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28.07.2016 | 15:41 | Agrobiodiversität 

Tomate, Kartoffel oder Karotte: Maßnahmen und Projekte zum Erhalt kultureller, landwirtschaftlicher Artenvielfalt

Der Erdapfel, die Kohlrabi oder die gekrümmte Banane: Aus der Landwirtschaft kommen diverse Obst- und Gemüsesorten, die die Artenvielfalt hier und anderswo prägen und oft zu den Kulturpflanzen zählen.

Agrobiodiversität
Auf dem Markt oder im Supermarkt: Verbraucher treffen auf Sorten über Sorten von Obst und Gemüse. Jedoch geht die Arten- und Sortenvielfalt immer mehr verloren, was besonders Kulturpflanzen betrifft. (c) proplanta
Der Erdapfel, die Kohlrabi oder die gekrümmte Banane: Aus der Landwirtschaft kommen diverse Obst- und Gemüsesorten, die die Artenvielfalt hier und anderswo prägen und oft zu den Kulturpflanzen zählen.

Für den Erhalt der pflanzlichen und nährstoffreichen Kulturgüter wird einiges getan, damit diese nicht von den Tellern und aus der Naturlandschaft verschwinden. Denn verschiedene Einflüsse sorgen für den Rückgang der Vielfalt, so dass das Handeln der Staaten pro Artenvielfalt und städtische Projekte – wie das Urban Gardening – zunehmend vorangetrieben werden. Doch welche Faktoren gefährden Kulturpflanzen und wie sehen die Hilfemaßnahmen aus?

1. Artenvielfalt in der Landwirtschaft 

Die Landwirtschaft bietet eine große Artenvielfalt, die nicht nur Kulturpflanzen erhält, sondern zudem eine wichtige Rolle innerhalb der globalen Nahrungsmittelversorgung einnimmt.

a) Agrobiodiversität – Vielfalt in der Landwirtschaft

i.) Definition Agrobiodiversität:

„Der Begriff „Agrodiversität“ bezeichnet alle Komponenten der biologischen Vielfalt, die für Ernährung und Landwirtschaft sowie das Funktionieren der Agrarökosysteme von Bedeutung sind. Dazu gehören alle Zuchtformen von Tieren, Pflanzen, und Mikroorganismen sowie verwandten Wildarten.“ Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

Mit der Züchtung von wilden Pflanzen und Tieren haben die Menschen vor etwa 10.000 Jahren begonnen. Die Anfänge des Ackerbaus sind auf die Region des Fruchtbaren Halbmondes zurückzuführen. Dieser umschreibt das Gebiet vom ägyptischen Niltal, über die Ostküste des Mittelmeers bis hin zum persischen Golf. Damit Sorten und Rassen in den Regionen überleben und gedeihen konnten, wurden sie gegenüber bestimmten Umweltbedingungen resistent gemacht und an klimatische Bedingungen sowie unterschiedliche Bodengegebenheiten angepasst. So entstand im Laufe der Jahrhunderte eine große Vielfalt an Kulturpflanzen, die heute jedoch oft gefährdet sind, obwohl die Aufrechterhaltung der Agrobiodiversität in vielerlei Hinsicht wichtig für die Wirtschaft ist.

Die Bedeutung der Agrobiodiversität für die Ernährung:

Die vorhandene Vielzahl von Arten und Sorten in der Landwirtschaft sichert die weltweite Ernährung. Zudem verringert eine breite Vielfalt die schnelle Verbreitung von Schädlingen, was wiederum die Anpassung der angebauten Sorten an wechselnde Umweltbedingungen unterstützt. Deshalb stellt diese Entwicklung nicht zuletzt aufgrund des Klimawandels eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt der landwirtschaftlichen Vielfalt und somit für die Sicherung der weltweiten Versorgung mit Nahrungsmitteln dar.

i.) 
Die Gefährdung bedrohter Arten: Rote Liste gefährdeter Tier- und Pflanzenarten

Auf der „Roten Liste“ stehen die bedrohten Arten (Tiere und Pflanzen). Die bekannteste Liste, die weltweit anzutreffende Arten verzeichnet, ist die „Rote Liste der Weltnaturschutzunion“ (IUCN). Diese wird regelmäßig aktualisiert und vermerkt die Populationsentwicklung der Arten und welche von ihnen gefährdet oder sogar bereits ausgestorben sind. Der Naturschutzbund WWF hat die aktuelle Zahl gefährdeter Arten veröffentlicht: Danach wurden bisher 82.845 Tier- und Pflanzenarten vermerkt, von denen 23.892 als gefährdet gelten.

Der Rückgang der Arten macht und machte sich bereits weltweit bemerkbar, da dieses Problem nicht von einem Staat oder von einzelnen Organisation zu stemmen ist, wurde im Jahr 1992 in Rio de Janeiro ein Übereinkommen zwischen mehreren Staaten verabschiedet. Die „Convention of Biological Diversity“ verfolgt untenstehende Ziele, die den Verlust von Arten und Lebensräumen weltweit eindämmen und vor allem aufhalten sollen. So dass die biologische Vielfalt erhalten bleibt. Aktuell nehmen insgesamt 196 Staaten an dem Abkommen teil.

Ziele des Übereinkommens:    

  • Erhaltung der biologischen Vielfalt (Gene, Arten und Lebensräume).   
  • Nachhaltige Nutzung der Bestandteile.   
  • Die gerechte Verteilung der Vorteile, die aus der Nutzung der genetischen Ressourcen entstehen.    

a) Rückgang der Artenvielfalt und Gegenmaßnahmen

i.) Die Ursachen des anhaltenden Artenverlustes: Gefahren für die Artenvielfalt in der Landwirtschaft

Aufgrund von Monokulturen und Massentierhaltung schreitet der Rückgang der Artenvielfalt voran. Etwa in den letzten 100 Jahren sind nach einigen Wissenschaftlern circa 75 Prozent der in der Landwirtschaft angebauten Pflanzensorten ausgestorben. Insgesamt gilt in Deutschland aber auch weltweit die intensive Landbewirtschaftung, als Faktor für den Rückgang der Arten. Für den Rückgang zeichnen sich unter anderem noch nachfolgende Punkte verantwortlich:

  • Pflanzengifte:

Sie sorgen dafür, dass eine Vielzahl an Bodenorganismen zurückgeht und dass auch Insekten sterben, die eigentlich nützlich für die Landwirtschaft sind (z.B. bodenauflockernde Würmer). So dass sich die biologische Vielfalt minimiert. 

  • Hybridpflanzen: 

Saatgut, das Hybridpflanzen hervorbringt, sorgt zwar für höhere Erträge, aber die Samen der Pflanzen können nicht wiederverwertet und für die neue Aussaat genutzt werden. Landwirte müssen für jede Anpflanzung neues Saatgut kaufen. Dies schränkt die Sortenvielfalt ein.

  • Monopolisierung: 

Den gesamten Saatgutmarkt bestimmen mittlerweile zehn Konzerne, früher waren es noch etwa über 6000 Firmen. Wenn Saatgut gezüchtet wird, legen die Saatgutkonzerne vor allem Wert darauf, dass die Erträge mit der Saat hoch sind sowie kontinuierlich wachsen. Die Merkmale Qualität, Resistenz und Geschmack bleiben dabei oft im Hintergrund und die Gene von einstmaligen Kulturpflanzen gehen nach und nach verloren.

ii.) Maßnahmen gegen den Verlust der Artenvielfalt

Beispiel: Der Biologische Landbau als Mittel der Artenerhaltung

Eine Maßnahme, die direkt auf den Erhalt der Artenvielfalt einwirken kann und somit auch Unterstützung sowie Maßnahmen erfährt, ist die biologische Landwirtschaft. Denn Bauern, die ihren Betrieb auf die biologische Landwirtschaft ausgerichtet haben, setzen meist auf lokale Sorten, bringen keine schädlichen Dünge- oder Pflanzenschutzmittel zum Einsatz oder die nutzen naturnahe Ackerflächen. Die verwendeten Sorten sind an die vorherrschenden Umweltbedingungen angepasst und bleiben zudem durch die Nutzung als Kulturpflanzen erhalten. Durch die Handlungsweisen der Bio-Bauern, werden die Vielfalt und der Erhalt der Arten – unter anderem Pflanzensorten oder nützliche Bodenorgansimen – unterstützt.

Die Organismen unterstützen jedoch nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch die Fruchtbarkeit und die Ertragsstärke der Böden. Einige Studien haben zudem ergeben, dass Produkte aus ökologischem Landbau meist mehr Nährstoffe aufweisen als solche aus konventionellem Anbau und zudem weniger Rückstände von Pestiziden aufweisen. Ein Vergleich der konventionellen und ökologischen Maßnahmen geht jedoch die Forderung hervor: „Was wir brauchen sind bessere, innovative und integrierte Konzepte, die Knowhow aus beiden Bereichen, aus konventioneller und ökologischer Landwirtschaft vereinen und weiterdenken. Dazu zählen Ansätze, die bereits heute genutzt werden wie z.B. die Agro-Forstwirtschaft […]“, sagt der amerikanische Forscher Reganold.

Nicht ausschließlich die Landwirte können durch ihr Verhalten für den Erhalt der Vielfalt sorgen. Was nicht zuletzt daran liegt, dass bestimmte Arten beziehungsweise Sorten oft aus ihren angestammten Gebieten entnommen und an andere Umweltbedingungen angepasst werden. Um den internationalen Austausch zu pflegen und das Wissen über bestimmte Arten zu vernetzen, wurde das bereits erwähnte Übereinkommen CBD beschlossen. Zu den festgelegten Maßnahmen, die dem Artenverlust entgegenwirken und für eine nachhaltige Landwirtschaft sorgen sollen, gehören unter anderem nachfolgende Erhaltungsmaßnahmen:

1.  In-situ-Erhaltung

Die Bewahrung und Erhaltung von Arten in ihren natürlichen Lebensräumen. So wird eine Anpassung der Arten an die sich verändernden Umweltbedingungen ermöglicht. Dadurch können die Artenvielfalt sowie die Wildpflanzen, welche neben den in der Landwirtschaft kultivierten Pflanzenarten wichtige Pflanzengenetische Ressourcen enthalten, die die Agrobiodiversität unterstützen. Denn auch die in den Wildpflanzenarten enthaltenen Gene, sind wichtig für die züchterische Anpassung an die sich stetig verändernden Umweltbedingungen, die nicht zuletzt durch den Klimawandel begünstigt werden. Die Gene der ursprünglichen Wildpflanzen sorgen vor allem dafür, dass Faktoren wie Resistenz oder die Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen weitergetragen werden und somit erhalten bleiben. Diese Eigenschaften sind oft bei der Züchtung von Nutzpflanzen verloren gegangen. Die In-situ-Erhaltung unterstützt wiederum die Qualität und die Quantität der damit produzierbaren Lebensmittel – und das weltweit.

- Erhaltung von Ökosystemen und natürlichen Lebensräumen: Maßnahmen zum Arten- und Biotopschutz.

- Bewahrung und Wiederherstellung von Populationen und Arten in ihrer natürlichen Umgebung.

2. Ex-situ-Erhaltung

Bei den externen Erhaltungsmaßnahmen werden genetischen Ressourcen außerhalb ihrer Umgebung erhalten. Durch die Aufbewahrung in Gendatenbanken werden Pollen, Samen oder auch Zellen vermehrt. Die Ex-situ-Erhaltung ist entscheidend für den Erhalt von Kulturpflanzen, die Informationssammlung über dieselben sowie vor allem über deren genetisches Material. Gendatenbanken wurden gebildet und sorgen für den Erhalt unterschiedlicher genetischer Ressourcen.

Einige in Deutschland ansässige Datenbanken:

  • Ex-situ-Gendatenbank des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK)

Sammlungen, Erhaltung und Charakterisierung von pflanzengenetechnischen Ressourcen. 

  • Gendatenbank für Obst

Die Deutsche Gendatenbank Obst (DGO) wurde gegründet, um das obstgenetische Material zu erhalten. So dass dieses für die Züchtung, die Forschung und für landwirtschaftliche Zwecke sowie vor allem für den Obstanbau genutzt werden kann. 

  • Gendatenbank für Wildpflanzen

Die Gendatenbank Wildpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft (WEL) kümmert sich um den Erhalt hiesiger Wildpflanzen und deren Genmaterial. Teil der Organisation sind verschiedene Botanische Gärten, die gesammeltes Saatgut hiesiger Arten sowie Wildpflanzen, die als gefährdet gelten. Deren gentechnische Daten wurden dokumentiert und dieselben eingelagert.

2. Die Kulturpflanze: Herkunft und Erhaltung

Die Versorgung der Gesellschaft mit landwirtschaftlichen Gütern dauert bereits viele Jahrzehnte an und ist Teil der weltweiten Ernährungsindustrie. Die Methoden der Aussaat, der Bewässerung oder der Ernte haben sich mit den Jahren jedoch durchaus gewandelt, ebenso wie der Umgang mit Kulturpflanzen. Diese wurden zunehmend verdrängt, obwohl sie wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen und effizienten Bewirtschaftung sowie des Artenerhalts sind.

a) Gründe für die Zurückdrängung einiger Kulturpflanzen

i.) Hochleistungssorten: Genmaterial-Rückgang und Züchtungsindustrie

Noch vor etwa 100 Jahren war die Sortenvielfalt verbreiteter als heute, dann herrschte noch ein gegenseitiger Austausch der Landwirte mit Sorten. Die Bauern trugen selbst Verantwortung für die Vermehrung ihres jeweiligen Saatgutes und reichten das Wissen über Generationen hinweg weiter.

Im 21. Jahrhundert angekommen, sieht die Situation anders aus: Saatgutunternehmen setzten auf die Verbreitung von Hochleistungssorten und in den Märkten sind oft bereits nicht selbst vermehrbare Hybridsorten Normalität (z.B. Tomaten oder Gurken). Bereits im 20. Jahrhundert zeichnete sich eine Entwicklung hin zu hybriden Sorten ab. Nicht zuletzt aufgrund des zweiten Weltkrieges kam es in Europa zu einem Mangel an Nahrungsmitteln. Um höhere Ernten erzielen zu können, wurden immer mehr Hybride gezüchtet. Einstige Kulturpflanzen und das Wissen über dieselben wurden nach und nach verdrängt, obwohl sie heute im Zeitalter des Klimawandels aufgrund ihrer hohen resistenten Eigenschaften gegen Umwelteinflüsse benötigt werden.

Saatgut-Züchtung: Hybride

Kulturpflanzen werden heute vornehmlich als Hybride („F1-Hybride) gezüchtet. Die Züchtung entsteht aus der Kreuzung einer Mutter- und einer Vatersorte heraus. Die Sorten sind hoch optimiert, aber nicht noch einmal vermehrbar. Deshalb müssen die Bauern jedes Jahr neue Aussaat kaufen, da sich das Saatgut durch die Entnahme von Samen an vorhandenen Pflanzen nicht erneut nutzen lässt.

In Deutschland existieren verschiedene einheimische Nutzpflanzen, die wichtiger Bestandteil der Ernährungsindustrie sind. Unter den hiesigen Nutzpflanzen zählen Getreidearten wie Roggen, Hafer, Weizen und Gerste zu den ältesten Vertretern, da sie bereits seit über 7000 Jahren angebaut werden. Weitere einheimische Kulturpflanzen, die als Nutzpflanzen zur Verarbeitung kommen, sind unter anderem Kohlrabi, Möhren, Lauch oder Kopfsalat. Nutzpflanzen (Kulturpflanzen) besitzen im Gegensatz zu bestimmten Hybrid-Sorten die Eigenschaft sich an verschiedene geografische und klimatische Bedingungen anzupassen.

a) Kulturpflanzen: Kulturgut anderer Länder

i.) Gebiete, die Kulturpflanzen wie Erbse, Kohlrabi und Co. hervorbrachten

Für den Anbau in Deutschland eignen sich unter anderem Nutzpflanzen wie Tomate, Erbse, Linse, Ackerbohne, Kürbis, Kohl, Gurke, Pastinaken oder Winterzwiebel. Die jeweils aus verschiedenen Herkunftsländern stammen.

i.) Biodiversität-Hotspots: Hohe und schützenswerte Gebiete

Ein Biodervisitäts-Hotspot muss bestimmte Kriterien erfüllen, um als solcher zu gelten: „Eine sehr hohen Anzahl an Arten und gleichzeitig eine starke Gefährdung des Lebensraumes – das sind die beiden Kriterien, an denen gemessen wird, ob sich eine Region „Biodervisitätshotspot“ nennen darf.“ Die Regionen müssen mindestens 0,5 Prozent der gefährdeten Arten beheimaten und circa 70 Prozent der Gesamtfläche beschädigt worden sein. In Deutschland nehmen die Gebiete mit einer hohen biologischen Vielfalt etwa elf Prozent der Gesamtfläche ein und verteilen sich von der Ostsee bis hin zu den Alpen.

3. Beispielprojekte – hiesig und weltweit

Um die biologische Vielfalt zu unterstützen und die landwirtschaftliche Nutzung in einzelnen Hotspots zu verbessern, werden in Deutschland und von der Gesellschaft Projekte initiiert, die den Erhalt der Agrobiodiversität innerstädtisch und auf den weltweiten Äckern vorantreiben.

a) Hiesiger Erhalt: Nutzung bestimmter Saatgüter

i.) Samenfeste Sorten: Vorteile für den Sortenerhalt

Eine schnelle und einfache Lösung, um alte Kulturpflanzen, die oft schon in Vergessenheit geraten sind, zu erhalten, ist die Nutzung derselben. Was Landwirte anbauen und auf die Märkte bringen bleibt zwangsläufig auf den Äckern, in der Ernährungskultur sowie in der Ernährungsindustrie bestehen. Um Kulturpflanzen anpflanzen zu können, gibt es bereits einige Organisationen, die sich durch das Angebot von samenfesten Sorten um den Sortenerhalt bemühen und samenfestes Saatgut verkaufen. Samenfeste Sorten werden über mehrere Jahre gezüchtet und auch untereinander gekreuzt. Letztlich bleiben ihre typischen Eigenschaften – Geschmack, Optik oder Resistenz – bestehen. Das nachfolgende Video beschreibt den Vorgang der samenfesten Sortenvermehrung im Unterschied zur modernen Hybrid-Züchtung:

 

a) Länderübergreifende Unterstützung: Erhalt einer der ältesten Kulturpflanzen

i.) Die gelbe, gebogene Frucht unter den Kulturpflanzen und ihre Merkmale

Bananen gehören im heimischen Obstkorb meist zur Standardausstattung dazu. Jährlich verzehren die Deutschen circa 560.000 Tonnen von dem gekrümmten Obst, welches Wissenschaftlern zufolge zu einer der ältesten Kulturpflanzen der Welt zählt. Die Banane versorgt den menschlichen Organismus, ganz ähnlich wie die Kartoffel, mit Fruchtzucker, verschiedenen Vitaminen und Mineralien. Ihre gelbliche Farbe erhält die Obstsorte in Bananenreifereien, bevor sie im Supermarkt landet. Insgesamt existieren etwa über 1000 verschiedene Bananensorten, von denen vor allem drei besonders häufig genutzt werden: 

1. Obstbanane:
Wird meist ohne Weiterverarbeitung und frisch verzehrt.

2. Kochbanane:
Da das Fruchtfleisch relativ hart ist, wird die Banane meist gekocht oder gebraten. Während sie in Afrika auch zum Brauen von Bier genutzt wird, kommen ihre Blätter in den Herkunftsländern als Viehfutter oder deren Blüte als Gemüsebeilage zur Verwendung.

3. Textilbanane:
Diese Bananensorte enthält Fasern, die unter anderem zur Herstellung von Papier dienen. Angebaut werden die Textilbananen auf den Philippinen.

ii.) Plantagenanbau: Unterstützung der Anbaubedingungen und ihre Notwendigkeit

Bananen werden als Monokultur angepflanzt. Das heißt, deren Anbau beschränkt sich über mehrere Jahre ähnlich wie bei Kaffee auf ein einziges Gebiet, was dauerhaft negative Folgen durch Überbewirtschaftung mit sich bringen kann. Durch einen einseitigen und intensiven Anbau, können unter anderem die Nährstoffe in den Böden verloren gehen. Zu den Hauptexportländern zählen mittel- und südamerikanische Länder wie Ecuador, Kolumbien, Panama oder die Philippinen, welche vor allem die resistente Sorte „Cavendish“ exportieren. Einige der Länder wie Kolumbien oder Ecuador gehören aufgrund ihrer Artenvielfalt (Pflanzen und Tiere), aber auch deren Gefährdung zu den weltweiten Hotspots der Biodervisität.


Bananen
Die Banane gehört zu den ältesten Kulturpflanzen. Genutzt werden vor allem die Obst-, Koch- und
Textilbanane. (c) Mariusz Prusaczyk – fotolia.com


Die Gebiete und somit die dort lebendenden Arten sind aufgrund einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung gefährdet sowie das Grundwasser durch hohen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln belastet. Bananen und andere Lebensmittel, die unter Berücksichtigung umwelt- und artenschützenden Voraussetzungen entstanden sind, sind mit dem PRO PLANET-Siegel gekennzeichnet. Ebenso wie mit der Zertifizierung der Lebensmittel mit dem Rainforest-Alliance-Label wird dafür gesorgt, dass Bananen während ihrer Herstellung weniger belastet werden als andere Lebensmittel. Zudem werden Projekte, die sich um den Artenerhalt sowie die Verbesserung der Anbaubedingungen auf den Plantagen einer der ältesten Kulturpflanzen kümmern, finanziell unterstützt, um sie als Kulturgut zu erhalten und zu schützen.

a) Der Trend „Urban-Gardening“: Erhalt verschiedener Arten

i.) Eigener Anbau: Artenvielfalt in städtischen Gärten

Grünflächen gehören zum Stadtbild dazu. Jedoch beschränken sich diese nicht mehr nur auf Parks, sondern sind zudem in Form von kleinen Gartenanlagen zu finden. Diese werden entweder von Einzelpersonen oder ganzen Gemeinschaften gepflegt, die auf dem Dach, auf, Grünstreifen oder auf Brachen anpflanzen und säen. Der Garten kann aber auch auf dem Balkon entstehen, dafür können sich auch Pflanzen, an denen bereits Früchte hängen, gekauft werden. Das urbane Gärtnern, welches in den Neunzigern zunehmend an Popularität gewann wurde in den Siebzigern bereits in New York gelebt. Die Stadt soll mit verschiedenen, urbanen Gärtnerkonzepten, die von Gemeinschaftsgärten bis hin zu City Farms reichen, die Städte bereichern und Menschen zusammenführen. In entfernten Ländern dienen die innerstädtischen Gärten dagegen als Überlebenshilfe. Allein in Buenos Aires gibt es 2000 urbane Gartenanlagen, welche auch in südafrikanischen Townships zu finden sind.
 

Urban GardeningBild vergrößern
Der Anbau im stadtnahem Hinterhof liegt im Trend und kann der Erhalt der Arten- und Sortenvielfalt unterstützen. (c) Joshua Resnick – fotolia.com
In hiesigen Regionen können die Gärten jedoch auch die Artenvielfalt unterstützen. Das Urban Gardening ist eine Alternative Bewegung entgegen der Monopolisierung des Saatgutes, denn es wird meist auf „nachhaltiges“ Saatgut gesetzt. Das heiß, nach der Ernte werden die Samen der gewonnen Pflanzen entnommen und wieder im städtischen Garten ausgesät. Die Urban Gardener verfolgen zudem meist durch die Aussaat verschiedener Sorten bereits den Erhalt der Artenvielalt und der Kulturpflanzen. Weiterhin unterstützen sie oft Bienenvölker bei der Biodiversität, denn diese sind immer weniger auf dem Land anzutreffen, da sie dort nur für kurze Zeit, wenn Raps oder Obstbäume blühen, Nektar finden. Dagegen finden sie in der Stadt fast durchgängig von Frühjahr bis Herbst etwas Blühendes und die Temperaturen sind in der Stadt meist längere Zeit höher als auf dem Land. Der doppelte Nutzen hierbei ist, dass die Insekten selbst die Artenvielfalt weiter begünstigen.
Pd
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