Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
26.04.2009 | 16:48 | Tierforschung  

Nachtsicht-Mechanismus bei Tieren entschlüsselt

München - Die Fähigkeit nachtaktiver Säugetiere, auch in der Dunkelheit zu sehen, beruht auf der speziellen Anordnung der Erbinformation in den Lichtsinneszellen ihrer Augen.

Nachtaktive Säugetiere
Das berichten Humangenetiker der Universität München, in Kooperation mit Forschern aus Frankfurt, Großbritannien und Kanada. Sie untersuchten, wie die Zellkerne in den Stäbchen bei vierzig verschiedenen Tieren organisiert sind, darunter Kuh, Pferd, Esel, Katze, Maus, Kaninchen und Affen. Die Sehzellen der nachtaktiver Arten bündeln das Licht statt es zu streuen, wofür die Zellkerne eine entscheidende Rolle spielen. Es komme nicht auf die von ihnen enthaltene Erbinformation an, sondern auf die Art deren Bündelung, so die Forscher im Fachmagazin Cell http://www.cell.com.

Was die Augen nachtaktiver Säuger von denen anderer Tiere unterscheidet, ist die Architektur der Zellkerne ihrer Sehstäbchen. Deren DNA ist bei allen Tieren platzsparend um Proteine namens Histone gewickelt und bildet somit einen sogenannten Chromatin-Komplex. Im Unterschied zu den tagesaktiven Tieren sind bei nachtaktiven Säugern die gerade benötigten Chromatine im äußeren Bereich des Zellkerns angeordnet statt innen.

Die dichter gewickelten, nicht benötigten Abschnitte liegen im inneren Bereich des Zellkerns. Ihre gesteigerte Fähigkeit zur Lichtbrechung machen sie zu einer Mikrolinse, die das Licht bündelt. Durch die Wirkung mehrerer übereinander liegender Zellkerne wird das Licht fast ohne Streuverluste in Richtung der lichtempfindlichen Pigmente weitergeleitet. Somit steigert sich die Lichtausbeute und das Sehen wird trotz Dunkelheit möglich.

"Die wesentliche Erkenntnis dieser Forschung ist, dass Säugetiere die Architektur ihrer Zellkerne an ihren Lebensstil anpassen", betont Boris Joffe vom Biozentrum Martinsried der Universität München http://humangenetik.bio.lmu.de im pressetext-Interview. Säugetiere hätten es im Lauf der Evolution geschafft, anders als Reptilien auch nachts eine konstante Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. "Dass sich dabei die Anordnung der DNA in den Rezeptorenzellen so entwickelt hat, ist kein Zufall. Aufgrund der Wichtigkeit ihrer Sehstäbchen sehen sie vor allem Schwarz-Weiß, während das Farbsehen, das über die Zapfen verläuft, wenig ausgeprägt ist." Mäuse würden etwa aus diesem Grund das Tageslicht scheuen und ihre Aktivitäten lieber auf die Dunkelheit verlagern, so der Münchner Humangenetiker. (pte)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Umweltministerin Walker warnt vor Artensterben durch Klimawandel

  Kommentierte Artikel

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?