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03.09.2023 | 10:12 | Rindfleischexporte 

Großbritannien wichtigster EU-Handelspartner für Rindfleisch

Brüssel - Nach dem Brexit hat sich der EU-Rindfleischhandel mit dem Vereinigten Königreich abgekühlt, doch ist die britische Insel nun mit Abstand wichtigster Drittlandskunde und Lieferant der Gemeinschaft.

Rindfleischmarkt
Mehr als die Hälfte der EU-Rindfleischexporte geht in das Vereinigte Königreich - Auch bei der Einfuhr liegt das Land vor Brasilien auf Rang eins - Handelsvolumen von Januar bis Mai 2023 liegt bei knapp 1 Milliarde Euro - Gesamte EU-Rindfleischausfuhren im bisherigen Jahresverlauf rückläufig - Mehr Lebendrinder in Drittstaaten verkauft - Rindfleischimporte der EU annähernd auf Vorjahresniveau. (c) proplanta
Laut EU-Kommission wurden von Januar bis Mai 2023 aus den Mitgliedstaaten 147.800 t Rindfleisch einschließlich lebender Tiere nach Großbritannien ausgeführt; das waren 0,5 % mehr als im Vorjahreszeitraum und 39,0 % aller Drittlandsexporte.

Fast zwei Drittel des außerhalb der EU-Grenzen verkauften gekühlten Rindfleischs und ein noch etwas höherer Anteil an Verarbeitungsfleisch sowie an frischen Schlachtnebenerzeugnissen gingen auf die Insel; bei der gefrorenen Ware war es gut die Hälfte. Von eher untergeordneter Bedeutung sind die EU-Ausfuhren von Rindern nach Großbritannien, sie machen nur gut 5 % des Gesamthandels aus.

Die Exporterlöse für Rinder und Fleisch mit Ziel Vereinigtes Königreich stiegen gegenüber Januar bis Mai 2022 um 7,4 % auf 766 Mio Euro, was gut 41 % der EU-Gesamteinnahmen entsprach. Auch bei den Rindfleischimporten der Gemeinschaft rangiert das Vereinigte Königreich noch vor Brasilien auf Rang eins. Insgesamt wurden in den ersten fünf Monaten 2023 von den Briten fast 45.600 t auf den Binnenmarkt geliefert; das entsprach 30,8 % der Gesamteinfuhr.

Die Menge der Vorjahresperiode wurde allerdings um 11,1 % unterschritten. Wichtigste Produktgruppe war frisches Rindfleisch mit 32.200 t, gefolgt von gefrorener Ware mit 7.150 t. Für die Produkte aus dem Königreich gaben die EU-Importeure 210 Mio Euro aus; nur die Importrechnung für brasilianische Ware fiel mit 220 Mio Euro höher aus.

Umstrittener Lebendexport gewachsen



Insgesamt war laut Kommission der EU-Rindfleischexport einschließlich Lebendtieren von Januar bis Mai 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,9 % auf 378.500 t rückläufig. Zusammen gut 12 % weniger Rinder und Fleisch wurden nach Israel geliefert.

Bei Ghana und der Elfenbeinküste sorgte unter anderem der stockende Verkauf von Schlachtnebenerzeugnissen für einen Ausfuhrrückgang von 15 % beziehungsweise 10 %. Ganz schwach lief das Geschäft mit der Schweiz, das um gut ein Viertel auf 8.490 t einbrach.

Exportzuwächse wurden dagegen aus Bosnien-Herzegowina und Hongkong gemeldet. Die Wiederbelebung der Handelsgeschäfte mit der Türkei sorgte für eine zwanzig Mal so hohe Ausfuhr, die auf fast 33.000 t stieg, darunter auch viele Lebendtiere.

Auch der vermehrte Rinderexport nach Marokko und in den Kosovo ließ die Handelsvolumina in die Höhe schnellen. Genaue Angaben fehlen zwar, doch dürften sich unter den in diese Länder gelieferten Rindern überwiegend Schlachttiere befunden haben, was aus Tierschutzgründen umstritten ist. Insgesamt nahm die EU-Lebendausfuhr um 16,1 % auf umgerechnet 90.670 t Schlachtgewicht zu; der eigentliche Fleischexport sank dagegen um 7,7 % auf 287.820 t.

Mehr Rindfleisch aus Südamerika



Der Import von Rindfleisch ohne Fette in die EU lag in den ersten fünf Monaten 2023 mit rund 148.000 t nur knapp unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau, und zwar um 0,7 %. Neben geringeren Einfuhrmengen aus Großbritannien wurde auch weniger Ware aus Australien und Neuseeland bezogen. Dafür stiegen die Importe aus Brasilien um 4,7 % auf 38.200 t und die aus Argentinien um 15,1 % auf fast 26.600 t.

Die Importrechnung der EU belief sich insgesamt auf 985 Mio Euro; das waren 2,6 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Niederlande wies wegen ihrer Häfen traditionell die höchsten Rindfleischimporte aller Mitgliedstaaten aus Drittländern auf; im Berichtszeitraum waren es 47.420 t.

Bei den Exporten lag Irland wegen seiner engen Marktbeziehungen zum Vereinigten Königreich mit 133.460 t an der Spitze. Dahinter rangierte Polen, das seine Drittlandsausfuhren gegenüber den ersten fünf Monaten 2022 um gut ein Viertel auf 44.340 t ausbaute.

Bulgarien katapultierte sich mit 13.840 t auf Rang acht der wichtigsten EU-Exportländer, weil die Lebendausfuhr unter anderem in die Türkei massiv anstieg. In Deutschland und Frankreich war die Drittlandsausfuhr im Vorjahresvergleich um jeweils 30 % rückläufig, und zwar auf 15.880 t beziehungsweise 21.830 t.
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