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03.06.2016 | 14:50 | Warenterminbörsen 

Weizenpreis profitiert von Soja und Unwetterschäden

Stuttgart/Paris/Chicago - Weizen konnte nach dem Verlust bis zur Wochenmitte in Chicago um 4,5 % auf 159,58 EUR/t und in Paris um 1,8 % auf 167,75 EUR/t wieder deutlich zulegen.

Weizenpreis Matif KW22
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(c) proplanta

Dabei waren vor allem Gewinnstrategien der Fonds mit im Spiel, die neue Gewinnchancen witterten, indem sie auch Weizenkontrakte in Chicago zurückkauften und vermutlich am Wochenende mit satten Gewinnen wieder glattstellen. Vortrieb leistete hierbei ganz sicher die Verteuerung von Sojabohnen und -schrot. Denn der US-Wettermarkt gab zuletzt wenig Anlass für berechtigte Qualitätssorgen. Vielmehr treiben die Erwartungen über eine bevorstehende Trockenheit wegen La Nina in den zentralen und westlichen US-Plains die Kurse nach oben, gewiss könnten weitere Regenfälle in den südlichen Plains auch die Qualität von Hard Red Winter noch beeinträchtigen.

Vielmehr Sorge bereitet dagegen die Wetterlage in Europa mit Starniederschlägen und Dauerregen in einem Korridor von Zentralfrankreich bis zum Schwarzmeer, wobei Nordeuropa ein Regendefizit verzeichnet. Ursache hierfür ist eine extreme negative nordatlantische Oszillation, die für Regenfälle nicht wie üblich aus westlicher, sondern aus östlicher Richtung sorgt.

Nun bleibt abzuwarten, welche Schäden in Europa aufgrund der starken Niederschläge entstanden sind. Deshalb macht der EU-Handel bereits ein großes Fragezeichen an die zu erwartende Weizenqualität, wenngleich sich bis zur Ernte noch viel ändern kann. Unterstützt durch den schwächeren Eurokurs lief auch der EU-Weizenexport letzte Woche wieder zur Hochform auf. Mit von Brüssel gewährten Exportlizenzen in Höhe von 633.077 t kam der EU-Weizenexport mit insgesamt 28,8 Mio. t mit nur 500.000 t Differenz gefährlich nah an das Vorjahresniveau heran. Insofern ist das bisherige Negativ-Argument hoher Exportrückstände bei EU-Weizen entkräftet.

Brasiliens Maisexporte fallen zurück – Schwarzmeer ist ausverkauft

Mais setzte nach den leichten Kursverlusten bis zur Wochenmitte im Verlauf der zweiten Wochenhälfte den Kursanstieg fort und stieg in Chicago unter dem Strich um 1,8 % auf 146,60 EUR/t und in Paris um 3,4 % auf 176,25 EUR/t. Dabei treiben die guten Exportaussichten für US-Mais die Terminkurse in Chicago nach oben. Für Preisunterstützung sorgte besonders die Mai-Exportprognosen der brasilianischen Exportvereinigung Anec, die die Maisporte um 7 Mio. t auf 23 Mio. t gegenüber der April-Prognose nach unten korrigierte. Dies kommt den US-Maisexporteuren sehr entgegen, können sie jetzt zeitiger als üblich den Maismarkt ohne Konkurrenz nahezu alleine steuern.

Weniger Impulse lieferte dagegen der US-Ethanolsektor, wobei die Produktion um 14.000 Barrel auf 960.000 Barrel/Tag zurückfiel und die Vorräte unverändert bei 20,8 Mio. Barrels lagen. Die US-Maisaussaat könnte mit 94 % gedrillter Fläche den Vorsprung etwas ausbauen.

Auch in Paris legte Mais dank guter Exportnachfrage spürbar zu und kann vom derzeit geringen Angebot der Ukraine und Brasiliens profitieren. Dabei kam die EU mit Maisexporten von 138.000 t zum Zug, wobei die Einfuhrlizenzen weiterhin hoch blieben. Dabei kostete EU-Mais zuletzt 170 EUR/FOB Rouen und 172 EUR/t FOB Rhein. In Brasilien geht die der Safrina-Maisernte wegen anhaltende Trockenheit weiter zurück, dabei ist Südbrasilien bereits auf Zukäufe von US-Mais ausgewichen.

In Europa haben die Unwetter vom Fronleichsnamswochenende zu erheblichen Schäden bei Mais geführt, in Deutschland ist vor allem der Süden von Hagel- und Starkregenschäden betroffen.

Chinas Schweinetrend treibt Sojaexporterwartungen nach oben

Sojabohnen legten beim Fronttermin nach den kräftigen Gewinnmitnahmen zum Wochenbeginn seit der Wochenmitte um 6,1 % auf 377 EUR/t in Chicago zu. Dabei profitiert der Markt weiterhin von den Lieferverzögerungen Argentiniens bei Sojaschrot. Denn die Sojaernte im Norden Argentiniens wurde durch erneut anhaltende Starkregenfälle unterbrochen. Laut Mitteilung der argentinischen Getreidebörse Rosario wurden bis zur Wochenmitte erst knapp 70 % der argentinischen Sojaernte geborgen gegenüber 93,5 % im Mittel der Jahre.

Die Börse hatte bereits ihre Schätzung zur argentinischen Sojaernte von 60 Mio. t auf 52 Mio. t wegen Hochwasser und anderer Schäden zurückgenommen. Hinzu kommt das Problem deutlich niedrigerer Rohproteingehalte bei argentinischem Sojaschrot, was die Nachfrage zu höherwertigem US-Sojaschrot umlenkte. Die Nachfrage nach Sojaschrot bekommt durch die stark angestiegenen Schlachtschweinepreise in China starke Impulse, nach dem Chinas Regierung den chinesischen Schlachtschweinebestand kurzfristig hochfahren will.

Rapspreis bekommt starken Rückenwind durch Soja

Raps schloss in Paris nach den Gewinnen bis zur Wochenmitte im weiteren Verlauf durch Gewinnmitnahmen mit einem Verlust von 1,5% auf 378,75 EUR/t, tendierte aber zum Wochenende bereits wieder fester. Dabei profitierte Raps heute Mittag von um 0,8% gestiegenen Terminkursen für Palmöl in Kula Lumpur und leicht festeren Kursen bei Canola in Winnipeg.

Zwei Entwicklungen sprechen für steigende Preise: Erstens fällt die kommende Welternte bei Raps mit rund 63,7 Mio. t nochmals um 0,7 Mio. t kleiner aus als im Vorjahr, soweit sich natürlich die Prognosen bestätigen. Wegen leicht steigender Nachfrage sinken die Rapsbestände stark nach unten. Zweitens erwartet der Handel eine erneute Rallye bei Sojabohnen und Sojamehl, angeheizt durch die geringe Lieferfähigkeit Argentiniens bei Sojaschrot und durch die Absicht Chinas, die Schweinebestände in Kürze hochzufahren. Dadurch verteuern sich Sojabohnen, was auch Raps mit nach oben zieht.

Der Preisauftrieb kommt vom Schrot und nicht vom Öl. Deshalb wird Raps weniger stark als Sojabohnen von der Rallye profitieren. Das Risiko, dass diese Erwartungen nicht eintreffen, begründet sich vor allem in der Umsetzbarkeit der Zielvorgaben Chinas. Dabei gab es schon einige Überraschungen.
proplanta
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