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06.12.2014 | 00:24 | Energiebedarf 

Fossile Energieträger durchkreuzen Klimaschutzpläne

Hamburg - Bis zum Jahr 2050 muss der Ausstoß von Treibhausgasen um 40 bis 70 Prozent zurückgehen, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen und sie damit halbwegs beherrschbar zu halten.

Fossile Energieträger
In Lima ringen die Staaten bei der Klimaschutzkonferenz um eine Begrenzung der Erderwärmung. Das Ziel ist schwer zu erreichen. Denn fossile Energieträger werden noch für mehrere Jahrzehnte den wachsenden Energiebedarf der Menschheit decken. (c) proplanta
Das sagen Klimaforscher und Naturwissenschaftler, die in Lima um konkrete Schritte für den Klimaschutz ringen. Für die meisten Ökonomen ist der Kampf schon verloren. Sie sagen voraus: In den nächsten Jahrzehnten werden nicht weniger, sondern mehr Treibhausgase in die Umwelt gelangen.

Zwei Drittel der globalen CO2-Emissionen gehen auf den Energieverbrauch zurück - und dieser steigt in den nächsten Jahren weiter kräftig an. Auf erneuerbare Energieträger entfällt nur die Hälfte des Wachstums. Das ergibt sich aus Studien und Szenarien verschiedener Energieunternehmen und multinationaler Organisationen.

Im vergangenen Jahr verbrauchte die Menschheit 12,73 Milliarden Tonnen Öläquivalente - das sind alle Energieträger umgerechnet auf Öl. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 2,3 Prozent. Fast 87 Prozent des globalen Energieverbrauchs entfielen dabei auf Öl, Gas und Kohle.

Bis zum Jahr 2035 steigt der Verbrauch laut einer BP-Prognose jährlich um 1,5 Prozent, das macht bis dahin einen Gesamtzuwachs von 41 Prozent. Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht das Wachstum bei 37 Prozent bis 2040 und ist damit deutlich optimistischer.

Es ergeben sich Verschiebungen zwischen Regionen und Energieträgern. In der Summe wachsen die Erneuerbaren am schnellsten, der Ölverbrauch legt nur noch wenig zu. «Insgesamt jedoch wird die weltweite Energienachfrage weiterhin überwiegend durch fossile Brennstoffe gedeckt», schreibt die IEA.

Mehrere globale Mega-Trends treiben den Energieverbrauch unvermindert an:

- Die Weltbevölkerung wächst weiter, von heute rund sieben Milliarden Menschen auf acht bis neun Milliarden in 20 Jahren - je nach Studie. Sie verbrauchen Energie. Etwa zwei Milliarden Menschen, vor allem in Afrika, haben noch keinen Zugang zu kommerzieller Energie. Wenn sich ihre Lebensumstände bessern sollten, kommen sie als Verbraucher dazu.

- Immer mehr Menschen leben in Städten - mittlerweile mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung, mit steigender Tendenz. Ein Städter verbraucht mehr Energie als ein Mensch auf dem Land. Ein immer höherer Anteil der Primärenergie wird zur Stromproduktion eingesetzt.

- Der Wohlstand in den Schwellenländern nimmt tendenziell zu, die Armut nimmt ab. Das steigert den Konsum und den Energieverbrauch. Allein die Zahl der Autos dürfte sich bis 2035 mehr als verdoppeln, von heute 1,1 auf 2,3 Milliarden. 130 (heute 20) von 1.000 Indern werden dann ein Auto haben und 360 (heute 80) von 1.000 Chinesen.

- Mit der Bevölkerung steigt auch die Wirtschaftsleistung. Das globale Wachstum wird in den nächsten 20 Jahren den meisten Studien zufolge mehr als drei Prozent betragen. Das heißt: mehr Fabriken, mehr Dienstleistungen, mehr Verkehr, mehr Energieverbrauch. Der billigste und verfügbarste Energieträger weltweit ist Kohle, deren Verbrauch stärker zunimmt als der Ölkonsum. Noch stärker allerdings wächst der Verbrauch von Gas, das Öl in einigen Bereichen ersetzt.

Dagegen wirken einige Entwicklungen, die den Verbrauch fossiler Energien bremsen. Dazu zählt vor allem ein effizienterer Energieeinsatz, der am meisten bringt und unter Konkurrenzbedingungen auch am leichtesten zu verwirklichen ist. Ohne eine verbesserte Effizienz würde sich der Energieverbrauch bis 2040 verdoppeln.

Aber auch die Entwicklung der erneuerbaren Energien hilft, fossile Energien zu sparen. Sie weisen das größte Wachstum auf, doch ihr Anteil an der globalen Versorgung steigt bis 2035 nur von zwei auf sieben Prozent. In 25 Jahren wird die Welt aus vier ungefähr gleich großen Quellen ihre Energie schöpfen: Öl, Gas, Kohle und kohlenstoffarme Quellen, von Kernkraft bis Solarenergie.

Was heißt das für den CO2-Ausstoß und für die Klimapolitik? Bis 2035 werden die Kohlendioxid-Emissionen aus dem Energiesektor jedes Jahr um 1,1 Prozent steigen - geringer als der Energieverbrauch insgesamt, aber mehr als von Klimaforschern gefordert. Um den weiteren Ausstoß von CO2 zu bremsen, müsste die Energieerzeugung weltweit umgebaut und am besten auf Kohle ganz verzichtet werden. Das ist kaum realistisch.

«Die energiebezogenen CO2-Emissionen steigen bis 2040 um ein Fünftel an», schreibt die IEA. «Damit würde sich die Welt weiterhin auf einen langfristigen durchschnittlichen Temperaturanstieg von 3,6 Grad Celsius zubewegen, der weit über der international vereinbarten Zwei-Grad-Grenze liegt.» Der Weltklimarat meint, dass die Menschheit insgesamt nur noch 1000 Gigatonnen CO2 ausstoßen darf. Diese letzte Reserve ist 2040 verbraucht. (dpa)
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