Ein Forschungsteam der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL der Berner Fachhochschule hat neue Bakterienarten in der Schweiz nachgewiesen, welche die Krankheiten Schwarzbeinigkeit und Nassfäule hervorrufen.
Fäulnis erzeugende Bakterien gehören zu den bedeutendsten Krankheitserregern im Kartoffelanbau. Die ökonomischen Verluste, die sie verursachen, sind beträchtlich.
In den Niederlanden zum Beispiel wird der jährliche Verlust auf rund 30 Mio. Euro beziffert, in der Schweiz sind es rund 2,5 Mio Franken. Kommt hinzu, dass hierzulande die Schwarzbeinigkeit in den letzten fünf Jahren der häufigste Grund dafür war, dass Pflanzgut bei der Zertifizierung zurückgewiesen wurde.
Moderne Analyseverfahren machen Befall erst sichtbar
Bislang waren in Europa drei Bakterienarten, die Schwarzbeinigkeit und Nassfäule hervorrufen, klassifiziert: Dickeya spp., Pectobacterium atrosepticum und Pectobacterium carotovorum subsp. carotovorum.
Dank moderner Analyseverfahren konnten Forschende der HAFL jetzt im Rahmen eines Projekts zusammen mit der schweizerischen Kartoffelbranche, der
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil sowie der BIOREBA AG erstmals zwei neue Erreger derselben Krankheiten in der Schweiz isolieren. Dabei handelt es sich um Pectobacterium wasabiae und Pectobacterium carotovorum subsp. brasiliensis.
Während ersteres vermutlich seit längerem in der Schweiz vorkommt, aber mit dem genetisch eng verwandten Pectobacterium carotovorum subsp. carotovorum verwechselt wurde, war die Präsenz des zweiten, 2004 in Brasilien entdeckten Bakteriums in Europa bislang offiziell erst in den Niederlanden bestätigt.
Erreger aussortieren, bevor sie aufs Feld gelangen
«Da es noch keine zuverlässigen und wirksamen Bekämpfungsmassnahmen gegen diese Bakterienkrankheiten gibt, sind vorbeugende Massnahmen umso wichtiger», erläutert Andreas Keiser, Projektleiter an der HAFL. Die bedeutendste: befallenes Pflanzgut aussortieren, bevor es überhaupt aufs Feld kommt.
Die Identifikation der beiden Erreger auf Schweizer Kartoffelfeldern sollte laut Keiser für die Bauern kaum etwas ändern. Trotzdem sei sie für die Praxis entscheidend: «Bei der Zertifizierung kann das Pflanzgut künftig auch auf diese Erreger hin untersucht und befallenes Pflanzgut von vornherein entfernt werden.» (bfh)