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06.04.2016 | 19:00 | Warenterminbörsen 

Weizenpreis: Zäher Aufwärtstrend mit hohen Risiken

Stuttgart/Paris/Chicago - Der Weizenpreis konnte den Aufwärtstrend der Vorwoche fortsetzen.

Weizenpreis MATIF KW 14
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Entwicklung Weizenpreis an der MATIF. (c) proplanta

Während in den USA immer wieder Spekulationen über zu trockene Böden in den südlichen Plains für Hard Red Winter die Weizenterminkurse in Chicago befeuerten, sorgten in der EU-32 gestiegene Weizenexporte tatsächlich für Marktentlastung. In den USA veröffentlichte NASS gestern die ersten Vegetationsberichte zu Winterweizen. Dabei zeigten sich außergewöhnlich gute Weizenbestände, 59 % der Bestände wurden als gut bis sehr bonitiert gegenüber 44 % im letzten Jahr.

Gleichzeitig wurden nur 7 % der US-Weizenbestände als schlecht bewertet gegenüber 16 % im Vorjahr. Dies stellte klar, dass sämtliche Bedenken über Frost- und Trockenheitsschäden bei US-Weizen unbegründet sind und zu trockene Witterungsverhältnisse allenfalls auf die südlichen Plains begrenzt sind. Insofern stützen derzeit tatsächlich nur eine um 9 % kleinere US-Weizenanbaufläche von knapp 20,1 Mio. ha gegenüber 22,2 Mio. ha im Vorjahr sowie um 1,2 % leicht geschrumpfte US-Weizenbestände, die aber um 15 % über denen des Vorjahres liegen, den US-Markt für Weizen.

Auch die letztwöchigen US-Exportinspektionen waren mit 317.200 t erneut schwach. Die Exporte für US-Weizen hinken um 91 % hinter dem Forecast zurück. Nicht zu unterschätzen ist auch die Tatsache, dass in zwei Wochen die argentinische Weizenaussaat beginnt, die veränderte Zollpolitik Argentiniens lässt eine gehörige Ausdehnung erwarten.

In der EU entlasten höhere Weizenexporte spürbar den Markt. Mit 969.000 t waren die EU-Exporte in der Woche bis 29.03.16 erneut sehr hoch. Dadurch stieg die Weizenexportmenge EU-weit auf 22,16 Mio. t, bleibt aber immer noch um 10 % hinter dem Vorjahresstand zurück. An den norddeutschen Exporthäfen wird tatsächlich weiter Weizen gesucht, aber die Verkaufsbereitschaft der Erzeuger ist auf null gesunken. Sie setzen verstärkt auf Verkauf kurz vor der neuen Ernte mit dem Hinweis auf höhere Weizenpreise zur neuen Ernte.

Der Internationale Getreiderat (IGC) veranschlagte die Welt-Weizenernte 2016/17 mit 713 Mio. t um 21 Mio. t bzw. 2,9 % niedriger als zur noch laufenden Kampagne 2015/15. Dies ist ein riskantes Spiel, wobei der Schuss auch nach hinten losgehen kann. Zwar sind in der EU die Erwartungen zur neuen Weizenernte um 2,2 % geringer als im Vorjahr (Roggen -18,6 %) und es gibt in der EU erste Anzeichen für stärkeren Gelbrostbefall, was die Weizenqualität beeinträchtigen könnte, aber ein zusätzliches Weizenangebot aus der alten Ernte belasten die Erntepreise 2016/17.

Lichtblicke für eine Erholung des Weizenmarktes gibt es derzeit aus zwei Richtungen: Am Schwarzmeer dürfte die mittlerweile um 35 % kleinere Weizenernte für weniger Exportdruck sorgen. Die ukrainische Weizenernte soll von 27 Mio. t in der noch laufenden Saison auf 17 Mio. t zurückgehen. Ob Russlands Weizenernte dies ausgleichen kann, steht noch in den Sternen. Ob sich das langsam aufbauende Wetterphänomen La Nina mit häufig schlechten Weizen- und Maisenten in Nordamerika und Osteuropa dem Markt auf die Sprünge hilft, gilt abzuwarten.

Fazit: Nur der Export bringt Entlastung für den Markt. Wenn es in den kommenden Wochen Absatzchancen über Weizenexporte gibt, sollten die Anbauer diese Chance nicht verpassen. Auf keinen Fall sollten Landwirte alles auf eine Karte setzen.
proplanta
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