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02.10.2016 | 09:30 | Milchmarkt 

EU-Milchmengenreduzierung: Wer drosselt wie viel?

Brüssel - Das von der Europäischen Kommission aufgelegte Programm zur Reduzierung der Milchmengen ist von den Landwirten sehr gut angenommen worden und bereits nach der ersten Antragsrunde nahezu komplett ausgeschöpft.

Milchmengenreduzierung EU
(c) proplanta
Aktuellen Zahlen aus Brüssel zufolge wollen 51.101 Milcherzeuger aus 27-EU-Ländern im Zeitraum von 1. Oktober bis 31. Dezember 2016 ihre Produktion gegenüber dem Vorjahresquartal um insgesamt 1,06 Mio. t Milch verringern. Bei einem Budget von 150 Mio. Euro und einer „Drosselprämie“ von 0,14 Cent je Kilogramm reicht die finanzielle Ausstattung der Maßnahme rechnerisch für eine „Nicht-Produktion“ von 1,07 Mio. t Milch, wenn keine Abzüge erfolgen sollen.

Für die am vergangenen Freitag (30.9.) gestartete zweite Antragsrunde mit dem Reduzierungszeitraum 1. November 2016 bis 31. Januar 2017 stehen somit nur noch 11.407 t Milch zur Verfügung. Werden größere Mengen beantragt, kommen Kürzungskoeffizienten für die Menge zur Anwendung.

EU-Agrarkommissar Phil Hogan freute sich über die rege Teilnahme an „dem attraktiven und zugleich erfolgreichen“ Programm. Er sei zuversichtlich, dass diese Maßnahme zusammen mit den anderen Instrumenten des zweiten Hilfspaketes den Milchmarkt weiter stabilisieren werde. Es gebe Anzeichen für eine Markterholung, vor allem bei den Notierungen für Milcherzeugnisse, doch müsse sich dies auch in steigenden Milcherzeugerpreisen niederschlagen.

Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) begrüßten die rege Teilnahme am EU-Programm. Sie wiesen gleichzeitig darauf hin, dass von 2007 bis 2015 die Milchproduktion in Neuseeland um 36 % und in den USA um 12 % gestiegen sei, in der EU dagegen nur um 10 %. Der Vorsitzende des COPA/COGECA- Milchausschusses, Mansel Raymond, forderte die EU-Kommission auf, auch mehr für den Rindfleischmarkt zu tun, der ebenfalls unter den Folgen der Verwerfungen im Milchsektor leide.

Unterschiedliches Interesse in den EU-Staaten

In Deutschland haben laut Angaben der EU-Kommission 9.947 Landwirte einen Antrag auf Reduzierung ihrer Milchmengen eingereicht; die geplante Drosselung beläuft sich hierzulande auf 286.049 t. Nur in Frankreich gab es mit 12.957 Milchbauern mehr Erzeuger, die an dem Programm teilnehmen wollen. Allerdings kommen diese zusammen lediglich auf eine Antragsmenge von 181.398 t. Auf dem dritten Platz liegt mit einer beabsichtigten Reduzierung von 112.026 t das Vereinigte Königreich, die sich auf 1.849 Produzenten verteilt.

Auch in den Niederlanden und Irland, wo die Milcherzeugung zuletzt überdurchschnittlich stark expandierte, war das Interesse am EU-Programm groß. In den Niederlanden wurde von 3.932 Erzeugern mit insgesamt 80.305 t EU-weit die vierthöchste Reduktionsmenge beantragt; Irland lag mit 74.225 t und 4.447 Teilnehmern nur knapp dahinter. Einziger EU-Staat ohne Antragssteller war Griechenland. Pro Antragsteller im Schnitt 2.848 Euro Große Unterschiede gibt es in der Gemeinschaft bezüglich der geplanten Produktionsdrosselung bei den einzelnen Betrieben. So wollen die Erzeuger in Ungarn und der Slowakei ihre Milchproduktion im Mittel um 126.179 kg beziehungsweise 105.739 kg EU-weit am stärksten verringern.
Beantragte Milchmengenreduzierung EUBild vergrößern
Beantragte Milchmengenreduzierung in der EU
Überdurchschnittlich starke Produktionseinschränkungsabsichten wurden auch aus Dänemark mit 72.598 kg und aus dem Vereinigten Königreich mit 60.588 kg gemeldet. Bei den deutschen Erzeugern ergibt sich im Durchschnitt der Betriebe eine Reduktionsmenge von 28.757 kg; im EU-Mittel beträgt diese 20.346 kg je Antragsteller. Pro Erzeuger würde sich bei Realisierung der angemeldeten Produktionsverringerung im EU-Mittel ein Betrag von 2.848 Euro ergeben; in Deutschland läge dieser Durchschnittswert bei 4.026 Euro.

Pro Antragsteller im Schnitt 2.848 Euro Große Unterschiede gibt es in der Gemeinschaft bezüglich der geplanten Produktionsdrosselung bei den einzelnen Betrieben. So wollen die Erzeuger in Ungarn und der Slowakei ihre Milchproduktion im Mittel um 126.179 kg beziehungsweise 105.739 kg EU-weit am stärksten verringern. Überdurchschnittlich starke Produktionseinschränkungsabsichten wurden auch aus Dänemark mit 72.598 kg und aus dem Vereinigten Königreich mit 60.588 kg gemeldet. Bei den deutschen Erzeugern ergibt sich im Durchschnitt der Betriebe eine Reduktionsmenge von 28.757 kg; im EU-Mittel beträgt diese 20.346 kg je Antragsteller. Pro Erzeuger würde sich bei Realisierung der angemeldeten Produktionsverringerung im EU-Mittel ein Betrag von 2.848 Euro ergeben; in Deutschland läge dieser Durchschnittswert bei 4.026 Euro.
Milchmengenreduzierung DeutschlandBild vergrößern
Beantragte Milchmengenreduzierung in Deutschland
Bayern mit den meisten Anträgen

Auch in Deutschland bestehen zwischen den einzelnen Bundesländern Unterschiede bezüglich der beabsichtigten Produktionsdrosselung. Knapp ein Drittel aller gestellten und zugelassenen Anträge kam mit 3.264 Stück aus Bayern; die dahinter stehende Milchmenge von 37.179 t hat allerdings nur einen Anteil von 13 % an der insgesamt in Deutschland geplanten Verringerung.

Die mit Abstand größte Einschränkung der Milcherzeugung im Rahmen des EU-Programms wird in Niedersachsen einschließlich Bremen erfolgen. Dort wollen 2.014 Milchbauern weniger melken, und zwar insgesamt 67.411 t im Vergleich zum Referenzzeitraum Oktober bis Dezember 2015. Schleswig-Holstein liegt bei der Reduzierung mit 36.517 t auf Platz drei im deutschen Ranking; insgesamt wollen sich dort 1.050 Erzeuger am EU-Programm beteiligen. Dahinter folgt Nordrhein-Westfalen mit 29.326 t von 1.131 Antragsstellern.

Die östlichen Bundesländer führen dagegen ganz klar die Hitliste mit den größten Produktionseinschränkungen je Teilnehmer an. So wollen die 158 Antragssteller aus Mecklenburg-Vorpommern im Durchschnitt ihre Milcherzeugung um 156.568 kg einschränken; in Brandenburg sind es 136.204 kg und in Thüringen 125.965 kg. Die kleiner strukturierten bayerischen Milcherzeuger haben dagegen im Mittel nur eine Produktionsdrosselung von 11 390 kg je Betrieb beantragt. Dies würde einer Prämie von 1.595 Euro je Teilnehmer entsprechen, im Gegensatz zu 21.920 Euro in Mecklenburg-Vorpommern. Mit der Auszahlung der Prämien können die Teilnehmer der ersten Antragsrunde erst im Februar 2017 rechnen, nachdem sie die Produktionsverringerung nachgewiesen haben.
AgE
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