 (c) proplanta Der Perlwein ist in Deutschland als Secco wieder salonfähig geworden. «Seit etwa fünf Jahren haben wir beim Secco ein dynamisches Wachstum», sagt der Sprecher des Deutschen Weininstituts (DWI) in Mainz, Ernst Büscher. Denn nach dem Prosecco-Boom in den neunziger Jahren haben die deutschen Winzer ihren alten Perlwein neu entdeckt. «Heute hat fast jeder Winzer seinen Secco im Angebot», sagt Büscher.
Prosecco ist nichts anderes als Perlwein - Wein, dem nach der ersten Gärung Kohlensäure zugesetzt wird. Während Prosecco der Name einer Rebsorte aus einem Anbaugebiet im Nordosten Italiens und gesetzlich geschützt ist, kann der Begriff Secco von jedem verwendet werden. Marcus Treis, Geschäftsführer der Mosel-Sektkellerei Treis in Zell-Merl, hat sich vor zehn Jahren den Begriff «Mosecco» schützen lassen und verperlt bereits für rund 100 Winzer an der Mosel den Wein. «Ich will den Perlwein von der Mosel wieder bekannt machen», sagt Treis, der bereits die Hälfte seines Umsatzes mit Secco bestreitet.
Der neue Erfolg des Secco hat verschiedene Gründe. Zum einen ist der in guter Qualität mit vier bis sechs Euro pro Flasche meist günstiger als seine italienischen Brüder. Da auf Perlwein keine Sektsteuer entfällt und somit 1,02 Euro je 0,75-Liter gespart werden, hat er auch im Vergleich zum Sekt einen Preisvorteil. «Hinzu kommt, dass der Secco an das allseits beliebte italienische Lebensgefühl appelliert», sagt Treis. Und die Deutschen nicht mehr jeden Tag Sekt trinken wollen. Büscher erklärt: «Sekt hat was mit Erfolg und Feiern zu tun. In den letzten Jahren hat die Feierlaune abgenommen, die Leute sind zurückhaltender geworden.»
Im Gegensatz zum Sekt (Schaumwein) ist Perlwein ein «halbschäumender Wein», der einen Kohlensäureüberdruck von maximal 2,5 bar aufweisen darf - ab 3 bar spricht man von Schaumwein. Die Kohlensäure wird beim Secco meist künstlich zugesetzt, beim Sekt entsteht sie durch eine zweite, natürliche Gärung. Um die beiden Produkte unterscheiden zu können, dürfen Seccos nicht wie Sekte durch einen Drahtkorb, die so genannte Agraffe, fixiert werden, sondern sind meist mit Drehverschluss oder einem Korken und darüber befindlichen Folien oder Bändern verschlossen.
Der deutsche Perlwein erlebt nach Ansicht des Weinbaupräsidenten von Mosel-Saar-Ruwer, Adolf Schmitt, auch deshalb eine Renaissance, weil er qualitativ deutlich besser sei als zu seiner ersten Glanzzeit in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. «Früher war das eher eine Brause von importierten billigen Weinen», sagt Schmitt. Heute aber gingen in dem Prickler auch hochwertige Weine auf. Bevorzugte Rebsorten sind Riesling und Weißburgunder. Aber auch bukettreiche Sorten wie Bacchus und Gewürztraminer finden sich verperlt in Cuvées wieder.
Volker Raumland, Inhaber des Sekthauses Raumland im rheinhessischen Flörsheim-Dalsheim, hat neben diversen Secco auch einen Trauben- und Apfel-Secco ins Angebot aufgenommen und eine weitere Marktnische entdeckt: Bereits 20.000 bis 30.000 Flaschen verkauft er jährlich an Händler und Gastronomie. Und das, obwohl dieser Secco eigentlich nur für Kinder gedacht war. (dpa)
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