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17.12.2017 | 09:30 | Exportchancen 

Rabobank sieht gute Absatzchancen für deutsche Lebensmittel in China

Frankfurt/London - Obwohl Chinas Landwirtschaft eine der größten der Welt ist, erwartet Rabobank-Analyst Stefan Vogel einen weiteren Nachfrageschub aus dem „Reich der Mitte“ am Weltmarkt für Agrarprodukte und Nahrungsmittel. Daraus könnten sich auch weitere Exportchancen für deutsche Ware ergeben, prognostizierte Vogel am Donnerstag (14.12.) in Frankfurt am Main.

Chinas Landwirtschaft
(c) proplanta
Nach seiner Einschätzung dürften 2020 etwa 24 % der gesamten chinesischen Nachfrage nach landwirtschaftlichen Gütern durch Importe gedeckt werden; das wären schätzungsweise 4 Prozentpunkte mehr als im laufenden Jahr. Dabei sei davon auszugehen, dass sich die Einfuhren zunehmend auf Kategorien mit höherer Wertschöpfung verlagerten.

Der Marktexperte begründete diese Prognose unter anderem mit der fortschreitenden Urbanisierung in der Volksrepublik. So dürften allein bis 2020 mehr als 50 Millionen Menschen von den Dörfern in die städtischen Gebiete Chinas ziehen. Bis 2025 werde sich diese Zahl sogar um weitere 100 Millionen Menschen vergrößern.

„Die Urbanisierung wird die Ernährungsgewohnheiten weiter verändern“, zeigte sich Vogel überzeugt. Dadurch entstehe ein großes Potential für eine fortgesetzt wachsende Nachfrage. Schon heute entfielen 64 % des Welthandelsvolumens an Sojabohnen auf China als weltgrößten Importeur landwirtschaftlicher Güter; Raps und Reis kämen auf 25 % beziehungsweise 13 %. Die Marktanteile für Milchpulver sowie von Schweine- und Rindfleisch bezifferte Vogel auf 50 % beziehungsweise auf 27 % und 11 %. Chinas Staatschef Xi Jinping habe bereits am 18. Oktober auf dem Parteitag der Kommunistischen Partei in Peking eine weitere Marktöffnung angekündigt.

Zahl der Supermärkte mit Kühlketten steigt

Laut Vogel sorgen in China unter anderem die zunehmende Akzeptanz westlicher Ernährung, die rasante Verbreitung von Food-Services und die immer größere Zahl an Supermärkten mit Kühlketten vor allem in den Städten für einen steigenden Fleischverzehr. Der betreffende Pro-Kopf-Verzehr der Chinesen sei zwischen 2001 und 2016 bereits von 49 kg auf 62 kg gestiegen. Unterdessen dürfte die Nachfrage nach höherwertigen Produkten in der städtischen Mittel- und Oberschicht an Bedeutung gewinnen. Um diesen Bedarf zu befriedigen, werde die Kühlkette voraussichtlich weiter verbessert.

Im vergangenen Jahr stammten nach Vogels Angaben rund 1,8 Mio. t und damit rund 60 % der chinesischen Schweinefleischimporte aus der Europäischen Union „Allerdings werden die USA, Kanada und Brasilien zukünftig auch weiterhin mit der EU heftig um Marktanteile ringen“, warnte er. Den deutschen Jahresexporterlös für Schweinefleisch in China bezifferte er auf 467 Mio. Euro; das entspreche etwa 15 % des gesamten deutschen Auslandsumsatzes in dieser Produktgruppe und bis zu 22 % der chinesischen Schweinefleischeinfuhren, die sich in den vergangenen Jahren insgesamt deutlich positiv entwickelt hätten.

Massenprodukte verlieren an Bedeutung

Wie Vogel mit Blick auf die chinesische Nachfrage nach Trinkmilch, Eiscreme und Milchpulver ausführte, ist dort bis 2020 ein jährlicher Zuwachs von 2,0 % bis 2,5 % zu erwarten. „Für hochwertige Produkte wie Joghurt, Butter und Käse dürften die Zuwachsraten noch höher liegen“, so der Marktexperte. Gleichzeitig dürften auch die betreffenden Importe steigen, weil die heimische Erzeugung den Bedarf nicht decken könne.

Als Gründe führte der Analyst knappe Ressourcen, hohe Futterkosten und zunehmende Umweltauflagen an. Dagegen würden Importe von Massenprodukten wie Molke und Milchpulver voraussichtlich langsam an Bedeutung verlieren. Heute gingen bereits 11 % der deutschen Flüssigmilchexporte nach China. Außerdem entfielen 4 % bis 5 % der deutschen Milchpulverausfuhren und 5 % bis 7 % der deutschen Molkenexporte auf das „Reich der Mitte“.

AgE
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