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16.04.2017 | 14:08 | Lebensmittelsicherheit 

Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln auf niedrigem Niveau

Parma - Die in der Europäischen Union angebotenen Lebensmittel sind weitgehend frei von Pflanzenschutzmittelrückständen beziehungsweise bewegen sich diese unterhalb der gesetzlich zulässigen Höchstwerte.

Pflanzenschutzmittelrückstände
Gut 97 Prozent der Proben sind frei von Pflanzenschutzmittelrückständen. (c) proplanta
Das geht aus dem am Dienstag (11.4.) von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) veröffentlichten Bericht zu dieser Thematik hervor. Demnach enthielten 53,3 % der im Berichtsjahr 2015 gezogenen Lebensmittelproben keinerlei quantifizierbaren Rückstände. In 43,9 % der Proben wurden Rückstände nachgewiesen, die sich aber innerhalb der gesetzlichen Grenzen bewegten. Somit waren 97,2 % aller untersuchten Proben nicht zu beanstanden.

Laut Angaben der EFSA entsprachen die Zahlen für 2015 in etwa denen für das Jahr zuvor. Für den aktuell vorgelegten Bericht wurden insgesamt 84.341 Proben auf 774 verschiedene Pflanzenschutzmittelwirkstoffe hin analysiert. Bei der Mehrzahl der Proben, nämlich 69,3 %, handelte es sich um Produkte, die in den EU-Mitgliedstaaten sowie in Island und Norwegen erzeugt wurden. Insgesamt 25,8 % der Proben betrafen importierte Waren aus Drittländern.

Über die Herkunft der übrigen 4,9 % der Proben lagen keine Angaben vor. Bei Produkten aus der Europäischen Union sowie Island und Norwegen wurden die gesetzlichen Grenzwerte laut Angaben der EFSA lediglich bei insgesamt 1,7 % der Proben überschritten, was einen leichten Anstieg im Vergleich zum Wert von 2014 bedeutete.

Im Fall importierter Lebensmittel aus anderen Staaten wurden in 5,6 % der Proben die maximal zulässigen Grenzwerte überschritten; im Jahr 2014 waren es hier noch 6,5 % gewesen. Vielfach ohne Rückstände Wie die EU-Behörde außerdem berichtete, lagen 96,5 % der insgesamt 1.546 Proben, die im Jahr 2015 von Lebensmitteln für Säuglinge und Kleinkinder gezogen wurden, mit ihren Pflanzenschutzmittelrückständen unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte. Insgesamt 89 % dieser Proben enthielten überhaupt keine quantifizierbaren Pflanzenschutzmittelrückstände. Bei den Biolebensmitteln galt dies sogar für 99,3 % aller hierzu untersuchten Proben. Die große Mehrzahl der Proben bei den tierischen Erzeugnisse, nämlich 84,4 %, enthielt der EFSA zufolge ebenfalls keine quantifizierbaren Rückstände.

Butter einwandfrei

Zusätzlich wurden im Rahmen des EU-koordinierten Kontrollprogramms (EUCP) in den Berichtsländern 10.884 Proben von elf verschiedenen Lebensmitteln untersucht. Dies waren Auberginen, Bananen, Brokkoli, natives Olivenöl, Orangensaft, Erbsen ohne Hülsen, Paprika, Tafeltrauben, Weizen, Butter und Eier. Die betreffenden Erzeugnisse wurden auf Rückstände von 164 Pflanzenschutzmittelwirkstoffen hin geprüft, davon 156 in Nahrungsmitteln pflanzlichen Ursprungs sowie 22 in tierischen Lebensmitteln. Insgesamt überstiegen hier nur 0,8 % der Stichproben die maximal zulässigen Rückstandsgehalte. Während 38,1 % der Proben die gesetzlich festgelegten Rückstandshöchstgehalte einhielten, waren bei 61,1 % der Proben überhaupt keine quantifizierbaren Pflanzenschutzmittelrückstände festzustellen.

Die höchste Überschreitungsrate wies mit 3,4 % der Proben Brokkoli auf, gefolgt von 1,7 % bei den Tafeltrauben. Bei Olivenöl, Orangensaft und Hühnereiern wurden vergleichsweise selten unzulässige Überschreitungen nachgewiesen. Keinerlei Überschreitungen wurden für Butter festgestellt.

Verbraucherrisiko gering

Auf der Grundlage der Ergebnisse aus dem EUCP unternahm die EFSA auch eine Bewertung des ernährungsbedingten Risikos. Insgesamt gelangten die Wissenschaftler in Parma hier zu dem Schluss, dass sowohl kurzfristig als auch langfristig die Exposition der Verbraucher mit Pflanzenschutzmittelrückständen unterhalb der tolerierbaren Grenzen liegt und das Verbraucherrisiko gering ist.

Der agrarpolitische Sprecher der EVP-Fraktion, Albert Deß, erklärte mit Blick auf den EFSA-Bericht, dass die europäischen Lebensmittel gesund, sicher und unbedenklich zu genießen seien. Gleichzeitig betonte der CSU-Politiker, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der heutigen Landwirtschaft unverzichtbar sei.

Der Bericht zeige klar, dass die Landwirte verantwortungsvoll mit ihren Ressourcen umgingen und dabei hochwertige Produkte lieferten. Die Landwirte seien ein Garant dafür, die Verbraucher mit guten und erstklassigen Lebensmitteln zu versorgen, betonte der CSU-Europaabgeordnete.

Demgegenüber bewertete der agrar-politische Sprecher der Grünen im Europaparlament, Martin Häusling, die im Bericht dargelegten Ergebnisse als „nicht zufriedenstellend“. So seien die fast 3 % der Lebensmittel, die über die zulässigen Höchstgrenzen hinaus mit Pflanzenschutzmittelrückständen belastet seien, nicht akzeptabel, monierte Häusling.
AgE
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