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24.08.2015 | 07:23 | Zunderschwamm-Pilz 

Forstwirte müssen Buchensterben hilflos zusehen

Dassel - Eine von Insekten und Pilzen ausgelöste Krankheit bedroht alte Buchenwälder im Solling und in anderen Mittelgebirgen.

Buchenwälder
Eine besondere Krankheit macht den Buchen in Mittelgebirgen zu schaffen. Der Klimawandel könnte die Schädigungen der Bäume fördern. (c) proplanta
Die vom Zunderschwamm-Pilz befallenen Bäume sterben innerhalb von zwei Jahren ab. «Dann brechen die Stämme in sechs bis acht Meter Höhe ab, obwohl die Krone noch grüne Blätter trägt», sagte der Leiter des niedersächsischen Forstamtes Dassel, Thomas Reulecke.

In den Höhenlagen des Sollings beobachtet der Forstwirt seit einigen Jahren, wie sich die Krankheit ausbreitet. «Für uns ist das ein Wertverlust und eine Gefährdung der Waldarbeiter», sagte Reulecke. Das Holz der morschen Bäume könne nicht mehr verkauft werden. Ein junger Forstwirt sei bereits von einem umstürzenden Baum begraben und schwer verletzt worden.

Nach Einschätzung des niedersächsischen Agrarministeriums handelt es sich dagegen um ein immer wieder vorkommendes Geschehen, das keine größeren Probleme verursache: «Von einem massenhaften Buchensterben kann keine Rede sein. Und auch der Solling ist nicht in Gefahr», sagte Sprecher Klaus Jongebloed.

Das Buchensterben war bereits im 19. Jahrhundert bekannt und trat bisher in Wellen auf. Im Sommer 2000 erkrankten unter anderem Wälder in der Eifel, im Sauerland sowie in den belgischen Ardennen. «In der Regel sind Bäume im Flachland nicht betroffen», sagte Michael Habermann von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen. Das Institut ist neben Niedersachsen auch für Hessen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein zuständig. Infizierte Buchen gibt es Habermann zufolge zurzeit auch in nordhessischen Wäldern, im Ostharz sowie im Sauerland.

Forscher vermuten, dass der Klimawandel die Schädigung der Bäume begünstigt. Buchen, aber auch Eichen hätten Probleme mit Witterungsextremen wie viel zu warmen Wintern und Starkregen im Sommer, sagte Habermann. Im Bereich des Forstamtes Dassel im Solling seien Bäume auf einer Fläche von rund 3.500 Hektar betroffen, berichtete Amtschef Reulecke: «Gegen das Buchensterben gibt es kein Mittel. Da sind wir völlig hilflos.»

Wissenschaftler empfehlen, sich auf die Situation einzustellen und die Pflegekonzepte im Wald anzupassen. Möglicherweise dürfe man Buchen nicht mehr so alt werden lassen, sagte Habermann und warnte vor Panikmache: «Nicht alle alten Buchen werden vom Pilz gefressen.»

Die Krankheit wird zunächst von Schildläusen ausgelöst, die an der Rinde saugen. Über die Saugstellen infizieren sich die Buchen mit Pilzsporen. Durch die Verletzungsstellen dringen Borkenkäfer ein. An den Bohrlöchern bilden sich austerförmige Zunderschwamm-Pilze. (dpa)
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