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03.04.2011 | 06:03 | Tsunami-Frühwarnsyste 

Forscher: Viel schnellere und genauere Warnung

Potsdam - Als der verheerende Tsunami Weihnachten 2004 Indonesien verwüstete, wollte Deutschland helfen. Glück für das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam - denn dort hatten Wissenschaftler einen Prototypen für ein Frühwarnsystem entwickelt.

Tsunami-Frühwarnsystem
Auf dieser Basis entwickelten rund 100 Experten an fünf beteilten Instituten das Tsunami-Frühwarnsystem, das am Dienstag in Jakarta offiziell übergeben wurde. Koordinator des seismologischen Teils war Winfried Hanka (59) vom GFZ.


Ist die Entwicklung des Warnsystems auch für Forscher etwas Besonderes?

Hanka: «Auf jeden Fall. Nicht jeder Forscher hat das Glück, dass er erleben kann, welchen unmittelbaren Nutzen seine Arbeit für die Gesellschaft haben kann. In der Regel veröffentlichen wir die Ergebnisse unserer Arbeit in Aufsätzen, stellen sie auf Kongressen vor. Zu sehen, dass die Methode unmittelbar in der Praxis realisiert wird, ist etwas Besonderes.»


Was macht den besonderen Nutzen des Frühwarnsystems aus?

Hanka: «Zu Beginn des Projektes konnten wir erst nach etwa zehn Minuten eine verlässliche Schätzung zur Lage des Epizentrums eines Erdbebens abgeben. Der kritische Punkt war aber eine schnelle zuverlässige Bestimmung der Magnitude. Das war zunächst für sehr starke Beben nicht möglich. Inzwischen ist die Erdbebenforschung so weit, dass wir den Stärkegrad bereits in weniger als fünf Minuten zuverlässig bestimmen können. Auf dieser Basis ist es dann möglich, eine Tsunami-Warnung aufzubauen. Unsere Erdbebenparameter werden an eine zentrale Stelle des Systems geschickt, wo tausende von Tsunami-Szenarien vorliegen. Je nachdem wo ein Erdbeben ist und welche Stärke es hat, lassen sich die Gefahren durch einen erzeugten Tsunami genauer bestimmen.»


Was geschieht dann?

Hanka: «Weitere Informationen - beispielsweise Messungen des Satellitennavigationssystems GPS auf den Bojen im Meer oder an Land - werden herangezogen. Anhand der Berechnungen wird dann das wahrscheinlichste Szenario ausgewählt. Darauf wird die Warnung aufgebaut. Wir versuchen, eine Warnung so punktgenau wie möglich zu geben. Natürlich würde man am liebsten immer komplett auf Nummer sicher gehen, aber eine Evakuierung ist mit großem logistischen Aufwand verbunden und auch mit wirtschaftlichem Schaden. Das kann man nicht beliebig oft machen.»


Das System ist übergeben, ist das Projekt damit abgeschlossen?

Hanka: «Nein. Das GFZ war von den fünf beteiligten Instituten aus Deutschland führend und hat auch künftig noch Mitarbeiter vor Ort. Neben dem technischen Betrieb sind auch Schulungen nötig. Außerdem sollen die Erfahrungen in Indonesien für weiter Regionen genutzt werden.» (dpa)
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