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13.04.2016 | 18:11 | Warenterminbörsen 

Weizenpreis im Schlingerkurs

Stuttgart/Paris/Chicago - Weizen legte bei den Terminkursen diese Woche einen imposanten Schlingerkurs hin, wobei die Kurse zuletzt wieder festeren Tritt fanden.

Weizenpreis Matif KW15
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Weizenpreis an der MATIF (c) proplanta

Zunächst sorgten trockenere Wetterprognosen in südlichen US-Plains für Preisauftrieb, dann kassierte US-Weizen einen massiven Kurseinbruch durch Regenwetter und letztlich setzten hervorragende Bonituren für US-Weizen von 56 % mit gut bis sehr gut bewerteter Bestände den Markt massiv unter Druck. Jedoch könnte die um 8 % kleinere US-Weizenfläche eine um 4 Mio. t kleinere Weizenernte in den USA zur Folge haben.

Auch in der EU blieben die Wachstumsbedingungen optimal. Mit 92 % Anteil gut bis sehr gut bonitierter Weizenbestände in Frankreich, sowie guter Wachstumsentwick-lung in Deutschland und Polen, bleiben die Ernteaussichten vorerst hoch. Dennoch dürfte die um 0,3 % kleinere Weizenanbaufläche in der EU-28 eine um wenigstens 0,5 Mio. t niedrigere Weizenernte zur Folge haben. Coceral geht wegen um 3,2 % geringer veranschlagter Weizenerträge von einer um 5 Mio. t niedrigeren EU-Weizenernte aus.

Am Schwarzmeer hingegen sind Ernterückgänge wegen der schlechten Herbstaussaat vorprogrammiert. In der Ukraine rechnet man mit einer Weizenernte 2016/17 von 17-18,5 Mio. t gegenüber zuvor 27,3 Mio. t und in Russland mit 57 Mio. t gegenüber 61 Mio. t. Das wären 13-15 Mio. t weniger Weizen am Schwarzmeer. Das bedeutet grob eine um 20-25 Mio. t geringeren Weizenernte 2016/17. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die FAO ihrer Weizenprognose von weltweit 712,7 Mio. t.

Zur alten Weizenernte 2015/16 wurde durch den WASDE-Report im Wesentlichen der Anstieg der globalen Weizenvorräte um 1,7 Mio. t auf 239 Mio. t gegenüber der Märzprognose bestätigt. Dabei veranschlagte das USDA die Weizenvorräte in China um 2,5 Mio. t und in den USA um 0,3 Mio. t höher, während in der EU die Vorräte um 0,8 Mio. t sinken. Dabei startete die neue Saison aber mit um 11,4 % höheren Weltvorräten bei Weizen, um 29,8 % gestiegenen Beständen in den USA und um 26,5 % höheren in China. Die EU-28 führt das Feld an mit einem Bestandsaufbau von 39,9 % zum Vorjahr.

Die Exportentwicklung für Weizen war diese Woche in den USA und in der EU schwach. In den USA war sie geradezu blamabel. In der EU fiel sie mit 467.000 t nach den respektablen Vorwochenergebnissen zurück und fiel auf ein 14-Wochentief zurück. Der Exportrückstand gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum erhöhte sich mit 22,62 Mio. t auf 2,87 Mio. t. Auf dem amerikanischen Kontinent belasten derzeit vor allem gestiegene Weizenexporte Argentiniens den Markt. Durch die abgeschafften Exportzölle hat Argentinien im Zeitraum Januar-März 2016 mit 10 Mio.t Weizen 100 % mehr Weizen exportiert als im Vorjahr. Im Mittelmeerraum sorgt die gute Weizennachfrage zwar für Entlastung der hohen EU-Weizenbestände, aber die Folgen der Überlagerung bekommt der Markt in der neuen Kampagne 2016/17 hart zu spüren.

Fazit: Die Preisaussichten zur neuen Weizenernte 2016/17 werden vorerst durch hohe Lagerstände jenseits und diesseits des Atlantiks getrübt. Eine Preisabsicherung auf derzeitigem Niveau macht aber wegen des geringen Preisaufschlags wenig Sinn.
proplanta
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