04.05.2016 | 17:22 | Warenterminbörsen
Weizenpreise: Chicago und Paris mit dickem MinusStuttgart/Paris/Chicago - US-Weizen brach diese Woche beachtlich um 3,3 % ein, nachdem Fondsverkäufe infolge höherer Ernteerwartungen bei Weizen weltweit in den USA für heftige Turbulenzen an der CBoT sorgten. |
Entwicklung Weizenpreis an der MATIF. (c)
Zunächst rückte die IGC-Prognose mit einem für 2016/17 weiteren Bestandsaufbau bei Weizen um 3 Mio. t auf 218 Mio. t höhere Weizenpreise vorläufig in weite Ferne. Auch wurde die globale Weizenernte 2016/17 um 4 Mio. t auf 717 Mio. t höher veranschlagt. Dabei gaben die guten Wachstumsentwicklungen in den USA und in Europa wesentlichen Ausschlag.
In den USA sorgte der aktuelle NASS-Vegetationsreport mit noch besserer Bewertung der US-Weizenbestände für Ernüchterung am Markt. Diese wurden mit 61 % guter und sehr guter Bestände um 2 % höher bewertet als in der Vorwoche. Insbesondere die guten Bewertungen im US-Bundesstaat Kansas stützten die Erwartungen über eine bessere US-Weizenernte. Dabei profitierte US-Weizen vor allem auch den schwächeren US-Dollar, der in der Vorwoche ein gutes Exportergebnis von immerhin 800.000 t unterstützte.
In der EU sorgten zwar auch Weizenexporte von 599.000 mt in der Vorwoche für gute Stimmung bei den Exporteuren, aber das Exportergebnis des Vorjahres rückt noch nicht in greifbare Nähe. Die Exporte hinken seit Saisonbeginn mit 25,08 Mio. t um 8% hinter dem Vorjahreszeitraum von 27,10 Mio. t. zurück. Dazu legte die EU-Kommission Anfang der Woche ihre neue Schätzung über die EU-Weizenernte 2016/17 mit einem Ergebnis von 142,8 Mio. t vor, wobei die EU-Weizenvorräte per Juni 2017 auf 18,9 Mio. t veranschlagt werden und damit ähnlich hoch bleiben wie in der laufenden Saison.
Die EU-Weizenernte 2015/16 lag bei 151,3 Mio. t und die Endvorräte sollen 18,3 Mio. t erreichen. Ganz sicher kann sich das Ergebnis noch ändern, wenn höhere Weizenexporte realisiert werden können. Auch in der EU lassen die guten Wachstumsbedingen im April womöglich noch höhere Erträge erwarten. Im letztwöchigen Report hat die EU-Mars Unit ihre Ernteprognosen für Weichweizen von 5,96 auf 6,11 t/ha angehoben. Dies liegt im April schon spürbar über dem 5-Jahresschnitt von 5,83 t/ha. Die verbreiteten Niederschläge der letzten Wochen sprechen für weiterhin gutes Wachstumswetter und womöglich Druck auf die Preise.
Am Schwarzmeer scheinen sich die Prognosen über eine kleinere Weizenernte Russlands zu relativieren. Laut USDA-Büro in Moskau werden mit 101 Mio. t Getreide, davon 58 Mio. t Weizen, 18 Mio. t Gerste und 12,5 Mio. t Mais, geringfügig kleinere Ernten erwartet als im Vorjahr. Auch die Exporte sollen um 1,4 Mio. t auf 30,2 Mio. t zurückgegen. Kritischer ist die Lage beim zweitwichtigsten Exporteur am Schwarzmeer. In der Ukraine wurden wegen Herbsttrockenheit 15-19% weniger Wintergetreide bestellt. Nach im WJ 2015/16 gut 15,5 Mio. t Getreide sollen im WJ 2016/17 gut 6 Mio. t weniger Getreide für den Export zur Verfügung stehen. Diese Lücke könnte womöglich mit EU-Getreide gestopft werden.
Fazit: Der Weizenmarkt machte einen Kniefall vor dem Hintergrund extremer Spekulationen der großen Fonds in den USA, die schlicht Kasse machten, um sich letztlich auch neu zu positionieren. Dabei steht nur noch die neue Ernte im Interesse der Anleger, die alte Ernte ist lange abgehakt.
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