Wie der Deutsche Verband Tiernahrung (
DVT) am vergangenen Mittwoch (6.4.) in Bonn unter Berufung auf Daten der
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (
BLE) mitteilte, wurden im Kalenderjahr 2021 noch knapp 23,4 Mio t
Mischfutter hergestellt, was im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang von rund 760.000 t oder 3,2 % entspricht.
„Nach dem ersten Coronajahr 2020, das für uns so überraschend positiv und letztlich vergleichbar mit den Vorjahren abgeschlossen hat, machen sich nun einige wirtschaftlichen Faktoren bemerkbar“, stellte DVT-Präsident Jan Lahde fest. Auch die Mineralfutterproduktion wurde gedrosselt, und zwar um 2,9 % auf rund 635.000 t.
Der Rückgang der
Futtermittelproduktion sei überwiegend eine Folge der zurückgehenden Bestände, erklärte Lahde. So habe die Zahl der Mastschweine im November 2021 laut Zählung bei 11 Millionen gelegen; im Vergleich zur Erhebung im Vorjahr sei das ein Rückgang um etwa 950.000 Schweine. Auch die Zahl der Milchkühe sei gesunken, nämlich um 2,3 %.
„Die wirtschaftliche Lage in der Schweinehaltung ist erschütternd. Wir machen uns große Sorgen um viele bäuerliche Existenzen und die Zukunftsfähigkeit. Die Auswirkungen treffen auch direkt die Futtermittelwirtschaft“, so der DVT-Präsident.
Der Ausstoß an Schweinemischfutter nahm im Jahresvergleich um 4,4 % auf 9,41 Mio t ab, der von Rindermischfutter um 3,6 % auf 6,68 Mio t. Auch die Produktion von Mischfutter für das
Mastgeflügel wurde eingeschränkt, und zwar um 3,1 % auf 4,02 Mio t. Dagegen wurde die Herstellung von Legehennenfutter gegenüber 2020 um 0,9 % auf 2,33 Mio t gesteigert.
Mehr Kälberfutter gefragt
Als Region, die den größten Teil der Mischfutterproduktion in Deutschland stellt, war dem Verband zufolge der Norden mit den Veredlungshochburgen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit einem Minus von 3,8 % auf 16,92 Mio t Haupttreiber der Reduzierung. Während im Osten Deutschlands die Herstellungsmenge um 2,2 % auf 3,31 Mio t abnahm, erhöhte sich diese im Süden um 0,1 % auf 3,00 Mio t. Dabei war die Produktion von Schweinemischfutter in allen drei Regionen rückläufig.
Beim Rindermischfutter gab es zumindest im Süden einen marginalen Zuwachs. Für Legehennenfutter meldeten neben den Werken im Osten auch die Standorte im Norden ein Plus. Gemeinsam war allen drei Regionen eine Steigerung der Kälbermischfutterherstellung; bundesweit nahm diese 2021 insgesamt um 6,1 % auf 337.000 t zu. Auch Mischfutter für Pferde wurde stärker nachgefragt als 2020; hier erhöhte sich der Ausstoß um 4,1 % auf knapp 239.000 t.
Störungen in der Lieferkette
Mit Blick auf die Corona-Pandemie berichtete Lahde, dass die Futtermittelwirtschaft trotz Einschränkungen durch Personalknappheit oder kurzfristige Lieferengpässe gut durch die Pandemie gekommen sei. Die gesamte Branche habe mit Erfolg alles dafür getan, eine hochwertige
Versorgung der Landwirtschaft sicherzustellen.
Die logistische Kette sei bei den Aminosäuren vor allem durch chinesische Lieferengpässe zum Jahresende kurzfristig gestört gewesen. Gerade China müsse durch seine konsequente Corona-Politik und wieder vermehrt auftretende Covid-Fälle weiter beobachtet werden.
Carbon-Leakage-Verordnung hilft nicht
Probleme bereiten der Mischfutterbranche die hohen Rohstoff- und Energiekosten. „Mit großer Besorgnis müssen wir feststellen, dass die EU-Nachbarstaaten Wettbewerbsvorteile durch niedrigere Energiekosten haben“, beklagte Lahde. Die Carbon-Leakage-Verordnung helfe den Werken in Deutschland nicht weiter, weil eine Beihilfeberechtigung nur schwer zu erlangen sei. Insbesondere Grenzregionen seien betroffen.
„Bei der Verabschiedung der europäischen Energie- und Umweltleitlinie sei es dem Verband jedoch gelungen, für die Zukunft eine bessere Bewertung zu erreichen und bei neuen nationalen Gesetzen die Vorzüge der Beihilfeberechtigung nutzen zu können“, erläuterte der DVT-Präsident. Die Branche verfolge das Ziel, die Futtermittelpreise und letztlich die Landwirte zu entlasten. Zudem gelte es, eine
Abwanderung der landwirtschaftlichen Produktion und mit ihr der Mischfutterherstellung ins Ausland zu vermeiden.
Angesichts des Krieges in der Ukraine seien das Thema Versorgungssicherheit und eine erhöhte Eigenversorgung akuter denn je, unterstrich der DVT-Präsident. Dass der Preis auch durch die Verbraucher getragen werden müsse, daran führe kein Weg vorbei.