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14.01.2015 | 14:30

Bauern kippen Milchindustrie Pulverberg vor die Tür

Berlin - In einer symbolischen Aktion haben heute Milchbauern von BDM und AbL einen Milchpulverberg vor die Tür des Milchindustrieverbands (MIV) in Berlin aufgeschüttet.

Milchpulverberg
(c) proplanta
Die Bauern werfen der Milchindustrie vor, sich einer vernünftigen Agrarmarktpolitik in der EU zu verweigern und damit für existenzgefährdende Milchpreise in Europa mitverantwortlich zu sein. Hintergrund sind die dramatisch abstürzenden Milchpreise für die Bauern. Einige Großmolkereien zahlen bereits weniger als 30 Cent je Liter Milch. Dazu Romuald Schaber, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM): „Diese erneute Krise nach 2009 und 2012 ist die direkte Folge der Liberalisierung des Milchmarktes in der EU. Seit Monaten wird so mehr Milch produziert, als am Markt zu ordentlichen Preisen abgesetzt werden kann. Diese Entwicklung bedroht die Zukunft der Milcherzeuger in Deutschland massiv. Nach dem Auslaufen der Milchquotenregelung zum 31. März 2015 sind eine weitere Produktionssteigerung und noch stärker einbrechende Preise zu befürchten.“

Der Milchindustrieverband sei bis heute die treibende Kraft, dass es auf EU-Ebene bisher nicht zu einer Anschlussregelung zur Vermeidung von Überschüssen und Preisabstürzen gekommen ist, betonen BDM und AbL. „Die Hoffnung auf Exportprofite für einige wenige Milchkonzerne sind dem MIV offensichtlich wichtiger, als den Milchbauern kostendeckende Preise zu zahlen“, sagte Georg Janßen, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), in Berlin. Und weiter: “Wie ein Kartenhaus brechen derzeit die hoch gepriesenen Erwartungen auf die Märkte in Russland und China in sich zusammen. Wirtschaftlich ausbaden sollen es einmal mehr die Milchbauern und ihre Familien. Die Molkereien zahlen den Bauern weit weniger, als zur Deckung ihrer Produktionskosten von deutlich über 40 Cent notwendig ist. Das setzt die Zukunft der bäuerlichen Familienbetriebe aufs Spiel.“ Diese Entwicklung sei auch nicht im Sinne der Verbraucher, die eine industrielle Produktion ablehnten, so Janßen.

BDM und AbL fordern deshalb von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt eine eindeutige Kurskorrektur in der Milchpolitik. Die Bundesregierung solle sich auf europäischer Ebene für Instrumente einsetzen, mit denen auch nach Auslaufen der Quotenregelung im Bedarfsfall die Produktion wirksam begrenzt werden kann. Die Sicherung der Milchbetriebe müsse Vorrang vor Exportinteressen von Konzernen haben, fordern die Verbände.

Großdemo
„Wir haben es satt“ am Samstag, den 17.1.2015 in Berlin

„Wir laden alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zu unserer Demo „Wir haben es satt“ am 17. Januar nach Berlin ein. Motto: Stoppt Tierfabriken, Gentechnik und TIPP. Für die Agrarwende!“, erklärt Jochen Fritz, Sprecher des Veranstalter-Bündnisses „Meine Landwirtschaft“. „Die Politik braucht den gemeinsamen Druck von Bauern und Verbrauchern, damit sie den notwendigen Kurswechsel in der Agrarpolitik vollzieht. Dafür werden auch diesmal wieder mehr als 10.000 Menschen in Berlin gemeinsam auf die Straße gehen“, erwartet Fritz. Beginn mit Auftaktkundgebung ist um 12.00 Uhr am Potsdamer Platz. (Pd)
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