Dieser Schritt folge einem Preisstreit zwischen Moskau und Kiew, berichtet Dnevnik, EurActivs Partner in Bulgarien.
Bulgarien leide am stärksten unter den Streitigkeiten, da es das einzige betroffene Land sei, das über keine alternativen Versorgungskanäle, die nicht durch die Ukraine verlaufen, verfüge und keinen eigenen Umschlagplatz für Flüssiggas habe, schreibt Dnevnik. Zudem gibt es im Land nur eine einzige Anlage mit begrenzten Kapazitäten für die Speicherung von Gas, die sich in Chiren, in der Nähe der Stadt Pleven befindet.
Die stellvertretende Energieministerin Galina Tosheva teilte Dnevnik mit, die Anlagen in Chiren könnten einen Monat lang eine angemessene Versorgung sicherstellen. Doch Dimitar Gogov, Vorstandsvorsitzender des staatlichen Gasversorgungsunternehmens Bulgargaz, widersprach dem und erklärte, das Gas, über das das Land verfüge, reiche nur für ein paar Tage.
Krisensitzung
Bulgargaz hat bereits einen Plan zur Reduzierung des Verbrauchs entwickelt, gab die Pressestelle der Regierung bekannt, nachdem Premierminister Sergej Stanischew eine Krisensitzung einberufen hatte, um über die Lage zu diskutieren. In der Balkanregion ist es in diesem Winter besonders kalt und verschneit und die Temperaturen in Bulgarien fallen nachts teilweise auf unter - 15°C.
Auch Rumänien ist von dem Streit betroffen. Das Erdgasversorgungsunternehmen des Landes Transgaz kündigte an, dass die Zufuhr auf der Haupt-Pipeline Isaccea vollständig unterbrochen worden sei, um zu verhindern, dass in der Pipeline ein zu starker Druckabfall eintrete, berichtet HotNews Romania.
Die Agentur zitiert eine Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums, das erklärt, die vollständige Stilllegung sei notwendig geworden, um zu verhindern, dass die Pipelines zu viel Druck verlören. Rumänien erhält normalerweise etwa ein Drittel seiner Gaszufuhr von Russland und deckt etwa 65 % seines Bedarfs mit Gas aus dem eigenen Land.
Die russischen Gaslieferungen in die Türkei durch eine Pipeline durch die Ukraine seien vollständig eingestellt worden, wurde der türkische Energieminister Hilmi Güler von Reuters zitiert.
Güler erklärte, die Türkei habe die Zufuhr russischen Gases, das durch die Blue Stream Pipeline unter dem Schwarzen Meer entlang fließt, auf 48 Millionen Kubikmeter pro Tag anstelle von ursprünglich 40 Millionen erhöht. Ankara wolle zudem seine Flüssiggasquellen und Erdgasvorräte nutzen, erklärte er. Der Minister gab ab, die Türkei habe keinerlei Störungen bei der Lieferung der 15 Millionen Kubikmeter Erdgas, die täglich vom Iran bereitgestellt werden, festgestellt.
In Serbien und Kroatien wurde hingegen berichtet, dass die Lieferungen russischen Gases vollständig gestoppt wurden.
Dominoeffekt Der eskalierende Streit zwischen Moskau und Kiew hat auch auf die Lieferungen nach Westeuropa Auswirkungen. Obwohl Gazprom dem österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV gegenüber von Liefereinschnitten bei russischem Erdgas von rund 30-40% gesprochen habe, seien tatsächlich nur rund 10% des russischen Erdgases an den österreichischen Erdgasknoten Baumgarten geliefert worden, sagte OMV.
Das Erdgasvolumen, das von Österreich nach Westungarn transportiert wird, sei am Dienstag infolge des russisch-ukrainischen Preisstreits gesunken, geht der Deutschen Presse zufolge aus einer Erklärung des ungarischen Gasverteilers hervor.
Der tschechische Pipeline-Betreiber
RWE Transgas sagte, der Gasfluss aus der Ukraine und der Slowakei habe deutlich abgenommen. Er sagte, dies werde dazu führen, dass mehr norwegisches Gas gekauft werde, das durch eine andere Pipeline transportiert werde.
Ukraine beschuldigt Russland Gazprom hat Berichten zufolge seine Lieferungen an die Ukraine um das Volumen reduziert, das Kiew seinen Vermutungen nach illegal abgezweigt hat. Die Ukraine meint unterdessen, dass Gazprom selbst die Lieferungen nach Europa gedrosselt habe. Die EU versuchte zunächst, sich nicht in den Streit einzumischen und wollte lieber nicht die Rolle des Schiedsrichters einnehmen. Bis gestern versuchte sie, die möglichen Auswirkungen des Gasstreits herunterzuspielen.
Tschechien hat heute im Rahmen seiner Ratspräsidentschaft eine Pressemitteilung veröffentlicht, nachdem zuvor Gespräche mit ukrainischen Vertretern stattgefunden hatten.
Unterschiedliche Sichtweisen bezüglich rechtlicher und formeller Fragen machten eine Einigung zwischen Naftogaz und Gazprom schwierig, so die Mitteilung.
Eine Untersuchungsmission der EU soll am späten Nachmittag in Berlin mit Vertretern von Gazprom zusammentreffen.
Hintergrundinformationen
Die EU generiert nur ein Viertel des Gases, das sie verbraucht. Ein weiteres Viertel importiert sie aus Russland, 16 % aus Norwegen und 15 % aus Algerien. Der Rest stammt aus Libyen, Nigeria und Zentralasien.
So gesehen scheint die Abhängigkeit der Union von russischem Gas nicht allzu dramatisch zu sein, doch anders sieht es aus, wenn man sich die Daten einzelner Länder anschaut. Während Spanien überhaupt kein russisches Gas importiert, wird in Polen, Estland, Lettland, Litauen und Finnland der komplette Gasbedarf mit Gas aus Russland gedeckt.
Aufgrund der europäischen Solidarität müssen solche Gegebenheiten berücksichtigt werden, ebenso wie die Situation von Drittstaaten, die keine EU-Mitglieder sind, wie die Ukraine, die ebenfalls äußerst stark auf russische Lieferungen angewiesen ist, sowohl als Verbraucher als auch als Transitland.
Ein Zerwürfnis, das ähnlich verlief, wie der aktuelle Streit zwischen Moskau und Kiew, rief 2006 eine Energiekrise hervor (für weitere Informationen siehe über Pipeline-Politik). Durch die Streitigkeiten im Jahr 2006 sah sich die EU gedrängt, zu fordern, dass die Lieferzusagen „unter allen Umständen“ eingehalten würden, da 80 % des russischen Gases, mit dem die EU beliefert wird, durch die Ukraine transportiert wird. (Euroactiv)