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28.03.2015 | 18:12 | Kerzenlicht 

Kerzen bleiben auch im Technik-Zeitalter wichtig

Mainz - Bei der «Earth Hour» an diesem Samstag schalten voraussichtlich Millionen Menschen auf der Erde für eine Stunde das Licht aus - für den Klimaschutz.

Kerzenlicht
Wenn das künstliche Licht ausgeknipst wird, werden oft Kerzen wichtig - wie bei der alljährlichen Umweltschutzaktion «Earth Hour». Kerzen haben einen festen Platz auch im Technik-Zeitalter. (c) proplanta
Viele greifen während der Aktion der Umweltstiftung WWF zu Kerzen. Die Kerze gewinnt in der ansonsten dauerbeleuchteten Welt zum Teil sogar an Bedeutung, meint der Mainzer Theologe Kristian Fechtner im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Frage: Braucht die Kerze mittlerweile eine Aktion wie die «Earth Hour», um mal wieder einen großen Auftritt zu haben?

Antwort: Die «Earth Hour» mag eine gute Aktion sein, aber der Kerze braucht nicht nachgeholfen werden. Kerzen sind - obwohl sie sich als Gebrauchsgegenstände längst überlebt haben - noch in fast jedem Haushalt vorhanden. Vergleichbar ist wohl nur die Zahnbürste. Sie haben als Allerweltsgegenstände eine erstaunlich hohe symbolische Bedeutung. Heute gibt es nicht nur Tupperpartys, sondern auch Kerzenpartys, bei denen Kunstkerzen verkauft werden.

Frage: Warum ist die Kerze nicht unterzukriegen?

Antwort: Kerzen sind Teil unserer Festkultur - vom Adventskranz bis zur Osterkerze. Aber auch im nichtreligiösen Bereich: Man kann sich kaum einen Kindergeburtstag ohne Kerzenlicht vorstellen. Die Kerze hat eine symbolische Bedeutung als Lebenslicht. Das bleibt tief in unser Gefühlsgedächtnis eingeschrieben.

Frage: Was unterscheidet eine Kerze von einer Lampe?

Antwort: Der Hauptunterschied zur Lampe ist: Die Kerze ist ein nichttechnisches Licht. In einem hoch technisierten Zeitalter bilden Kerzen einen Widerpart. Lampen sind ein Beleuchtungsmittel, die Kerze ist ein Verdunklungsmittel. Wenn Menschen das Gefühl haben, jetzt soll es mal etwas schummriger sein, entzünden sie eine Kerze. Kerzen leben davon, dass sie nicht nur Licht abgeben, sondern die Dunkelheit um sich herum im Kerzenschein belassen.

Frage: In Liebesfilmen sieht man noch viele Kerzen. Ist Kerzenschein nicht auch sehr kitschig?

Antwort: Die Kerze ist genauso kitschig wie Rosen oder ein Sonnenuntergang. Alle starken Gefühle haben einen Stich ins Kitschige - na klar. Aber in dem Moment, in dem man sich fragt: Was soll ich tun, wenn ich nichts mehr machen kann? Dann entzünden Menschen Kerzen. Das wurde bei dem Flugzeugabsturz wieder deutlich.

Kerzen geben nicht nur Licht, sondern sie werden auch entzündet. Das ist eine Handlung, die man im Gedächtnis an einen Menschen tut und mit der man sich eine Person vergegenwärtigt. Mit der Kerze wird ein Leben noch einmal präsent. Also Kitsch: ja. Aber Kerzen haben auch einen tiefen Ernst.

Zur Person: Kristian Fechtner ist 54 Jahre alt und Professor für praktische Theologie an der Uni Mainz. Er beschäftigt sich mit Gottesdiensten und Kerzenritualen. Privat sei er allerdings kein großer Kerzenfreund, sagt Fechtner. «Ich habe eine Brille und das Funzellicht einer Kerze macht mich unruhig.» (dpa)
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