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17.08.2009 | 15:10 | Windenergie  

Der Süden schläft im Windschatten

München/Stuttgart - Der Süden ist längst abgehängt.

Windrad bei Sonnenuntergang
(c) proplanta
In Sachen Windkraft machen nicht nur die begünstigten Küstenländer, sondern auch andere vergleichsweise windarme Binnenländer Bayern und Baden-Württemberg seit Jahren vor, wie es geht. Im Süden werde schlichtweg geschlafen und das Potenzial der Windkraft verkannt, klagt der Bundesverband WindEnergie. Baden-Württembergs Umweltministerin Tanja Gönner (CDU) räumt das sogar ein - spricht aber lieber davon, man sei etwas «trödlerisch» gewesen. Wie ihr Amtskollege Markus Söder (CSU) in München will sie jetzt aber sozusagen für eine frische Brise sorgen.

Die Zahlen sprechen für sich: Nicht mal ein Prozent (0,82 Prozent) des in Baden-Württemberg produzierten Stroms stammt von Windkraftanlagen, in Bayern sind es 0,65 Prozent. 356 Windräder drehen sich im Atomland Baden-Württemberg, in Bayern sind es auch nur 365 - obwohl der Freistaat der größte deutsche Flächenstaat ist. In Nordrhein-Westfalen sind es mehr als siebenmal so viele (2702).

So viele müssten es nicht mal sein, um in beiden Südländern den Anteil der Windkraft am Strommix bis 2020 zu verzehnfachen, versichert der Bundesverband WindEnergie. 650 bis 700 modernste Anlagen der Fünf-Megawatt-Klasse reichten dafür aus, betont Vize- Landeschef Andreas Heizmann. Rein theoretisch könnte 2020 sogar die Hälfte des deutschen Stroms aus Windkraft gewonnen werden, hatte Verbandspräsident Hermann Albers kürzlich versichert. Lediglich ein Prozent ihrer Fläche müssten die Länder für Windparks freigeben, zudem müssten alte Anlagen auf den neusten Stand gebracht werden.

Die Krux: Diese mächtigen Windräder müssten dann aber auch auf den Höhen des Schwarzwaldes, des Bayerischen Walds und anderer Urlaubsregionen stehen. Baden-Württembergs Umweltministerin Gönner weiß, dass gerade da viele Bürger bereit sind, «in den Kampf zu gehen» um eine «Verspargelung» ihrer Kulturlandschaft zu verhindern. Seit der Ära des früheren Ministerpräsidenten Erwin Teufel würden der Windkraft-Branche im Südwesten «Prügel zwischen die Beine geworfen» und Investoren verschreckt, sagt BUND-Energieexperte Thomas Knapp. «Kleinmütig» seien die Ziele des Landes, den Anteil aller Öko- Energien an der Stromerzeugung bis 2020 auf 20 Prozent zu schrauben.

Für Knapp steht fest: «Die Landesregierung ist Gefangene ihrer Strategie, unbedingt die Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke durchsetzen zu wollen.» In München will Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) die Windenergie durchaus ausbauen - nur nicht so stark wie von der Windkraftlobby gefordert. «Mittelfristig könnte der Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung in Bayern auf bis zu drei Prozent gesteigert werden», sagt Umweltminister Markus Söder (CSU). Derzeit sind es laut Windenergie-Verband 0,65 Prozent. Machbar ist nach Einschätzung des Ministeriums eine Verdopplung der aktuellen Zahl an Windkraftanlagen auf etwa 700. Umweltschützer wollen dagegen 1.000.

Söders Ministerium verweist darauf, dass Bayern bei den anderen erneuerbaren Energien bundesweit Nummer eins ist - Wasser, Sonnenenergie und Biomasse. Bis 2020 soll der Anteil der Erneuerbaren an der gesamten bayerischen Energieproduktion von 8 auf 16 Prozent steigen. Doch die Windradbranche glaubt, dass die Staatsregierung dieses Ziel ohne massiven Ausbau der Windenergie verfehlen wird. «Die Wasserkraft ist vollkommen ausgereizt, die Photovoltaik weitgehend. Durch die Biomasse kann das auch nicht geleistet werden», sagt Sprecher Christoph Markl-Meider. (dpa)
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