«Wir haben etwa 5.000 verschiedene Äpfel in Deutschland. Darunter sind auch 200 oder 300, die kein Mensch mehr kennt und deren Name und Herkunft verloren gegangen ist», sagte der Obstbaukundler Jan Bade in einem dpa- Gespräch im nordhessischen Naumburg. Dabei gehe es nicht um neue Sorten: «Im Gegenteil: Es sind sehr alte, deren Name vergessen ist.
Wir wenden große Mühen und viel Zeit auf, um etwas über diese Äpfel zu erfahren, die uns vertraut sind, deren Name aber kein Mensch mehr kennt.» Verantwortlich für diese Entwicklung ist nach Bades Worten eine Sortenvereinheitlichung, die vor 60, 70 Jahren eingesetzt habe. «Da ging es darum, möglichst viele Menschen möglichst billig mit Äpfeln zu versorgen. Also hat sich der Erwerbsobstbau auf die Sorten konzentriert, die besonders beliebt sind, schnell wachsen und leicht geerntet werden können.»
Die Zahl der Apfelsorten sei zwar nicht gesunken, es gebe sie nur nicht mehr zu kaufen: «Jeder in Deutschland hat in seinem Umkreis ein paar hundert Apfelsorten. Zu kaufen gibt es im Supermarkt in ganz Deutschland aber vielleicht zehn.»
Nach Bades Worten ist der Apfel nach wie vor das beliebteste Obst der Deutschen. «Und das nimmt sogar noch zu. Zu unseren Beratungen kommen Jahr für Jahr mehr Leute, die etwas über ihren Apfelbaum erfahren wollen oder Fragen zu den Sorten haben. Wir staunen jedes Mal und im nächsten Jahr sind es dann noch wieder mehr.» Dabei wollten die Leute vor allem zu alten Sorten zurück: «Abseits aller Supermarktangebote fragen sich doch immer mehr Menschen, was da eigentlich vor der Haustür wächst. Aus Sicht eines Forschers ist das natürlich eine gute Entwicklung.»
Dabei sei die alte Apfelsorte nicht unbedingt schlechter als die aus dem Supermarkt. «Meistens schmeckt er besser, weil er nicht industriell angebaut und geerntet wurde, sondern genau richtig ausreifen konnte. Der Geschmack ist dann meistens abgerundeter.» Gesünder als andere Äpfel müsse er aber nicht sein, wobei der Nährwert der Äpfel unbestritten sei. Bade: «Ich futtere durch meine Arbeit täglich zwei Kilo Äpfel und meine letzte Erkältung ist schon lange her.» (dpa)
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