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07.05.2008 | 01:32 | Pflanzenschutzpolitik 

Gesunde Nahrungsmittel mit sicherem Pflanzenschutz

Berlin - „Die Debatten der vergangenen Wochen über steigende Nahrungsmittelpreise haben gezeigt, dass die nachhaltige Produktion von Nahrungsmitteln weltweit gesteigert werden muss.

Lebensmittelsicherheit
(c) proplanta
Ohne den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln kann die wachsende Nachfrage nicht gedeckt werden“. Dies sagte Friedhelm Decker, der Umweltbeauftragte des Deutschen Bauernverbandes (DBV), im Rahmen des Fachgespräches „Gesunde Nahrungsmittel mit sicherem Pflanzenschutz“ der CDU/CSU Bundestagsfraktion am 5. Mai 2008 in Berlin.

Nach wie vor würden rund 30 Prozent der Welternte durch Schadorganismen und Unkräuter verloren gehen. Daher sei es nicht nachvollziehbar, dass das Europäische Parlament derzeit eher eine Extensivierungsstrategie beim Pflanzenschutz verfolge. Stattdessen wies Decker auf die weit reichenden Fortschritte im Pflanzenschutzmitteleinsatz durch verbesserte Anwendungstechniken und innovative Pflanzenschutzmittel hin. „Daher erwarten wir, dass sich Bundesregierung, Agrarrat und die Abgeordneten im Europaparlament mit Nachdruck für fachlich fundierte und verhältnismäßige Regelungen sowohl für die Zulassung als auch für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln einsetzen“, betonte Decker. Nur so könne Europas Landwirtschaft seinem Teil der Verantwortung zur Produktion von hochwertigen Nahrungsmitteln in ausreichender Menge gerecht werden zum Vorteil der Verbraucher.
 
Problematisch für die Landwirte sei zudem der fehlende EU-Binnenmarkt für Pflanzenschutz­mittel. So würden die Bauern zwar mit ihren Produkten im internationalen Wettbewerb stehen. Bei Pflanzenschutzmitteln würden jedoch in jedem EU-Land unterschiedliche Verhältnisse herrschen, kritisierte Decker. Er wies darauf hin, dass bisher in Deutschland nicht die gleichen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürften wie in benachbarten Mitgliedstaaten. Dadurch hätten die deutschen Landwirte einen gewaltigen Wettbewerbs­nachteil. Es sei daher „eine Mogelpackung für die Verbraucher“, dass dennoch die im Ausland - mit in Deutschland nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln - erzeugten Nahrungsmittel frei auf dem deutschen Markt verkauft werden könnten.
 
Der Vorstoß der EU-Kommission zur Harmonisierung der Zulassung von Pflanzenschutz­mitteln werde daher vom Bauernverband ausdrücklich begrüßt, erklärte Decker. Die von der EU-Kommission vorgeschlagene „zonale Zulassung“ ist seiner Ansicht nach zwar nicht „die Lösung“, aber zumindest ein wichtiger Schritt. Vollkommen unverständlich sei es daher, dass die Mehrheit im Europäischen Parlament in erster Lesung diesen positiven Ansatz einer zonalen Zulassung komplett über Bord geworfen habe. Nun würden zwar die strengsten Zulassungsbedingungen in Deutschland gelten. Davon würden aber die Verbraucher nicht profitieren, da bestimmte Kulturen in Deutschland wegen fehlender Pflanzenschutzmittel nicht mehr angebaut werden könnten oder günstigere Produkte importiert werden würden.
 
Decker kritisierte zudem, dass das Europaparlament eine pauschale Mengenreduktions- und Verbotspolitik verfolgt, womit der Pflanzenschutz in der Landwirtschaft grundsätzlich in Frage gestellt werde. Dadurch würde zukünftig eine Vielzahl von Wirkstoffen aufgrund bestimmter Eigenschaften des reinen Wirkstoffs per se verboten, ohne deren Dosierung und die Anwendungsvorschriften zu berücksichtigen. „Würde dieser Ansatz auf andere Lebens­bereiche übertragen, müsste Coffein verboten werden, da Coffein in Reinform oder durch Über-dosierung tödlich wirken kann“, so Decker.
 
Decker wies darauf hin, dass bereits heute über die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln detaillierte Abstandsauflagen festgelegt werden. Daher seien Forderungen wie pauschale Mengenreduktionsziele oder die Einrichtung von pauschalen Pufferzonen fachlich fragwürdig. Stattdessen plädierte Decker für fachlich begründete Vorgaben für eine zukünftige Pflanzenschutzpolitik. Es müssten in Zukunft alle Anstrengungen darauf abzielen, weitere Fortschritte beim effizienten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft zu erreichen, anstatt den Pflanzenschutz durch überzogene Auflagen unverhältnismäßig einzuschränken. (PD)
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