1980 hatte Hitzacker die Reben gepflanzt, drei Jahre und gute 5.000 Sonnenstunden später stand bereits die erste Lese an. Mehr als 99 Reben sollen es aber nicht werden. Denn bei nur einer Pflanze mehr muss ein
Winzer seine Produkte amtlich prüfen lassen. Trotzdem ist der Weinberg mehr als nur ein Marketing-Gag, der Touristen das gute Klima des Elbestädtchens vor Augen führt und Hochzeitspaaren eine wildromantische Kulisse für das Jawort bietet.
Ein Blick in die Chroniken zeigt, dass der Weinbau eine lange Tradition in Hitzacker hat. «1521 ist erstmals unter Herzog Ernst dem Bekenner Wein angepflanzt worden, 1713 hat dann ein verheerender Hagelsturm alle Reben vernichtet», erzählt Melanie Baron. Der Wein aus Hitzacker ist seinerzeit an der herzoglichen Tafel genossen worden. Gut möglich, dass auch Martin Luther, ein Freund Ernst des Bekenners, den Tropfen gekostet hat. Immerhin soll der Wein von «geziemender» Qualität gewesen sein, wie der Kupferstecher und Verleger Matthäus Merian 1654 in seiner Topographia Germaniae berichtete.
«Er ist trocken-süffig, passt schön zum Essen», charakterisiert Fritz Melsheimer das Weinbergströpfchen von heute. Der Mosel-Winzer aus Maring-Noviand (Rheinland-Pfalz) hat jedes Jahr die Aufgabe, den Elbe-Cuvée aus den verschiedenen Rebsorten, die in Hitzacker am Hang wachsen, zu kreieren - das sind überwiegend Müller-Thurgau, Ortega, Kerner und Albalonga, aber auch Frühburgunder,
Riesling und Silvaner. «Um die 11 Volumenprozent Alkohol hat der Wein», sagt Melsheimer. Wenn er kurz vor der Traubenlese am Elbe-Weinberg einen Tropfen Most in seinem Refraktometer betrachtet, bestimmt er gewöhnlich einen Zuckergehalt der Trauben von 70 bis 75 Grad Öchsle - ein für deutsche Gefilde guter Durchschnittswert.
Alle zwei Monate ist Melsheimer in Hitzacker, um den Stadtgärtnern Ratschläge zur Pflege des Weinbergs zu geben. Es gilt, die Seitentriebe der Reben zu stutzen, gierige Vögel von der süßen Rebenlast fernzuhalten oder den von Natur aus wenig kalkhaltigen Boden optimal zu düngen. Die Lage indes könnte besser nicht sein. «Hangneigung Süd-Südost», stellt Melsheimer anerkennend fest. «Da gibt es nichts zu meckern.» (dpa)