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24.09.2023 | 04:45 | Herbstaussaat 

IGC: Niedrige Erzeugerpreise könnten Weizenanbau dämpfen

London / Paris / Chicago - Der anhaltende Druck auf die Weizenpreise könnte den „Appetit“ auf Anbau dieser Kultur bei dem einen oder anderen Landwirt dämpfen.

Aussaat
Mahlweizen hat sich in Paris binnen Jahresfrist um 50 Euro pro Tonne verbilligt - Die Londoner Experten rechnen dennoch mit einem hohen Weizenanteil in den Fruchtfolgen - Der Getreiderat taxiert den globalen Nachfrageüberhang 2023/24 auf 20 Millionen Tonnen - Die Reserven fallen deshalb voraussichtlich auf ein Fünfjahrestief. (c) proplanta
Darauf weist der Internationale Getreiderat (IGC) in seinem am Donnerstag (21.9.) veröffentlichten September-Bericht hin. An der europäischen Leitbörse Matif wurde Mahlweizen zur Abrechnung im September 2024 - also Ware aus der nächsten Ernte - am Freitag (22.9.) gegen 14 Uhr für 239,50 Euro/t gehandelt und damit für rund 50 Euro/t weniger als zwölf Monate zuvor.

An der Welt-Leitbörse von Chicago (CME) konnten die US-Farmer vor dem Wochenende umgerechnet nur knapp 222 Euro/t für ihren 2024er-Futterweizen zur Abrechnung in zwölf Monaten festmachen. Unter dem Strich rechnen die Londoner Experten bei der Herbstaussaat auf der Nordhalbkugel aber dennoch mit einem erneut hohen Anteil Winterweizen. Dies machen sie einerseits an den im Jahresvergleich ebenfalls deutlich gesunkenen Betriebsmittelpreisen fest.

Zudem seien Anbauentscheidungen nicht allein von Betriebsmittel- und Produktpreisen abhängig, sondern auch von der Fruchtfolge sowie den Wetterbedingungen zur Aussaat, gibt der IGC in seinem Bericht zu bedenken.

Ergänzend weisen die Londoner Marktanalysten darauf hin, dass auch die Erlöse von Anbaualternativen wie Gerste, Mais oder Raps zuletzt gesunken seien. Dadurch habe sich die relative Vorzüglichkeit einzelner Kulturen im Jahresvergleich nur wenig verändert.

Ordentliche Drillbedingungen



In Europa und dem Schwarzmeerraum sind die Bedingungen für die Herbstaussaat dem Getreiderat zufolge „im Großen und Ganzen zufriedenstellend“, auch wenn es in den letzten Wochen tendenziell zu wenig geregnet hat. In Russland waren die Feldarbeiten Mitte September etwa zur Hälfte abgeschlossen, und die Anbauflächen sollen im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil bleiben.

Auch die Herbstaussaat in den USA ist bisher laut IGC normal verlaufen. In weiten Teilen des dortigen Weizengürtels ist es aktuell aber ebenfalls zu trocken. Regional haben die jüngsten Regenfälle geholfen, die es vor allem im Pazifischen Nordwesten gegeben hat - dazu zählen der US-Bundesaat Washington, Oregon, Nordkalifornien, das westliche Idaho sowie der südliche Teil der kanadischen Provinz British Columbia.

Viel Weizen im Futtertrog



Die globale Weizenerzeugung in der laufenden Saison 2023/24 schätzt der Getreiderat jetzt auf 783,5 Mio t. Das wären zwar 2,6 % weniger als der Allzeitrekord im vergangenen Wirtschaftsjahr; es wäre aber noch die zweitgrößte Ernte aller Zeiten. Dem soll 2023/24 nach aktuellem Stand ein weltweiter Weizenverbrauch von 803,5 Mio t gegenüberstehen.

Obwohl vor allem in Europa, Nordamerika und Teilen Asiens mit einer starken Konkurrenz durch Mais zu rechnen ist, wird die weltweite Weizenverfütterung gegenüber 2022/23 der IGC-Prognose zufolge um 2 % auf 153 Mio t steigen. Bekanntlich konnten in Teilen Europas aufgrund der vielen regenbedingten Druschunterbrechungen oft nur noch Futterqualitäten vom Feld geholt werden.

Beim IGC geht man davon aus, dass die globalen Weizenreserven bedingt durch den erwarteten Nachfrageüberhang im Saisonverlauf von 283,0 Mio t auf 263,0 Mio t sinken werden, womit ein neues Fünfjahrestief bei den Endbeständen markiert würde.
AgE
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