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23.10.2022 | 08:58 | Fleischerzeugung 

Globaler Rindfleischhandel dürfte 2023 schrumpfen

Washington - Die international gehandelte Menge an Rindfleisch wird 2023 voraussichtlich geringer als in diesem Jahr ausfallen, da wichtige Importeure weniger Bedarf und bedeutende Exporteure weniger Ware im Angebot haben werden.

Rindfleischhandel
Nach voraussichtlichem Rekord soll der globale Rindfleischexport 2023 wieder rückläufig sein - Abnehmende Tierbestände verringern bei großen internationalen Anbietern das Ausfuhrangebot. (c) proplanta
So lautet zusammengefasst das Ergebnis einer aktuellen Prognose des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) zum Weltrindfleischmarkt. Demnach soll die Gesamterzeugung in allen betrachteten Ländern 2023 bei rund 59,24 Mio. t liegen; das wären nur 130.000 t oder 0,2 % weniger als im Vorjahr.

Eine schwächere Nachfrage und hohe Erzeugungskosten würden global die Produktion dämpfen, so die US-Experten. Für den internationalen Handel ausschlaggebend ist jedoch, dass sich dieser auf wenige globale Akteure konzentriert. Dazu gehört als weltweit größter Rindfleischproduzent die USA. Deren Erzeugung dürfte den Washingtoner Analysten zufolge 2023 aufgrund der diesjährigen Dürre in mehreren Bundesstaaten und dem Abbau von Tierbeständen recht deutlich, nämlich um etwa 800.000 t oder 6,3 % auf 12,02 Mio. t sinken. Weniger Rindfleisch ist deshalb für den Export verfügbar, der um 14,0 % auf 1,39 Mio. t abnehmen soll.

In abgeschwächter Form gilt das auch für die Europäische Union mit einem prognostizierten Produktionsrückgang von 1,8 % auf 6,7 Mio. t und einem Ausfuhrminus von 2,6 % auf 750.000 t. Zudem werden für Argentinien, Uruguay, Paraguay und Kanada geringere Exportmengen vorhergesagt. Auf der anderen Seite dürften Australien und Brasilien ihre Rindfleischerzeugung 2023 ausdehnen.

„Down Under“ wurden bei ausreichenden Niederschlägen die Herden spürbar aufgestockt, was im kommenden Jahr einen Produktionszuwachs von gut 13 % auf 2,21 Mio. t und ein Plus bei den Exporten von 16,2 % auf 1,51 Mio. t bringen soll. Brasiliens Rindfleischaufkommen dürfte 2022 um gut 6 % auf die neue Rekordmarke von 10,35 Mio. t zunehmen. Im kommenden Jahr soll dort das Wachstum laut USDA mit jeweils 1 % bei der Produktion und bei den Ausfuhren auf 2,98 Mio. t moderater ausfallen. Die Südamerikaner werden damit klar der Rindfleischexporteur Nummer eins bleiben.

Höhere EU-Importe erwartet

Ein wichtiger Faktor für den globalen Rindfleischhandel wird auch 2023 die Entwicklung in China sein. Dort wird laut USDA für 2023 aufgrund des erstmals auf mehr als 100 Millionen gewachsenen Rinderbestandes ein Produktionszuwachs von 375.000 t beziehungsweise gut 5 % auf 7,5 Mio. t Rindfleisch erwartet. Deutlich schwächer wird der Nachfrageanstieg mit nicht einmal 100.000 t auf 10,33 Mio. t eingeschätzt.

Der Einfuhrbedarf Chinas als weltweit größter Importeur von Rindfleisch soll deshalb um rund 290.000 t oder 9,2 % auf 2,85 Mio. t sinken. Dies könnte vor allem den Hauptlieferanten Brasilien treffen, dessen Lieferungen in die Volksrepublik zuletzt gut die Hälfte seines gesamten Rindfleischexportes ausmachten. Allerdings, so das USDA, kann Brasilien das nach China exportierte Rindfleisch günstiger als die Konkurrenz, zum Beispiel Australien, anbieten. Sollte sich die USDA-Prognose bewahrheiten, dürfte für viele Anbieter der Markt in China enger werden.

Problem Kaufkraftverlust

Dafür ist anderenorts mit einem höheren Bedarf zu rechnen. Dies gilt wegen der rückläufigen Eigenerzeugung auch für die Europäische Union. Sowohl das US-Ministerium wie auch jüngst die Kommission erwarten für das kommende Jahr einen Anstieg der Rindfleischimporte in die Gemeinschaft von rund 4 %. Ungewiss ist jedoch, neben der Entwicklung von Covid und dem Ukraine-Krieg, wie die Verbraucher weltweit auf den inflationsbedingten Kaufkraftverlust beim Einkauf des meist teuren Rindfleisches reagieren.

Bisher prognostiziert das USDA für die von ihm betrachteten Länder für 2023 einen nur geringen Verbrauchsrückgang von 0,2 %. Die niederländische Rabobank erwartet indes eine Nachfrageverlagerung von hochwertigen Teilstücken zu preiswerterer Ware, wie Trimmings, Verarbeitungsfleisch oder Hackfleisch.
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AgE
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