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20.08.2011 | 22:03 | Energieversorgung  

Gasversorger drehen an Preisschraube

Düsseldorf - Es ist ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Zum Herbst drehen viele Gasversorger an der Preisschraube. Wenn die kältere Jahreszeit beginnt, locken Zusatzgewinne. Die Branchenriesen Eon und RWE halten sich zurück und versprechen stabile Preise bis zum Jahresende.

Gasflamme
(c) Michael Shake - fotolia.com
Viele Privatkunden in Deutschland müssen sich in der kommenden Herbstsaison wieder auf steigende Gaspreise einstellen. War der Markt vor einem Jahr noch gespalten, bewegen sich die Preise nach Berechnungen von Vergleichsportalen im Internet diesmal auf breiter Front nach oben. Spätestens bis zu diesem Wochenende müssen die Unternehmen ihre Kunden über Preiserhöhungen zum 1. Oktober informiert haben.

Und das haben laut Verivox.de rund 130 Unternehmen schon getan. Werden die Monate August und September hinzugerechnet, summiert sich deren Anzahl auf über 280. Darunter befinden sich auch namhafte Versorger wie EWE, Eon Avacon, EnbW Vertrieb, Mainnova oder auch der größte deutsche Ökostromversorger Lichtblick.

Damit hätte schon gut jeder dritte Gasversorger zwischen August und Oktober die Preise nach oben gedrückt. Im Schnitt liegen die Erhöhungen bei 11 Prozent, in der Spitze werden 24 Prozent erreicht. Beim Strom, so ein Sprecher des Internetportals, zeichneten sich derzeit noch keine nennenswerten Preisänderungen ab. Aber auch dort rechnen Beobachter spätestens zum neuen Jahr mit Aufschlägen.

Verantwortlich für den Wiederanstieg sind nach Einschätzung von Energieexperten vor allem die anziehenden Ölpreise, an die die Gaspreise über die Verträge der Gasimporteure gekoppelt sind. Im Einzelfall ist aber die Beschaffungsstrategie der Gasversorger entscheidend. Wer Gasmengen über Spotmärkte beziehen kann, hat gegenüber anderen, die in festen Abnahmeverträgen mit Gaslieferanten stecken, Preisspielräume nach unten.

Stärker als im Strombereich wirkten sich die unterschiedlichen Beschaffungsmöglichkeiten auf die Endpreise aus, betont der Energieexperte von Verivox, Peter Reese. Beschaffung, Vertrieb und Marge hätten einen Anteil von mehr als 50 Prozent am Gaspreis, während beim Strom dieser Posten nur gut 30 Prozent ausmache.

Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise hatte die Nachfrage nach Energie 2009 stark absinken lassen. Hierdurch waren plötzlich größere Gasmengen vor allem auf den Spotmärkten verfügbar mit der Folge fallender Preise. Verstärkt wurde der Trend zudem durch neue Gasvorkommen in den USA und mehr Flüssiggas, das auf die Märkte drängte.

Diese Entwicklung brachte den Ferngaslieferanten Eon Ruhrgas in die Bredouille. Das Unternehmen, das erhebliche Gasmengen von der russischen Gazprom in langfristigen Verträgen bezieht, konnte auch in langen und zähen Verhandlungen bislang keine Preiszugeständnisse bei den Russen durchsetzen. So muss Eon das Gas zum Teil billiger verkaufen als es eingekauft wurde. Folge: Das Gasgeschäft im Großhandel, einst eine sprudelnde Erlösquelle, wird bei Eon in diesem Jahr tief in die roten Zahlen stürzen.

Konzernchef Johannes Teyssen steuert mit einem Sparprogramm dagegen. Bis zu 11.000 Arbeitsplätze sollen abgebaut und möglicherweise Standorte komplett geschlossen werden. Außerdem wird bei Eon Ruhrgas über eine Neuausrichtung spekuliert, unter anderem dem Verkauf des 12.000 Kilometer langen Gasnetzes, das bei der Netzsparte Open Grid Europe angesiedelt ist und rund 1.800 Menschen beschäftigt.

Beim Gasgeschäft mit den Endkunden will Eon in diesem Jahr nicht mehr an der Preisschraube drehen: Außer Eon Avacon würden bis zum Jahresende alle anderen fünf Regionalgesellschaften des Konzerns die Preise stabil halten, beteuert Roland Schilhab vom Eon Vertrieb Deutschland. Vor zwei Jahren seien die Preise um 30 Prozent gesenkt worden und im vergangenen Jahr unverändert geblieben. Und der Essener Konkurrent RWE hatte schon im Juli versprochen: «Auch im Herbst bleiben unsere Erdgaspreise unverändert.» (dpa)
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