Die Kakaobäume im westafrikanischen Staat Elfenbeinküste werden von einem Virus bedroht, berichtet das britische Magazin «New Scientist» (Nr. 2703, S. 9). Der Erreger namens Cacao Swollen Shoot Virus (CSSV) könne die Bäume töten und ein Drittel der Frühlingsernte der Elfenbeinküste vernichten. Das Land ist weltweit der größte Kakao-Produzent. Auch in Brasilien sei die Situation ähnlich: Dort bedrohe die Bäume die Hexenbesenkrankheit, die vom Pilz Crinipellis perniciosa ausgelöst wird. Wissenschaftler bemühten sich nun, das
Erbgut der Kakaopflanze zu entziffern, um krankheitsresistente Gene zu finden.
Das in Afrika heimische CSS-Virus sei in den vergangenen Jahren zum Problem für die Kakaoplantagen geworden. Es werde von Schmierläusen verbreitet und sei daher nicht zu stoppen. Befallene Bäume müssten vernichtet werden. Experten am Cacao Research Institute of Ghana (CRIG) hätten mittlerweile Kakaopflanzen entdeckt, die gegen das Virus teilweise resistent sind. Nun sollen noch widerstandsfähigere Pflanzen gezüchtet werden. Dies werde aber einige Zeit dauern. «In einigen Jahren wird es viel einfacher sein, wenn wir das Kakao-Genom entziffert haben», sagte Ray Schnell vom Forschungslabor des US-Landwirtschaftsministeriums in Miami dem Magazin.
Die Kakaopflanze stammt ursprünglich aus den Regenwäldern des Amazonas, mittlerweile produziert jedoch Westafrika 70 Prozent des Weltmarktbedarfs, wie der «New Scientist» berichtet. Wegen der boomenden Nachfrage in den vergangenen Jahren hätten die Bauern ihre Flächen ausgeweitet und Bäume gefällt, die normalerweise zwischen den Kakaopflanzen wachsen. «Der Anbau von Kakao ist immer stärker monokulturell geprägt», sagte Paul Hadley von der britischen Universität Reading dem Blatt. Dadurch könnten sich Krankheiten schneller ausbreiten. Auch werde immer mehr in trockenen Regionen angebaut, was die Kakaobäume zusätzlich unter Stress setze.
Nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) verzehrt jeder Deutsche im Schnitt neun Kilogramm Schokolade im Jahr, das sei neben der Schweiz und Belgien ein Spitzenwert in Europa. Deutschland importierte demzufolge im vergangenen Jahr gut 327.000 Tonnen Rohkakao - etwa die Hälfte davon stammt von der Elfenbeinküste, auf den folgenden Plätzen lagen Togo und Nigeria. Die Einfuhren aus Brasilen spielen laut BDSI keine nennenswerte Rolle. Kakao werde das ganze Jahr über geerntet, die Hauptmenge falle im Oktober an. Trotzdem könne ein solcher Virusbefall wie jetzt von der Elfenbeinküste gemeldet eine Rolle spielen und möglicherweise zu steigenden Preisen führen, da das Land enorme Mengen exportiere. (dpa)