Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
18.07.2009 | 11:06 | Verhaltensforschung  

Umweltbewusste Jugendliche oft Außenseiter

Jönköping - Um sich für eine nachhaltige Entwicklung zu engagieren, müssen junge Menschen das Gefühl von Hilflosigkeit überwinden.

Feldbegehung
(c) proplanta
Zu diesem Schluss kommt die schwedische Forscherin Ellen Almers von der School of Education and Communication der Universität Jönköping http://hlk.hj.se/eng. In narrativen Interviews befragte sie eine kleine Gruppe junger Erwachsener, die einen Großteil ihrer freien Zeit und Energie für Projekte des Klimaschutzes, der Biodiversität oder der sozialen Gerechtigkeit widmen, nach der Grundlage ihres Tuns. "Gemeinsames Kennzeichen der Befragten war die moralische Verpflichtung gegenüber Menschen, denen sie nie begegnen werden, da sie beispielsweise in einem anderen Erdteil leben oder erst in Jahrhunderten geboren werden", so die Forscherin gegenüber pressetext. Darüber hinaus fand sie gemeinsame soziale und emotionale Motivationsfaktoren und zeigte, welchen wichtigen Einfluss auch außerschulische, informelle Kanäle haben.

Der Nährboden des Engagements für die Umwelt werde bereits in der frühen Kindheit vorbereitet, ausgelöst oft von emotionalen Reaktionen auf Missstände. "Häufig ist es ein Gefühl der Empörung etwa über Hunger in der Welt oder über Tiersterben, das zu einer ersten Handlung führt", so Almers. Statt deterministischer Weltsicht sei die Einstellung entscheidend, dass man die Welt durch eigene Handlungen mitgestalten und verändern könne, was erst das wichtigste Hemmnis - das Gefühl von Hilflosigkeit - überwinde. Ein weiterer Faktor sei Wissenskompetenz über Umweltthemen und Handlungsmöglichkeiten, wofür die Forscherin das Konzept des ökologischen Fußabdrucks als Beispiel nennt. "Dieser Zugang vermittelt besonders anschaulich, wie selbst unbewusste Handlungen Auswirkungen auf die Umwelt haben."

Selbst in der Umweltthematik sind Jugendliche ständig verschiedenen Perspektiven ausgesetzt. "Elternhaus, Schule und manchmal auch moralische Instanzen wie die Kirche vermitteln verschiedene Sichtweisen, was Jugendliche zur eigenen Stellungnahme auffordern kann." Sich Gruppenzwängen und Konsumzwang nicht zu beugen, sei eine emotional schwierige Erfahrung, weshalb viele auf die Suche nach eigenen Positionen verzichten würden. "Kritisches, reflektiertes Denken und Handeln nach dem Gewissen erwächst jedoch erst daraus. Viele die sich später in sozialen Organisationen engagieren waren in ihrer Schulzeit aufgrund ihrer Einstellungen Außenseiter und sind später froh, Gleichgesinnte zu entdecken", so die Forscherin.

Der Schule rät Almers, neben der Wissensvermittlung über den Klimawandel zu umweltfreundlichem Verhalten einzuladen und dieses selbst zu praktizieren. "Oft konzentriert man sich zu viel auf Probleme und zu wenig auf Lösungen. Ein Weg dazu wäre etwa, Menschen aus NGOs einzuladen, die für Schüler Beispiele für Umweltengagement liefern und Identifikation ermöglichen." Die Förderung und Diskussion von Umwelthandlungs-Strategien für den Alltag seien schon bisher Anliegen sensibilisierter Lehrer, die laut Almers an jeder Schule zu finden seien. Man dürfe jedoch die Schule nicht abgesondert von ihrem Umfeld betrachten. "Das materialistische Konsumverhalten, das uns die Werbung einbläut, ist sehr schwer zu bekämpfen. Es ist wichtig, Alternativen dazu aufzuzeigen und zu fördern."

Als Aufgabe der Eltern für das Umwelthandeln sieht Almers einerseits die Vermittlung eines Wertesystems. "Kinder müssen spüren, dass es nicht verhandelbare Dinge gibt, etwa der gleiche Wert des Lebens aller." Beeindruckend war für die Forscherin vor allem die Erfahrung, dass es keine perfekte familiäre Situationen brauche, um Weichen in Richtung Umweltengagement zu stellen. "Manche der Befragten berichteten von großen Problemen ihrer Eltern, unter anderem Alkoholismus und Scheidung. Doch selbst diesen Eltern kann es gelingen, ihren Kindern zu vermitteln, dass sie an sie glauben und in sie vertrauen. Das ist für die spätere Handlungsfähigkeit enorm wichtig." (pte)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Tag gegen Lärm: Zehn Prozent leiden unter Straßenlärm

 Rechtliche Schritte nach Votum gegen Diesel-Fahrverbot

 Abgeordneter ruft Verfassungsgericht wegen Klimaschutz-Reform an

 Experten kritisieren G7-Klimaschutzpolitik als unzureichend

 Risiken durch Klimawandel für 70 Prozent der Arbeitskräfte

  Kommentierte Artikel

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte