Wegen der Anonymität suchen Männer immer wieder nach Potenzmitteln im Internet. Statt sich ein Herz zu fassen und wegen entsprechender Probleme den Hausarzt aufzusuchen um fachlich qualifizierten Rat zu erfragen, lässt man sich im Internet durch gut gemachte Werbungen von Nahrungsergänzungsmittel zur Potenzsteigerung überzeugen.
Wissen sollte man aber, dass es nur zwei Arten von Nahrungsergänzungsmitteln gegen Impotenz gibt. Solche, die wahrscheinlich verträglich sind, aber nicht wirken und solche, die möglicherweise wirken, aber riskant sind (COHEN, P.A., VENHUIS, B.J.: JAMA Intern. Med. 2013; 173: 1169-70).
Was ist nun der Hintergrund dieser Tatsache? Die einzig gut wirksame Substanz gegen Potenzstörungen ist die von der Firm Pfizer entwickelte Substanz Sildenafil, allgemein bekannt als die blaue Pille „Viagra“. Bei der Verwendung dieses Arzneimittels gibt es aber einige wichtige Dinge zu beachten. Man darf sie bei Therapie mit bestimmten Medikamenten nicht verwenden, da sie über eine Blutgefäßerweiterung blutdrucksenkend wirken kann.
Da häufig Männer ab 50 unter Potenzstörungen leiden, aber dieser Personenkreis auch oft schon herz- und kreislaufwirksame Medikamente einnimmt, liegen hier die Gefahren. Inzwischen hat man nämlich festgestellt, dass in Nahrungsergänzungsmitteln, die als natürlich und rein pflanzlich angepriesen werden, chemische Wirkstoffe aus der Gruppe der PDE-5-Hemmer (hierzu gehört auch Viagra), gefunden wurden.
Rund 1.000 auffällig gewordene Nahrungsergänzungsmittel sind bekannt, die z.T. sogar in weit höheren Dosierungen als medizinisch notwendig Verwendung finden. Man vermutet aber, dass die Zahl auf dem Markt erhältlicher Mittel noch weitaus größer ist.
Fazit:Ohne Zweifel kann ein Sildenafil oder eine gepanschte Variante des vermeintlich natürlichen Potenzmittels wirksam sein, da es ja den chemisch entscheidenden Bestandteil enthält und somit als sehr gut vom Anwender beurteilt wird, indem er sich im Glauben wiegt, ein Naturprodukt zu konsumieren. Aber wehe dem, der Herz-kreislaufwirksame Medikamente einnimmt - Schockzustände mit Todesfolge kann dann die Konsequenz sein. Deshalb sollte vor Einnahme von Potenzmitteln dringend der Hausarzt konsultiert werden, um sich diesbezüglich umfassend beraten zu lassen. Auch bei anderen Nahrungsergänzungsmitteln ist Vorsicht geboten (siehe Proplanta "
Nahrungsergänzungsmittel - Wunderpille für alles?"). (Hr)
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Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin,
Dr. med. H. Rüdinger
