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11.12.2022 | 00:03 | Rinderhandel 

Drittstaaten liefern mehr Rindfleisch auf den EU-Binnenmarkt

Brüssel - Die Rindfleischimporte der Europäischen Union haben im bisherigen Jahresverlauf deutlich zugenommen.

Rindermarkt
In den ersten drei Quartalen 2022 steigen die Einfuhrausgaben auf 1,87 Milliarden Euro - Mehr Bedarf für den Foodservice nach Corona-Lockerungen - Vereinigtes Königreich ist größter Lieferant für den Binnenmarkt - EU-Rindfleischexporte unter Vorjahresniveau - Lebendtierausfuhr nimmt ab. (c) proplanta
Laut EU-Kommission wurden von Januar bis September 2022 einschließlich Verarbeitungsware insgesamt 277.350 t von den Mitgliedstaaten eingeführt; das waren rund 65.600 t oder 31,0 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Noch stärker stieg aufgrund des höheren Preisniveaus am Weltmarkt die Einfuhrrechnung.

Die Importeure mussten für die gelieferte Ware fast 1,87 Mrd Euro zahlen und damit 690 Mio Euro oder 59 % mehr als in den ersten drei Quartalen 2021. Die Kommission führt den Importzuwachs unter anderem darauf zurück, dass die Rindfleischnachfrage in der Gemeinschaft nach Aufhebung der Corona-Restriktionen in der Gastronomie wieder merklich zugenommen hat, während gleichzeitig die eigene Rindfleischerzeugung rückläufig ist.

Tatsächlich hat den statistischen Daten zufolge die Einfuhr von frischen, knochenlosen Edelteilen aus Südamerika, den USA und Ozeanien spürbar zugenommen; diese werden in den Restaurants vorwiegend angeboten. Hinzu kommt, dass der Handel mit dem Vereinigten Königreich nach dem Brexit wieder Schwung aufgenommen hat.

Die Briten lieferten im zur Verfügung stehenden Datenzeitraum von Januar bis August insgesamt rund 90.400 t Rindfleisch in die EU; das waren rund 69 % mehr als in der Vorjahresperiode. Großbritannien lag damit im Ranking der wichtigsten Lieferländer wieder vor Brasilien.

Die Einfuhren aus Brasilien nahmen gegenüber den ersten drei Quartalen 2021 um 12,5 % auf 65.890 t zu, Argentinien steigerte seinen Absatz in der EU um 30,8 % auf 46.790 t, während Uruguay einen Rückgang von fast 6 % auf 29.760 t verzeichnete. Zudem stieg der Rindfleischbezug aus Neuseeland um rund 30 % und derjenige aus den USA und Paraguay um jeweils gut 40 %.

Die höchste Wachstumsrate wiesen jedoch die Einfuhren aus Japan mit 186 % auf 2.660 t auf. Dies dürfte auch der wachsenden Nachfrage für Wagyu-Fleisch in der EU geschuldet sein. Für das Gesamtjahr 2022 rechnet die EU-Kommission laut Herbstprognose gegenüber dem Vorjahr mit einem Anstieg der gesamten EU-Rindfleischimporte um 25 % auf 355.000 t

3 Milliarden Euro Ausfuhrerlös



Bei den EU-Exporten von Rindfleisch einschließlich lebender Tiere waren die ersten drei Quartale 2022 - im Unterschied zu den Einfuhren - von rückläufigen Handelsmengen geprägt. Ohne die Berücksichtigung Großbritanniens, für welches nur Daten von Januar bis August vorliegen, nahm die in Drittländer verkaufte Menge um rund 86.000 t oder 16,5 % auf knapp 435.000 t ab.

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern legte die Ausfuhr in das Vereinigte Königreich jedoch zu, und zwar gegenüber den ersten acht Monaten 2021um gut ein Fünftel auf 258.750 t. Wird dies hinzugerechnet, verringert sich das Exportminus für die EU auf gut 40.000 t oder 5,5 %.

Trotz einer kleineren Absatzmenge konnten sich die EU-Exporteure wegen der höheren Abgabepreise über einen Anstieg ihrer Ausfuhrerlöse von 330 Mio Euro oder 12,4 % auf 2,98 Mrd Euro freuen.

Gut ein Viertel der Einnahmen resultierte aus dem Lebendexport von Rindern in Drittländer, die meist keine Zuchtrinder waren. Dieser Handel war im Betrachtungszeitraum jedoch rückläufig. Laut Kommission wurden - ohne Berücksichtigung von Großbritannien - 630.800 Rinder in Drittländer verkauft; das waren 66.850 Stück oder 9,6 % weniger als in den ersten drei Quartalen 2021.

Größter Abnehmer hierbei war Israel mit umgerechnet auf das Schlachtgewicht fast 33.000 t. Wird noch der eigentliche Fleischexport hinzugerechnet, war Israel mit 50.150 t und einem Ausfuhrerlös von 296 Mio Euro nach dem Vereinigten Königreich wichtigster EU-Drittlandskunde im Rindergeschäft.  

Irland wichtigster EU-Exporteur



Bei anderen Rindfleischkunden mussten die Exporteure aus den Mitgliedstaaten in den ersten drei Quartalen 2022 deutliche Absatzeinbußen hinnehmen. So brachen die Ausfuhren nach Hongkong im Vorjahresvergleich um rund 30.000 t oder 78 % auf nur noch 8.300 t ein; die ehemalige britische Kronkolonie war damit nicht mehr unter den Top-10-Kunden vertreten.

Die Rindfleischverkäufe einschließlich Nebenerzeugnissen nach Ghana sanken um gut 30 % auf 25.750 t; bei Algerien war wegen der geringeren Ausfuhr von Lebendrindern ein Minus von mehr als 28 % zu verzeichnen. Zudem waren die Exporte in die Schweiz und auf die Philippinen um jeweils etwa 13 % rückläufig.

Deutliche Zuwächse verzeichneten dagegen die Verkäufe nach Ägypten, Chile und Kanada, die aber keine Großkunden sind. Größter Rindfleischexporteur einschließlich Lebendtieren in der EU blieb trotz eines deutlichen Rückgangs von 22,9 % auf 57.610 t Irland.

Die Ausfuhr nach Großbritannien ist hierin nicht enthalten. Dahinter folgten, auch wegen umfangreicher Lebendexporte, Frankreich mit 51.500 t und Spanien mit 48.500 t. Die deutschen Exporte in Drittländer ohne Großbritannien waren laut EU-Kommission um 12.540 t oder 28,2 % auf 31.900 t rückläufig.
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