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25.02.2024 | 09:15 | Nachhaltigkeitskriterien 

Nachhaltigkeit rechnet sich bei Finanzierung durch Rentenbank

Leipzig - Nachhaltigkeitskriterien spielen eine zunehmende Rolle bei der einzelbetrieblichen Finanzierung in der Landwirtschaft.

Rentenbank
Die Rentenbank gewährt bei nachhaltigen Investitionen einen kräftigen Zinsvorteil gegenüber ihren Basiskonditionen, wie Vorstandssprecherin Nikola Steinbock bei der DLG-Wintertagung berichtete. (c) rentenbank
Wer Kredite in nachhaltige Investitionen lenkt, kann schon heute von günstigen Zinssätzen profitieren. Darüber wurde bei der diesjährigen Wintertagung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) berichtet, die am Mittwoch (21.2) in Leipzig stattfand.

Die Landwirtschaftliche Rentenbank (LR) geht bei der Berücksichtigung von Nachhaltigkeit bei ihren Finanzierungskonditionen voran, wie die Sprecherin des Vorstandes, Nikola Steinbock, beim DLG-Impulsforum zu „Sustainable Finance in der Praxis“ feststellte.

Ihr Haus fördere Investitionen in ausgewählten Zukunftsfeldern der Land- und Ernährungswirtschaft zu einem Zinssatz, der 45 Basispunkte unter dem LR-Basisniveau liege. Solche Zukunftsfelder seien beispielsweise die regionale Lebensmittelproduktion, Agri-Photovoltaik-Anlagen oder auch die Umstellung auf den ökologischen Landbau, außerdem autonome oder umweltschonende Landbewirtschaftung sowie Investitionen in effiziente Bewässerungssysteme.

„Das Programm ist bewusst sehr breit angelegt, da ist für die Betriebe jede Menge drin“, betonte Steinbock. Gerade bei langen Laufzeiten und großen Kreditsummen brächten die 45 Basispunkte Zinsvorteil gegenüber LR-Basis eine klare Verbesserung.

Motor bei der Standardsetzung

Gleichzeitig sei die Rentenbank Motor bei der Schaffung einheitlicher Standards und Kriterien für Nachhaltigkeit, nach denen sich die Landwirtschaft richten könne, so Steinbock weiter. Was einheitliche Kennzahlenanforderungen betreffe, habe ihr Haus in den letzten Monaten wichtige Stakeholder aus Bankenverbänden und Berufsstand zusammengebracht, um einen Standard mit kohärenten Datenstrukturen zu schaffen.

„Natürlich zählt für Banken bei der Kreditentscheidung auch künftig vor allem die ökonomische Tragfähigkeit“ stellte Steinbock klar. Bei den Zinskonditionen werde aber mehr und mehr auch das Nachhaltigkeits-Rating eine Rolle spielen, zumal die Geldhäuser durch die EU-Regulatorik selbst berichtspflichtig in Sachen Nachhaltigkeit seien.

In Kürze werde die Rentenbank deshalb ein „Fragen-Tool“ zur Verfügung stellen, mit dem landwirtschaftliche Betriebe durch die Beantwortung weniger Fragen ihr einzelbetriebliches Rating substanziell verbessern könnten. „Wir können da als Rentenbank natürlich nichts anordnen, sondern sind drauf angewiesen, dass die Geschäftsbanken das Werkzeug auch nutzen“, warb Steinbock für das neu entwickelte Instrument. Sie selbst geht davon aus, dass das „Fragen-Tool“ zur einzelbetrieblichen Nachhaltigkeit nur ein System für den Übergang ist. „Langfristig werde wohl der CO2-Fußabdruck einer Investition zum Maßstab für Kreditkonditionen, da dieser Investitionsalternativen vergleichbar mache.

Umsetzung nur bei Zwang

Nach Aussage von Christopher Braun von der DZ Bank bringt ein fehlender Nachweis für Nachhaltigkeit bei den rund 700 Genossenschaftsbanken hierzulande bislang noch keinen Nachteil bei den Kreditkonditionen. „ Einen Zinsaufschlag würden wir im genossenschaftlichen Bereich nur umsetzen, wenn wir dazu regulatorisch gezwungen werden“, stellte der Abteilungsleiter Agrarwirtschaft der DZ Bank in Leipzig klar. Für zielführender hält Braun den von der Rentenbank eingeschlagenen Kurs, nachhaltige Investitionen über die LR-Premium-Konditionen mit einem substanziellen Zinsvorteil zu fördern.

Ökolandbau nicht per se nachhaltig

Dass sich nachhaltige Produktionsverfahren auch in niedrigeren Versicherungsprämien niederschlagen, ist laut Thomas Gehrke von der Vereinigten Hagelversicherung alles andere als sicher. Am Ende müsse es aus Sicht der Policen-Anbieter vor allem darum gehen, das Risiko des Kunden zu reduzieren, damit auch eine Prämie reduziert werden könne.

„Wir helfen deshalb den Ackerbauern dabei, sich besser auf Witterungsextreme einzustellen, beispielsweise durch treffsichere Wettervorhersagen“, berichtete Gehrke, der im Vorstand der Vereinigten Hagel für das Thema Nachhaltigkeit verantwortlich ist. Durch kontinuierliche Informationsvermittlung sei es möglich, im Sinne der Nachhaltigkeit Schäden zu reduzieren.

Gehrke hält laut eigenen Aussagen wenig davon, den Ökolandbau aus Gründen der Nachhaltigkeit pauschal mit besonders niedrigen Versicherungsprämien zu bevorteilen. „Wenn ein biologisch wirtschaftender Kartoffelbauer nach einem Hagelschaden keine Phytophtera-Behandlung durchführen darf, hat er schwerere Schäden als sein konventioneller Kollege, der spritzen darf“, argumentierte er. Dass im Gegenzug der Ökobetrieb von einer niedrigeren Versicherungsprämie profitieren solle, könnte die Vereinigte Hagel als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit gegenüber den konventionell wirtschaftenden Kunden nicht plausibel machen.

Gehrke nutzte das Impulsforum in Leipzig, um Werbung für das von der DLG entwickelte Nachhaltigkeitszertifikat zu machen, das Ackerbaubetrieben anhand von 23 sozialen, ökonomischen und ökologischen Kriterien ein nachhaltiges Wirtschaften attestiert: „Das DLG-Zertifikat bietet Möglichkeit und Chance, Schwachstellen im eigenen Betrieb zu identifizieren – bei überschaubarem Aufwand, wissenschaftlich fundiert erarbeitet und nicht ideologisch getrieben“.
AgE
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