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30.08.2015 | 11:01 | Schweinemarkt 

In China werden die Schweine knapp

Utrecht - Die schwächelnde Konjunktur in China hat in den vergangenen Wochen die Finanzmärkte weltweit in Turbulenzen gestürzt. Spürbare Auswirkungen könnten sich in absehbarer Zeit auch auf dem globalen Schweinemarkt ergeben, denn beim weltweit größten Schweinefleischkonsumenten werden die Schlachttiere immer knapper.

Schweinemarkt China 2015
(c) proplanta
In einer kürzlich publizierten Marktanalyse stellt die Rabobank fest, dass innerhalb der vergangenen 18 Monate der Schweinebestand um mehr als 81 Millionen Tiere oder gut 17 % auf rund 385 Millionen Stück gesunken und die Sauenherde gleichzeitig um etwa 10 Millionen Tiere oder 20 % auf nur noch 39 Millionen Stück geschrumpft sei. Ursache dieser rasanten Abwärtsbewegung ist den Analysten der Bank zufolge der millionenfache Ausstieg kleiner Produzenten, die mit den zuvor sehr niedrigen Preisen und negativen Gewinnmargen nicht zurechtkamen.

Da nun deutlich weniger Tiere im Stall stehen und sich die Erzeugung kurzfristig nicht ausdehnen lässt, ist bis weit in das Jahr 2016 hinein mit einem spürbar geringeren Schweinefleischaufkommen in China zu rechnen. Die Rabobank veranschlagt die Produktion für 2015 auf rund 53 Mio. t; das wären 3,7 Mio. t oder 6,5 % weniger als im Vorjahr und der drittstärkste Rückgang in den vergangenen vier Jahrzehnten.

Da im ersten Halbjahr die Schweinefleischerzeugung „nur“ um 1,3 Mio. t geringer ausfiel, dürfte sich der Abwärtstrend in der zweiten Jahreshälfte noch verstärken. Dem steht allerdings wegen der schwächelnden Konjunktur und steigender Schweinefleischpreise, die laut chinesischem Statistikamt im Juli 2015 bereits um 17 % über dem Vorjahresniveau lagen, auch ein Nachfragerückgang gegenüber.

Die Rabobank erwartet, dass der Schweinefleischverbrauch Chinas gegenüber 2014 um 3,1 Mio. t oder 5,3 % auf knapp 55 Mio. t sinken wird. Dennoch wird die Versorgungslücke in der Volksrepublik größer, und der Importbedarf steigt: Für das laufende Jahr rechnen die Bankexperten im Vergleich zu 2014 mit einem Anstieg der Einfuhren um 600.000 t oder 45 % auf 1,9 Mio. t, wobei vor allem im zweiten Halbjahr mehr Ware geordert werden soll.

Gute Perspektiven für EU-Exporteure

Das größer werdende Schweinefleischdefizit in China wird nach Einschätzung der Rabobank vor allem den Exporteuren aus den USA, Kanada und der EU größere Vermarktungsmöglichkeiten im „Reich der Mitte“ ermöglichen. Daran dürfte auch die jüngste Abwertung des Yuan nichts ändern, denn die Versorgungslücke bleibe ja bestehen und das Auslandsfleisch sei auch nach der Wechselkursänderung immer noch 60 % bis 100 % preiswerter als chinesische Ware, heißt es in der Studie.

Die EU sehen die Banker unter den drei Wettbewerbern in der besten Position beim Kampf um Marktanteile in China. Durch die Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar und die niedrigen Marktpreise bestehe ein komparativer Kostenvorteil gegenüber den US-Amerikanern. Zudem stehe nach dem Einfuhrembargo Russlands ein reichliches und ohne Wachstumshormone produziertes Angebot an Schweinefleisch zur Verfügung.

Bei einer im Vorjahresvergleich um 2,8 % höheren EU-Erzeugung und einer bestenfalls stabilen Nachfrage könnten von der Gemeinschaft in diesem Jahr rund 1 Mio. t Schweinefleisch einschließlich Nebenerzeugnissen zusätzlich zu der im Vorjahr exportierten Menge von 3 Mio. t ausgeführt werden.

Mit Blick auf das Chinageschäft rechnen die Experten für 2015 mit einer Zunahme der EU-Exporte um 375.000 t auf 1,2 Mio. t. Hauptlieferanten dürften dabei Deutschland, Spanien, Dänemark und die Niederlande sein. Von diesem zusätzlichen Absatz werde der Schweinepreis in der EU profitieren, allerdings dürfte sich der Effekt aufgrund der hohen Lagerbestände in Grenzen halten, erläuterte die Rabobank. (AgE)
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