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03.05.2011 | 09:43 | Weinbau 

Badische Weinerzeuger: Über die Qualitätsproduktion höhere Preise am Markt erzielen

Hohberg-Diersburg - Ein positives Fazit des badischen Weinjahrgangs 2010 zog Thomas Behringer, Vorsitzender der Badischen Weinerzeugergemeinschaft im Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft (VdAW) e. V., bei der Mitgliederversammlung in Hohberg-Diersburg in der Ortenau.

Weinbau
Zwar hatte der Ertrag unter unterdurchschnittlich kühlen und überdurchschnittlich feuchten Mai gelitten, allerdings erfreuten die hohen Öchslegrade. In Baden lag das Mostgewicht im Durchschnitt aller Weißweinsorten bei 81 Grad Öchsle und bei Rotwein bei 88 Grad Öchsle.

Wie Behringer weiter berichtete, kauften die deutschen Konsumenten im vergangenen Jahr günstigere Weine ein als 2009. Dabei haben vor allem die deutschen Weine überproportional verloren. Einen wesentlichen Grund für deren rückläufigen Umsatz sah der Vorsitzende in verstärkten Sonderangebotsaktionen für Wein im Lebensmittelhandel, der inklusive Discounter 54 Prozent des Gesamtumsatzes im deutschen Weinmarkt ausmacht. Bei der Farbenlehre bleiben die Verhältnisse in etwa konstant: Rotwein dominiert mit einem Anteil von 53,6 Prozent vor Weißwein (36,3 Prozent), die Roséweine kommen auf 10,1 Prozent. Dabei entfallen inzwischen rund ein Drittel der Ausgaben für alkoholische Getränke in Deutschland auf Wein.


Regionale Spezialitäten

„Ich glaube, dass wir auch in Baden mit unseren regionalen Spezialitäten, wie Gutedel sowie Grau- und Weißburgunder und verstärkt auch mit Müller-Thurgau, ganz zu schweigen vom Riesling, sehr gut aufgestellt sind,“ war Thomas Behringer überzeugt. Wichtig sei eine konsequente Qualitätserzeugung, wofür wiederum die badische Weinwerbung eine bedeutende Rolle spiele. Die neue badische Weinwerbung, die seit Januar 2009 auch von den privaten Weinkellereien und Weingütern finanziell mitgetragen wird, soll das Image des badischen Weins und des Weinabsatzes weiter fördern. Doch letztlich lässt sich nur über die Qualitätsproduktion im Weinberg und im Keller am Markt höhere Preise erzielen, unterstrich Behringer.

Wie das geschäftsführende VdAW-Vorstandsmitglied Erich Reich in seinem Geschäftsbericht erläuterte, ist die Zahl der Winzer in der 1977 gegründeten Badischen Weinerzeugergemeinschaft und in der 1981 entstandenen Badischen Winzerzunft in den vergangenen Jahren leicht gesunken. Die Anbaufläche blieb jedoch konstant bei 785 ha. Dort wurden 2010 knapp 5 Mio. l Wein geerntet, was einem durchschnittlichen Flächenertrag von circa 6.300 l/ha entspricht. Die Traubenvermarktung erfolgt über 20 Verbundkellereien. Zusammen mit den anderen Mitgliedsbetrieben im VdAW kann der Marktanteil der privaten Kellereien und Weingüter in Baden auf rund 15 Prozent beziffert werden.

Die Vertragskellereien seien mit badischen Weinen guter Qualität und mittleren bis hohen Preisen am Markt erfolgreich. Hier werde eine andere Konsumentschicht angesprochen, die gerne Weine probiere und auch bereit sei, für höhere Qualitäten mehr zu bezahlen, unterstrich Reich. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Anstrengungen des Privatverkaufes der privaten Weinkellereien und auf einen der Hauptvermarkter die Ortenauer Weinkellerei, die als größter Vermarkter der Erzeugergemeinschaften über die Edeka Südwest große Mengen badischen Weines zu guten Preisen an den Markt bringe. Wie Reich betonte, setzt sich der VdAW für den Erhalt des Anbaustopps über das Jahr 2018 hinaus ein, um die Weinbergslagen für die Produktion zu schützen und gegen Billigweinproduktionen in Flachlagen zu verteidigen.


Umstrukturierungspläne für Rebflächen

Ebenfalls Erwähnung fand in Reichs Geschäftsbericht die EU-Förderung für Umstrukturierungspläne für Rebflächen in bestimmten Anbaugebieten in Baden und Württemberg. Der Zuschuss wurde in Höhe von 7.000 bis 18.000 €/ha je nach Maßnahme bezahlt. Weiter wird auch die Tröpfchenbewässerung oder andere wassersparende Techniken mit 1.800 €/ha entlohnt. Eine weitere Förderung gibt es für qualitätsfördernde Technikinvestitionen in den Weinkellereien.

Mit der EU-Weinmarktpolitik und den Perspektiven für die Weinwirtschaft in Baden-Württemberg setzte sich Dr. Konrad Rühl, Abteilungsleiter Wein im baden-württembergischen Landwirtschaftsministerium, auseinander. Dabei ging er auf die Stützungsprogramme im Rahmen der EU-Weinmarktreform ein, auf deren Basis die EU Fördermaßnahmen zur Umstrukturierung von Rebflächen veranschlagt. Die Staffelung der Fördersätze ist abhängig von der Hangneigung weiter zu entwickeln, so dass Steillagen gefördert werden. Bislang wird das Stützungsprogramm sehr stark nachgefragt - zu Recht, wie Rühl betonte. „Wir müssen die Flächen modernisieren, denn sie sind teilweise über 40 Jahre alt.“ Darüber hinaus werden mit dem Stützungsprogramm Investitionen in die Keltertechnik von Kellereien sowie der Absatz von Wein in Drittlandsmärkte gefördert. Diese Förderprogramme laufen 2014 aus, der amtierende EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos hat aber laut Rühl angedeutet, sie fortführen zu wollen.

Im Rahmen der EU-Weinmarktreform wurde  die Anreicherungsspanne um einen halben Volumenprozent reduziert. Damit kam die EU den in Übersee üblichen Praktiken nach. Hierzulande ist man Rühl zufolge vielmehr an einer Öffnung bezüglich Ausnahmeregelungen bei der Säuerung des Weines interessiert, wie sie etwa 2010 vorgekommen sei. Für diese Fälle forderte Rühl, dass üblicherweise lange dauernde Ausnahmeregelungen von den Mitgliedstaaten in die Regionen delegiert werden, damit man dort schneller handeln könne.

Harmonisiert wurde im Zuge der Weinmarktreform das Bezeichnungsrecht. Auf die deutschen Anbaugebiete wirkt sich dies wenig aus; man kann nun zusätzliche Herkunftszeichen beantragen, was allerdings einen bürokratischen Akt darstellt. „Für uns in Deutschland stellt sich hier lediglich die strategische Frage, ob wir die Herkunft in den Mittelpunkt stellen und damit die Qualitätsaussagen noch stärken hervorheben wollen,“ erläuterte der Weinexperte die Möglichkeiten des geänderten Bezeichnungsrechts. (VdAW)
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