Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
21.05.2014 | 09:06 | Gen-Maissorte 1507 

Große Koalition spricht sich für Genmais-Anbauverbot aus

Berlin - Nach langem Ringen haben sich die Bundestagsfraktionen von Union und SPD grundsätzlich auf ein nationales Anbauverbot für gentechnisch veränderte Pflanzen verständigt.

Genmais-Anbauverbot in Deutschland?
(c) proplanta
Mit dem Antrag der Koalitionsfraktionen werde die Bundesregierung aufgefordert, sich auf EU-Ebene für eine nationale Ausstiegsklausel einzusetzen, verlautete am Dienstag aus der SPD-Fraktion.

In der EU wird eine baldige Zulassung für die gentechnisch veränderte Maissorte 1507 erwartet. Die Grünen forderten ein generelles Verbot für die gesamte EU.

Bei einer EU-Abstimmung hatte sich Deutschland enthalten, da die Bundesregierung uneins war. Von SPD und CSU geführte Ministerien waren dagegen, CDU-geführte Ressorts dafür. Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die dem Thema Gentechnik persönlich aufgeschlossen gegenüber steht, verwies auf eine mangelnde Akzeptanz in Deutschland: «Da hilft ein Blick in den Deutschen Bundestag wie auch in den Bundesrat, wo die Aussicht auf eine Mehrheit für die Gentechnik in weiter Ferne ist», sagte Merkel der «Leipziger Volkszeitung».

Gutachten der EU-Kommission bestätigten immer wieder, dass der Einsatz zugelassener Gentechnikprodukte wissenschaftlich unbedenklich sei. Als Kanzlerin müsse sie sich aber gleichzeitig damit befassen, «ob die Bürger gentechnisch veränderte Pflanzen akzeptieren und ob es dafür politische Mehrheiten gibt», betonte Merkel.

Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ute Vogt argumentierte, der Antrag sei die sozialdemokratische Interpretation und Umsetzung des Koalitionsvertrags. Dort stehe lediglich, man erkenne die Vorbehalte des Großteils der Bevölkerung gegenüber der grünen Gentechnik an.

«Dass wir auf dieser Grundlage den vorliegenden Antrag erarbeitet haben, ist ein großer Erfolg für die SPD», so Vogt. «Fünf von sechs Bürgern in Deutschland lehnen die Grüne Gentechnik ab.»

Die Grünen kritisierten den Antrag als nicht weitgehend genug. «In Wahrheit ist dieser Vorschlag ein Trojaner, der der Gentechnik das Tor nach Europa erst richtig öffnen würde», sagte Gentechnikexperte Harald Ebner. Seiner Meinung nach wird durch nationale Ausstiegsklauseln die Zulassung eher noch beschleunigt - notwendig sei ein Verbot für die gesamte EU.

«Es ist ein Armutszeugnis für die SPD, dass sie jetzt versucht, diesen zahnlosen Antrag, der voll auf der Gentech-Konzernlinie liegt, als Erfolg zu verkaufen, nachdem unsere gemeinsame fraktionsübergreifende Initiative für echte Gentechnikfreiheit sang- und klanglos gescheitert ist», so Ebner. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Mehr Tote bei weniger Unfällen

 Union Schuld an schwerster Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten

 Bundesbeauftragte fordert Nachbesserungen bei Tierschutz in Ställen

 EU-Agrarsubventionen veröffentlicht - Das sind die Top-Empfänger 2023

 Geld wie Heu - Geht auf den Bauernhöfen wirklich die Post ab?

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?