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27.10.2010 | 08:46 | Bodenschutz 

Bodensymposium zeigt Vielfalt und Bedeutung der Böden

München - Der Boden ist eine der wichtigsten Lebensgrundlagen auf unserem Planeten. Dies zeigte das Bodensymposium „Quell des Lebens oder wertloser Dreck?" im Münchner Stadtmuseum am 14. und 15. Oktober ganz deutlich.

Boden
Veranstaltet wurde die Tagung gemeinsam von Naturland, der Hofpfisterei und dem oekom verlag im Rahmen des 4. Münchner Klimaherbstes. Prof. Dr. David R. Montgomery von der Universität Washington warnte in seiner Buchpräsentation von „Dreck - Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen verliert“ eindringlich vor der weltweiten Bodenerosion. „Der Verlust dieser wichtigen Lebensgrundlage wird zu einem großen Problem für die Menschheit“, betonte der amerikanische Geologe und Sachbuchautor. Alle Referenten stellten klar, dass der Schutz des Bodens oberste Priorität haben muss. „Ökologischer Landbau leistet bereits jetzt einen großen Beitrag für gesunde Böden. Das Herzstück für jeden Öko-Landwirt ist es, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und Humusaufbau durch gezielte Fruchtfolgen zu fördern“, beschrieb Naturland Landwirt Hans Wimberger seinen Arbeitsalltag auf dem Acker.


Der Boden als Klimaschützer

Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen, Leiter des Lehrstuhls für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme der TU München, machte deutlich, dass die Landwirtschaft sowohl vom Klimawandel beeinflusst wird als auch ihrerseits klimarelevante Spurengase freisetzt. Verschiedene Forschungsprojekte, in denen auch Öko-Landwirte beteiligt sind, zeigten, dass die Landwirtschaft mit vielseitigen Strategien dem Klimawandel entgegenwirken kann. „Bereits jetzt leistet der Öko-Landbau durch Humusaufbau, den Einsatz von Leguminosen und durch Fruchtfolgemanagement einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz. Jedoch müssen seine Kapazitäten noch konsequenter genutzt und ausgebaut werden“, resümierte Hülsbergen seine wissenschaftlichen Erkenntnisse.


Terra Preta - Kohlenstoffsenke und Modell für eine nachhaltige Landnutzung?

Prof. Dr. Bruno Glaser vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der Universität Halle-Wittenberg präsentierte seinen aktuellen Forschungsstand zu den Indianerschwarzerden Amazoniens. Die Terra Preta ist anthropogenen Ursprungs: Sie entwickelte sich durch Oxidation verkohlter Biomasse, die sich zusammen mit anderen nährstoffreichen Abfällen durch mikrobielle Umwandlungen (Kompostierung) mit den Tonteilchen des ursprünglichen Bodens verbinden. Die „Schwarzen Erden“, wie die Terra Preta auch genannt wird, sind sehr fruchtbar und haben hohe Kohlenstoff-, Nährstoff- und Wasserspeicherkapazitäten. „Unser Ansatz ist, durch spezielle technische Verfahren erneuerbare Energie zu gewinnen und über kompostierte Holzkohle die Bodenfruchtbarkeit langfristig zu erhöhen.

Dadurch könnten weltweit stark degradierte Böden nachhaltig aufgewertet werden“, erklärte Glaser. „Ein weiterer Positiveffekt im Kampf gegen den Klimawandel ist, dass dadurch Kohlendioxid aus der Luft über lange Zeit (Jahrtausende) in die Böden eingelagert werden könnte“, so der Wissenschaftler weiter.


Bodenbewusstsein schaffen

Es gibt viele Gründe, warum dem Boden in der Öffentlichkeit nicht der Stellenwert beigemessen wird, der seiner Bedeutung gerecht wird. „Unter anderem hat er keinen Kuschelfaktor und ist daher schwer vermittelbar“, betonte Prof.i.R. Dr. Günter Miehlich von der Universität Hamburg. Um dem Schutz der Böden mehr Aufmerksamkeit zu schenken, forderte er, nutzerspezifische Regeln und Informationen zu erstellen und sie über ein international aufgestelltes Netzwerk zu vertreiben.

Neues Bodenbewusstsein durch Landwirtschaft in der Stadt Dr. Christa Müller von der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis stellte an Hand von vier Projekten dar, dass durch die weltweit aufblühende Urban-Gardening-Bewegung mehr Bewusstsein für Landwirtschaft und Lebensmittel geschaffen wird. Zu beobachten sei eine Renaissance des Gärtnerns, des gemeinschaftlichen Anbaus von Nahrungsmitteln und eine Rückkehr der Natur in die Stadt. Neben dem positiven Effekt, den Stadtbewohner/innen Kontakt zum Boden zu vermitteln, ist auch der soziale Aspekt von großer Bedeutung: Der Anbau von Lebensmitteln und seine ökologischen und sozialen Dimensionen werden erfahrbar. Die Gemeinschaftsgärten in der Stadt helfen den Menschen zu verstehen, wo ihre Lebensmittel herkommen. „Die Grenzen zwischen Stadt und Land lösen sich als feste Gegensätze auf, und hierin liegen große Chancen für eine Postwachstumsgesellschaft“, fasste Dr. Christa Müller die neue Bewegung zusammen. (naturland)
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