19.02.2024 | 11:40 | Kriegsfolgen
Immense Schäden und Verluste im ukrainischen AgrarsektorBerlin - Der russische Überfall auf die Ukraine hat in der dortigen Landwirtschaft innerhalb des ersten Kriegsjahres zu einem Gesamtschaden von rund 8,7 Mrd. $ (8,1 Mrd. Euro) geführt. Das entspricht 30% des gesamten Grundkapitals der ukrainischen Landwirtschaft vor Kriegsbeginn. |
Der Gesamtschaden wird auf 8,1 Milliarden Euro geschätzt. Die Verluste summieren sich sogar auf 37,4 Milliarden Euro. (c) proplanta Am schwerwiegendsten sind die Schäden in den ukrainischen Oblasten im Osten und Süden, wo die meisten Kampfhandlungen stattgefunden haben. Diese Bewertung findet sich in der neuen Publikation „Ukraine-Analysen - Folgen des russischen Angriffskriegs für die ukrainische Landwirtschaft“.
Die darin enthaltenen Schätzungen beruhen auf Daten aus einem fortlaufenden Monitoring der Kiewer Hochschule für Ökonomie (KSE). Sie wurden von sechs Forschungsinstituten vorgenommen, darunter auch das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO).
Viele Traktoren zerstört
Die größte Schadenskategorie bilden landwirtschaftliche Maschinen und Werkzeuge. Auf sie entfallen mit 4,7 Mrd. $ (4,4 Mrd. Euro) etwa 53% aller Schäden im Agrarsektor. Mit einem Schadenswert von bis zu 2,0 Mrd. $ (1,9 Mrd. Euro) stehen Traktoren an der Spitze der Liste. Als zweitgrößte Schadenskategorie werden eingelagerte Erntemengen genannt.
Die durch die Zerstörung und systematische Diebstähle eingelagerter Produkte durch Russland verursachten Verluste belaufen sich auf schätzungsweise 1,9 Mrd. $ (1,8 Mrd. Euro). Hierunter fallen beispielsweise rund 4 Mio. Tonnen Getreide und Ölsaaten.
An dritter Stelle steht die Zerstörung von Lagerungsmöglichkeiten wie Getreidesilos mit 1,3 Mrd. $ (1,2 Mrd. Euro) beziehungsweise 15% aller Schäden. Der Schätzung zufolge wurden von den ursprünglich vorhandenen 75 Mio. Tonnen Lagerkapazitäten fast 11,5 Mio. Tonnen teilweise oder komplett zerstört.
Größte Verluste im Pflanzenbau
Betrachtet werden in der Publikation auch die Verluste im ukrainischen Agrarsektor. Anders als bei den Schäden kommen Angaben hierzu durch die Schätzung entgangener Einnahmen der Landwirtschaft angesichts einer geringeren Produktion und gestiegener Produktionskosten zustande.
Laut der Untersuchung des KSE-Agrocenters betrugen die kriegsbedingten Verluste der Landwirtschaft bis Juli 2023 insgesamt 40,2 Mrd. $ (37,4 Mrd. Euro). Diese Zahl ist höher als beispielsweise das landwirtschaftliche BIP der Ukraine von 2021. Die größten Einbußen gehen mit 23,0 Mrd. $ (21,4 Mrd. Euro) auf die geringere Produktion im Pflanzenbau zurück.
Die zweitgrößte Kategorie ist auf die Unterbrechung des Exports zurückzuführen und beläuft sich auf etwa 14,5 Mrd. $ (13,5 Mrd. Euro). Dahinter folgen die Verluste durch eine geringere Produktion in den Bereichen Nutztierhaltung, Aquakultur und Fischerei mit 1,7 Mrd. $ (1,6 Mrd. Euro) sowie höhere Produktionskosten mit etwa 1,2 Mrd. $ (1,1 Mrd. Euro).
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