Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
02.02.2018 | 07:02 | Getreidemarkt 

Agrarmarkt aktuell: Zeichen beim Getreide stehen auf Stabilität

Schwäbisch Gmünd - Nach vier aufeinander folgenden Jahren mit deutlich positiver Weltgetreidebilanz sind die Endbestände wieder auf ein solides Niveau angewachsen.

Getreidemarkt 2018
(c) proplanta
In der Januarschätzung beziffert das USDA den Weltgetreide-Endbestand (ohne Reis) zum 30.06.2017 auf 515 Mio. t.

Daraus ergibt sich für das Getreidewirtschaftsjahr 2016/17 eine Relation Endbestand zu Erzeugung von 24,9 %. Dies entspricht einer Reichweite von 91 Tagen, so lange wie zuletzt zur Jahrtausendwende. Für das 2017/18 weist das USDA erstmals wieder eine leicht defizitäre Getreidebilanz aus.

Einer Erzeugung von 2.081 Mio. t steht ein Verbrauch von 2.088 Mio. t gegenüber. Dennoch wird die Versorgung auch im laufenden Jahr bei einem zuletzt nach oben korrigierten erwarteten Endbestand zum 30.06.2018 von 502 Mio. t weiterhin als solide bewertet. Die Schätzung des IGC zeigt ähnliche Tendenzen.

In ihrem Januarbericht schätzt die EU-Kommission die EU-Getreideernte 2016 auf 296,7 Mio. t. Der Verbrauch lag mit 281,3 Mio. t nur wenig darunter. Die Drittlandexporte wurden für 2016/17 auf 38,2 Mio. t beziffert und lagen damit rund 14 Mio. t unter Vorjahr.

Die Endbestände zum Juni 2017 wurden auf 40,8 Mio. t taxiert und lagen trotz des geringeren Exports deutlich unter Vorjahresniveau (45,6). Für 2017/18 schätzt die EU-Kommission die Ernte mit 305,5 Mio. t um rund 7 Mio. t besser ein als im Juli (298,6).

Ende August schätzte das BMEL die deutsche Ernte 2017 auf 45,3 Mio. t. Damit lag 2017 knapp unter 2016 (45,4). Eine marginale Einschränkung der Anbaufläche (-0,2 %), bei etwas besseren Erträgen (+0,6 %) führen zu diesem Ergebnis.

Bemerkenswert ist, dass die schwache Getreideernte im Sommer durch eine recht gute Körnermaisernte im Herbst leicht aufgefangen werden konnte. Geschuldet ist das Ergebnis v.a. den ungünstigen Witterungsbedingungen in der Ernte sowie zahlreichen Schadwetterereignissen und Überschwemmungen im Osten und Norden Deutschlands.

Futtergerste



Für Futtergerste werden aktuell Erzeugerpreise von 13,50 €/dt genannt, rund 1 €/dt über Vorjahresniveau. Die Gerstenpreise bewegten sich nach Abschluss der Ernte seitlich, derzeit mit leicht festerem Trend. Nachdem die Wintergerstenernte noch weitgehend vor der Regenperiode Ende Juli/Anfang August abgeschlossen werden konnte, wurden meist ordentliche bis gute Qualität gedroschen. Die Erträge lagen mit 73,3 dt/ha +3,5 % über dem Vorjahr.

In der EU-28 wird die Gerstenernte 2017 in der Januarschätzung nur auf 58,6 Mio. t beziffert. Die Schätzung im Mai des Vorjahres lag mit 59,5 Mio. t noch 1,5 % höher. Dies gilt als Signal für eher stabile Preise, trotz des deutlich stärkeren Euros. In Deutschland soll die Gerstenernte nach Einschätzung des BEML mit 10,92 Mio. t knapp über dem Vorjahresergebnis (10,73) liegen.

Brotweizen



Weltweit wurde die Weizenernte 2017/18 vom USDA auf 757 Mio. t geschätzt (Vj. 750). Die insgesamt solide Versorgung bei einem Verbrauch von 741 Mio. t lässt die Endbestände zum 30.06.2018 auf gut 268 Mio.t (stock-to-use-ratio: 36,2 %) anwachsen. In der EU-28 schätzte die Kommission die Weizenernte 2017 auf 150,9 Mio. t, das waren knapp 7 Mio. t mehr als im Vorjahr.

In Deutschland wurde 2017 24,55 Mio. t Weizen gedroschen, ein knappes Plus von + 0,3 % zum Vorjahr. Der Weizendrusch war deutschlandweit aufgrund starker Niederschläge immer wieder ins Stocken geraten. Vielerorts waren Niederschlagsmengen gemessen worden, die ein Vielfaches der durchschnittlichen Niederschläge im Juli aufwiesen. Nasse, teils überschwemmte Felder ließen den Drusch nicht zu. Schwachen Fallzahlen und Auswuchs war die Folge, so dass Qualitätsware eher knapp verfügbar ist.

Die Brotweizenpreise waren nach der Ernte leicht rückläufig, konnten sich aber inzwischen auf 14,30 €/dt befestigen. Die Prämien für Qualitätsweizen sind im gewohnten Umfeld. A-Weizen bringt Prämien um 0,20 - 0,30 €/dt, E-Weizen erzielt derzeit Preise um 16,50 €/dt.

Terminmarkt Weizen



Der Märzkontrakt an der MATIF in Paris verlor nach einer Spitze um 190 €/t Anfang Juli deutlich an Boden.

Ende Januar notiert er noch bei 156 €/t. Neben der weltweit soliden Versorgung mit Weizen, die sich im europäischen Markt v.a. durch hohe Exportzahlen aus Russland und anderen Schwarzmeer-Anrainern bemerkbar macht, lässt auch der stärkere Euro den Kursen kaum Spielraum nach oben.

An der CBoT in Chicago notierte Märzweizen Anfang Juli noch über 590 US-Ct/bushel, aktuell notiert US-Weizen zwischen 410 und 440 US-Ct/bushel. Mit 757 Mio. t schätzt das USDA die Weltweizenernte 2017/18 inzwischen als die höchste aller Zeiten ein. Sie übersteigt das bisherige Spitzenergebnis des Vorjahres um 7 Mio. t. Damit hat das USDA die Weizenernte 2017/18 von Monat zu Monat höher eingeschätzt, was den Preisen am Markt kaum Spielraum nach oben ermöglicht.

Braugerste



Wenngleich die deutsche Sommergerstenernte mit 1,91 Mio. t leicht besser ausfiel als im Vorjahr (1,77 Mio. t) zeigen sich die Braugersten-Erzeugerpreise stabil auf einem Niveau um 19 €/dt. Sie liegen damit gut 1,50 €/dt über dem Vorjahr. In Deutschland wird mit rund 1,2 Mio. t Braugerste eine knapp über dem Vorjahr (1,14 Mio. t) liegende Anlieferung erwartet.

Europaweit scheint Braugerste eher knapp zu sein. Während Frankreich aufgrund des frühen Druschtermins auf eine gute Ernte blicken kann, war diese in den übrigen europäischen Erzeugerländern stark verregnet. Mit der Folge vielfach verdeckten Auswuchses und damit schwacher bis nicht braufähiger Qualitäten.

Die Versorgung wird als eher knapp beschrieben, zudem fehlt im Gegensatz zu 2016 ein Überhang aus dem Vorjahr. Auf Großhandelsebene zeigen sich in KW 04 die Notierungen in Mannheim (franko Mannheim) mit 22,50 - 22,80 €/dt gut 2,50 - 3,00 €/dt über Vorjahresniveau.
LEL Schwäbisch Gmünd
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Matif-Weizen - Future setzt Rallye fort

 Ukraine darf auf Verlängerung des Agrarabkommens hoffen

 Internationaler Weizenmarkt: EU verliert Marktanteile an Russland

 Getreideproduktion: EU-Kommission erwartet mehr Mais und weniger Weizen

 Matif-Futures erholen sich

  Kommentierte Artikel

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?