Stromausfälle, so die Botschaft des Grünen-Politikers in Stuttgart, wird es nicht geben. Mit Blick auf die Einigung der Bundesregierung auf den Weiterbetrieb der drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland schon gar nicht mehr, sagt er.
«Das kann man so gut wie ausschließen.» Die Gasspeicher seien gefüllt. Man werde gut durch den Winter kommen. Kretschmann will Bevölkerung und Wirtschaft beruhigen. Aber wie groß ist die Gefahr eines Blackouts wirklich?
Was genau ist eigentlich ein Blackout?Als Blackout wird ein unkontrollierter, großflächiger und längerer Zusammenbruch der
Stromversorgung bezeichnet.
Die Politik versprüht Zuversicht. Wie schätzen Experten die Lage ein?«Ein solches Szenario halten wir für unwahrscheinlich», teilte eine Sprecherin des Netzbetreibers TransnetBW mit und unterstützte damit Kretschmanns Aussage. Nach einem «Stresstest» sind TransnetBW und andere große Übertragungsnetzbetreiber zu dem Ergebnis gekommen, ein Blackout sei nicht zu erwarten.
Nicht vollständig ausgeschlossen werden könne hingegen, dass stundenweise mehr Strom gebraucht wird als zur Verfügung steht, wie es beim baden-württembergischen Energieministerium heißt.
EnBW-Vorstand Georg Stamatelopoulos, der bei dem Versorger die
Energieerzeugung verantwortet, sagte der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» jüngst: «Es ist ein extrem unwahrscheinliches Szenario, dass wir einen ausgedehnten oder auch regionalen Stromausfall haben. Wir werden in Deutschland mindestens die gleiche Kapazität wie vor einem Jahr zur Verfügung haben.» Üblicherweise leisteten Erneuerbare im Dezember und Januar einen wichtigen Beitrag. «Ich habe deshalb keinen Grund anzunehmen, dass wir nicht genug Strom haben werden.»
Wie viel Strom wird in Baden-Württemberg produziert und verbraucht?Laut dem «Energiebericht kompakt 2021» wurden im Südwesten im Jahr 2019 rund 57,2 Terawattstunden (TWh) Strom erzeugt. Der Anteil erneuerbarer
Energieträger sei auf 31 Prozent gestiegen. Verbraucht wurden im Südwesten 72,1 TWh Strom. «Der im Land selbst erzeugte Strom deckte damit rund 79 Prozent des Stromverbrauchs.» Der Rest sei von anderen Bundesländern und dem Ausland eingeführt worden.
Welche Faktoren spielen bei der Bewertung der Blackout-Gefahr eine Rolle?TransnetBW listet eine ganze Reihe auf: die Verfügbarkeit von Gas und Kohle, der französischen Kernkraftwerke, der Netzreserve und möglicher Marktrückkehrer ebenso wie Witterung und eine erhöhte Last durch Heizlüfter. All das sei in der Analyse berücksichtigt worden.
Welche Möglichkeiten gibt es, einen Blackout zu verhindern?Zunächst wird auf Erzeugerseite geschaut, wie das Angebot erweitert werden kann. Hier spielen zum Beispiel kohlebetriebene Reservekraftwerke eine Rolle. Auch die längere Laufzeit für Atomkraftwerke wie den Meiler Neckarwestheim II im Landkreis Heilbronn könnte Abhilfe schaffen. «Ich sehe die Verlängerung als eine risikominimierende Maßnahme», sagte Stamatelopoulos.
Von TransnetBW hieß es, der Streckbetrieb der
AKW habe einen positiven Effekt, «ist aber nicht als alleiniger Heilsbringer, sondern als ein wichtiger Baustein von mehreren zu betrachten».
Und wenn nicht mehr ausreichend Strom erzeugt werden kann?Dann muss auf der Nachfrageseite eingestampft werden. Hier könnten zum Beispiel Industriezweige zum Sparen verdonnert werden. Ein mögliches Mittel ist laut Bundesnetzagentur zudem, mit einem zeitlichen Vorlauf und regional sowie zeitlich begrenzt einen Teil der Verbraucher und Verbraucherinnen von der
Versorgung zu trennen, um die Nachfrage soweit zu senken, dass sie wieder zur erzeugten Strommenge passt. Um die Auswirkungen auf einzelne Regionen möglichst gering zu halten, soll das reihum geschehen. Experten sprechen von einem «Brownout».