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14.09.2014 | 10:04 | Tag des Denkmals 

Abschied vom geliebten Buchsbaum?

Karlsruhe - Schädlinge setzen der traditionsreichen Heckenpflanze zu. Private Gärtner können unter einer Vielzahl von Alternativen wählen. Die Denkmalpflege soll aber das historische Gartenbild erhalten - und da gehört der Buchs dazu.

Buchsbaumzünsler
(c) proplanta
Einen von vielen Vorteilen des Buchsbaums nennt bereits der lateinische Name: Buxus sempervirens ist immergrün. Schon seit den Römern diente die kleinblättrige Pflanze zur Einfassung von Beeten, später auch zur Verzierung von herrschaftlichen Gärten.

Aber der Buchsbaum hat einen großen Nachteil: Er ist sehr anfällig für eine Pilzkrankheit und einen sich rasch ausbreitenden Schädling. Das bereitet auch Denkmalpflegern Kopfzerbrechen.

Vor dem Tag des Denkmals am Sonntag sagt etwa der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Michael Hörrmann: «Barocke Gärten ohne Buchs sind nicht denkbar.» Die Schlossgärten seien ebenso ein historisches Denkmal wie das zugehörige Gebäude, erklärt der Historiker.

Eine denkmalgerechte Gartenpflege sei eine große Herausforderung, wenn sich Umweltbedingungen änderten und es auf einmal Krankheiten gebe, die im 18. Jahrhundert noch völlig unbekannt gewesen seien. «Wenn der Gartenbau nicht in der Lage ist, den Buchsbaum weiter zu erhalten, geht ein großes kulturelles Erbe verloren.»

Der aus Ostasien stammende Buchsbaumzünsler tauchte erstmals 2006 in Deutschland auf und ist inzwischen in mindestens sieben Bundesländern gelangt. Besonders dramatisch ist die Situation in den Schlossgärten Schwetzingen und Weikersheim (beide Baden-Württemberg). In Schwetzingen waren die Buchsbäume im Englischen Garten nach Angaben von Gartenbauingenieur Gerhard Raab in diesem Jahr zu 80 bis 90 Prozent von den Raupen des Buchsbaumzünslers befallen - mitunter mit völligem Kahlfraß. Andere Teile des Gartens, vor allem die in Ornamenten und Arabesken geschnittenen Formbäumchen, konnten mit einem biologischen Schädlingsbekämpfungsmittel behandelt werden.

In Weikersheim mussten bereits alle Buchsbäume entfernt werden - dort schlug nicht nur der Zünsler zu, sondern auch der Pilz Cylindrocladium buxicola. Für die Formbäumchen verwendet Gartenbau-Ingenieurin Brigitte Ihns jetzt vor allem Zypressen - und hat in alten Dokumenten festgestellt, dass dies sogar eher dem historischen Zustand entspricht. «So sind wir nach dem ersten Schreck jetzt wieder mit einem Lächeln im Garten unterwegs.»

Einfacher haben es die Landschaftsgärtner ohne Verantwortung in der Denkmalpflege. Sie haben die Wahl unter etlichen Alternativen. Gartenbauingenieur Rainer Koch von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) in Heidelberg testet eine Vielzahl von Pflanzen mit ähnlichen Eigenschaften. Diese sollen immergrün, pflegeleicht und schnittfest sein, sich als Formgehölz eignen, den Winter gut überstehen und nur langsam wachsen.

Als Buchs-Alternativen nennt Koch unter anderem die Polster-Berberitze (Berberis buxifolia), die Europäische Eibe (Taxus baccata), den Kleinblütigen Rhododendron (Rhododendron micranthum) der Sorte «Bloombux» und - allerdings etwas teurer - die Japanische Stechpalme (Ilex crenata). Jetzt hofft der Experte auf einen kalten Winter - bei zweistelligen Minusgraden wird klar, welche Buchsbaum-Alternativen besonders robust sind.

«Ich habe schon lange Abschied genommen vom Buchsbaum», sagt Landschaftsgärtner Markus Mohr aus Gondelsheim (Kreis Karlsruhe). Allerdings seien manche ältere Kunden nicht so einfach zu überzeugen - «und im Dorf ist jeder Bewohner ein Experte für Gartenbau». Er rät seinen Kunden zu den alternativen Pflanzen, vor allem zu Eiben. Generell sollten private Gärtner auf eine vielfältige Flora achten: «Wir müssen aufpassen, dass wir keine neuen Monokulturen entwickeln - denn dann haben es Schädlinge immer leicht.»

Buchsbaumzünsler - Gefräßige Raupen ohne natürlichen Feind



Der Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis) kam erst vor wenigen Jahren nach Deutschland. Der Falter legt seine Eier auf den Bättern ab. Die Raupen fressen den Buchs dann völlig kahl. Sie haben hier noch keinen natürlichen Feind. Vögel wollen die Raupen nicht fressen, da diese die bereits im Buchsbaum enthaltenen Giftstoffe durch Enzyme in ein noch stärkeres Gift verwandeln, wie Gartenbauingenieur Rainer Koch von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg erklärt.

Im Kampf gegen den Schädling setzen die Experten der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg auf die Hilfe eines Bakterienstamms aus der Gruppe von Bacillus thuringiensis - solche Bakterien werden auch zur Schnakenbekämpfung eingesetzt. (dpa)

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