Abseits der großen Politik stiften nun Eulen ein bisschen Frieden. Die deutsche Hanns-Seidel-Stiftung fördert das Projekt. Die Lösung ist ebenso einfach wie erfolgreich. Wenn die Bauern im Jordantal Schleiereulen einsetzen statt Schädlingsbekämpfungsmittel, dann haben sie eine bessere Ernte, geringere Kosten und eine saubere Umwelt. Naturschützer und Forscher wollen die rund 200 Landwirte im Jordantal - darunter 37 arabische Israelis - deshalb überzeugen, künftig Eulen auf
Schädlinge wie
Ratten, Feld- und
Wühlmäuse anzusetzen.
Natürlich ist nichts im Nahen Osten so einfach, wie es klingt. Religion und Aberglauben spielen eine Rolle - und da haben die Schleiereulen bei Arabern einen ganz schlechten Ruf. «Die Menschen glauben, dass sie Unglück oder Tod bringen. Sie fliegen in der Nacht, sie sind mysteriös, sie nisten in alten oder verlassenen Häusern», sagt der Ornithologe Samih Darawash. «Und einige Leute glauben, dass der Islam gegen Eulen ist. Aber ich habe herausgefunden, dass das nicht stimmt», sagt der 31-Jährige auf einer Konferenz im ökologisch orientierten Kibbuz Sde Eliahu im Norden Israels.
2.200 Brutkästen haben israelische Naturschützer auf Feldern und in Palmenhainen aufgestellt. «Jedes Eulenpaar frisst zwischen 2.000 und 6.000 Nager pro Jahr», sagt Yoav Motro vom Landwirtschaftsministerium. Die Eulen fliegen in einem Radius von einem halben Kilometer. «Je mehr Druck durch Jäger entsteht, desto weniger lassen sich die Nager draußen blicken. Sie fressen und vermehren sich weniger», erklärt er den Bauern. Die Wirkung: «Die Ernte ist 30 Prozent höher (...) Die Kosten betragen nur zehn Prozent im Vergleich zu Schädlingsbekämpfungsmitteln.»
Aber selbst viele gute Gründe überzeugen nicht alle Zweifler: «Je besser man als Mensch ist, desto mehr betet man zu Allah, desto mehr Regen fällt und desto weniger Schädlinge gibt es und desto größer ist die Ernte», wirft ein grauhaariger arabischer Landwirt ein. «Das ist die beste Methode.»
Israels wohl bekanntester Ornithologe, Jossi Leschem von der Tel Aviver Universität, weiß, Überzeugungsarbeit gleicht dem Bohren dicker Bretter. Aber der 63-Jährige ist ein Optimist. Als er 1983 sein «Projekt Eule» begann, wollte er Raub- und Zugvögel davor schützen, vergiftete Nager zu fressen und daran zu sterben.
Inzwischen sind 80 jordanische und 50 palästinensische Farmer mit an Bord. «Das Symbol für Frieden ist die Taube. Aber ich glaube im Nahen Osten ist es die Eule», sagt er. «Vögel kennen keine Grenzen(...) Sie sind eine starke Kraft, Menschen zusammenzubringen.» Leschem nennt seine Partner «gute Freunde», kennt aber auch die Belastungsgrenzen dieser Freundschaft. «Ich rede mit ihnen nie über Politik, denn wenn du mit Politik anfängst, scheiterst du», sagt er.
Selbst gut gemeinte Gesten können manchmal das Gegenteil bewirken. Ein Beispiel: Leschem erzählt stolz, wie er die israelische Armee überzeugte, 1.000 alte Munitionskisten für den Bau von Brutkästen zu stiften. «Das ist die moderne Version des Propheten Jesaja - Schwerter zu Pflugscharen», freut er sich.
Aber die Jordanier und Palästinenser lehnten die israelischen Munitionskisten dankend ab. Daraufhin hätten Schreiner beauftragt werden müssen, sagt der Regionaldirektor der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung, Rudi Sussmann. Dann waren da noch die Beduinen: Die hätten den Zweck der Vogelhäuser nicht erkannt und daraus Feuerholz für ihren Tee gemacht. (dpa)