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18.06.2023 | 00:56 | Ertragseinbußen 

EU-Getreideernte: COCERAL senkt Prognose spürbar

Brüssel - Der EU-Dachverband der Getreidehändler (COCERAL) hat seine Prognose zur diesjährigen Getreideernte in der Europäischen Union deutlich nach unten gesetzt, ließ aber seine Erwartung für das Ölsaatenaufkommen fast unverändert.

Ernteprognose 2023
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Handel rechnet jetzt mit nur noch 273,4 Millionen Tonnen Getreide - Ertragseinbußen durch Trockenheit in der Nordhälfte der EU - Deutsches Getreideaufkommen vermutlich unter Vorjahresniveau - EU-Weichweizenaufkommen bei gut 127 Millionen Tonnen gesehen -Ernteaussichten in Spanien deutlich eingetrübt - Voraussage der EU-Ölsaatenerzeugung nur geringfügig nach unten korrigiert. (c) proplanta
Laut den jüngsten Zahlen sollen in der Gemeinschaft 273,4 Mio t Getreide eingefahren werden; das wären rund 6,5 Mio t beziehungsweise 2,4 % mehr als im Vorjahr. Im März hatte der Verband allerdings noch eine Gesamtmenge von 280,1 Mio t erwartet.

Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) rechneten Ende Mai immerhin noch mit 277,2 Mio t Getreide. Als Hauptgrund für die pessimistischere Beurteilung führte COCERAL die Trockenheit in der Nordhälfte der EU an. Nach Angaben des Dachverbandes wurden die Erntevorhersagen für Schweden, Dänemark und die baltischen Staaten spürbar gesenkt.

Auch in Deutschland und Spanien sind die Ertragsaussichten schlechter geworden. Laut COCERAL kamen in den beiden Ländern die jüngsten Regenfälle zu spät für den Weizen und die Gerste. Für Deutschland setzten die Händler ihre Ernteprognose um 66.000 t auf 42,65 Mio t Getreide herab, nach 43,48 Mio t im Vorjahr. Die französischen Bauern dürften die Produktion dagegen steigern, und zwar nach aktuellem Stand um 5,5 % auf fast 63,0 Mio t. Im März waren für Frankreich lediglich 61,1 Mio t Getreide erwartet worden.

Erhebliche Einbußen werden dagegen für Spanien vorausgesagt: 2022 hatten die Landwirte dort 18,2 Mio t Getreide von den Feldern geholt. Die diesjährige Ernte wird jetzt aber auf nur noch 11,9 Mio t veranschlagt. Damit wird die Prognose des spanischen Agrarkooperativen-Verbandes um 1,8 Mio t übertroffen. Vor drei Monaten hatten die Brüsseler Fachleute allerdings noch mit 20,8 Mio t Getreide gerechnet.

EU-Gersten- und Maisernte kleiner gesehen



Die EU-Weichweizenproduktion 2023 taxiert der Handel nun auf voraussichtlich 127,3 Mio t, gegenüber 129,5 Mio t in der vorherigen Prognose. Damit würde die Vorjahresmenge nur um 411.000 t oder 0,3 % übertroffen. COPA und COGECA hatten etwa drei Wochen zuvor mit 128,5 Mio t Weichweizen gerechnet. Größere Ernten erwartet der Handel vor allem für Ungarn, Frankreich, Italien und Bulgarien.

Das deutsche Weichweizenaufkommen wird nun bei 21,6 Mio t gesehen; die Märzprognose hatte um 250.000 t höher gelegen. Dagegen setzten die Brüsseler Fachleute ihre Voraussage für die französische Weichweizenproduktion um 700.000 t auf 35,1 Mio t herauf. Indes wurde für Spanien ein ertragsbedingter Abschlag von 2,9 Mio t auf 3,4 Mio t Weichweizen vorgenommen. Seine Voraussage für das diesjährige Gerstenaufkommen in der gesamten EU passte der Dachverband um fast 3 Mio t auf 49,5 Mio t nach unten an.

Im vergangenen Jahr hatten die Landwirte in der Gemeinschaft noch insgesamt 51,9 Mio t Gerste gedroschen. Auch die Aussichten für das Körnermaisaufkommen trübten sich ein. Die Brüsseler Fachleute veranschlagen die betreffende Menge nun auf 61,1 Mio t, was im Vergleich zur vorherigen Prognose einem Abschlag von 1 Mio t entspricht. Damit würde das Vorjahresvolumen aber noch um 8,8 Mio t Körnermais übertroffen, was die Händler mit optimistischen Ertragserwartungen begründen.

Deutsche Landwirte könnten noch mehr Raps ernten



Seine Voraussage für die EU-Erzeugung von Ölsaaten passte der EU-Dachverband um lediglich etwa 100.000 t auf jetzt 33,7 Mio t nach unten an; das wären 2,2 Mio t mehr als 2022. Von der Gesamtmenge sollen 19,8 Mio t auf Raps entfallen, was gegenüber dem Vorjahr ein Plus von lediglich 230.000 t bedeuten würde. Eine entsprechende Menge hatten zuletzt auch COPA und COGECA vorausgesagt.

Derweil fiel die aktuelle COCERAL-Prognose für das Rapsaufkommen in Deutschland mit 4,65 Mio t optimistischer aus; zuvor waren 260.000 t weniger erwartet worden. Gegenüber dem Vorjahresniveau wäre das ein Zuwachs von 8,4 %. Die französische Rapsproduktion soll hingegen leicht zurückgehen, und zwar von 4,5 Mio t auf gut 4,4 Mio t. Für Polen berücksichtigten die Brüsseler Fachleute einen Abschlag von 170.000 t auf 3,3 Mio t, womit die Vorjahresmenge um 340.000 t verfehlt würde.

Italiens Sojaproduktion im Aufwind



Außerdem setzte COCERAL seine Voraussage für die EU-Produktion von Sonnenblumensaat um 400.000 t auf 10,83 Mio t herab. Im vergangenen Jahr hatten die Landwirte in der Union ertragsbedingt lediglich 9,54 Mio t Sonnenblumensaat eingebracht.

Der größte Zuwachs wird weiterhin für Ungarn erwartet, nämlich um 750.000 t auf 2,0 Mio t Sonnenblumensaat. Allerdings waren im März noch 240.000 t Sonnenblumensaat mehr erwartet worden. Außerdem wird für Rumänien, den weiterhin größten Erzeuger der Union, ein Zuwachs um 450.000 t auf 2,95 Mio t prognostiziert.

Derweil könnte Bulgarien seine Produktion um 130.000 t auf 2,11 Mio t Sonnenblumensaat steigern. Indes sehen die Händler für Frankreich eine Ernte von 1,89 Mio t Sonnenblumensaat voraus, was gegenüber 2022 ein Plus von 120.000 t wäre. Mit Blick auf die EU-Sojabohnenernte 2023 passte COCERAL seine Prognose um 375.000 t auf 3,12 Mio t nach oben an; im Vergleich zum Vorjahr wäre das ein Plus von 680.000 t.

Die Fachleute rechnen jetzt mit einem Durchschnittsertrag von 29,0 dt/ha, nach nur 23,3 dt/ha im vergangenen Jahr. Der mengenmäßig wichtigste EU-Erzeuger dürfte Italien mit voraussichtlich 1,20 Mio t Bohnen bleiben. Im vergangenen Jahr erzeugte das Land allerdings lediglich rund 800.000 Bohnen.
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Getreide- und Ölsaatenproduktion in der EU
AgE
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