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21.12.2023 | 02:15 | Klimabilanz 

Deutscher Apfel besser fürs Klima als Importäpfel?

Genf - Importiertes Obst ist nach Berechnungen der Welthandelsorganisation (WTO) nicht immer klimafreundlicher als Obst, das über Tausende Kilometer transportiert und importiert wird.

Klimabilanz Importapfel
Wer viel aus heimischer Produktion kauft, schützt das Klima - meinen viele. Aber Studien der Welthandelsorganisation zeigen: Importieren ist nicht immer schlecht. (c) proplanta
Die Transportemissionen machten nur einen relativ kleinen Anteil der Gesamtemissionen eines Produkts aus, sagte der WTO-Chefökonom Ralph Ossa der Deutschen Presse-Agentur. Bei Lebensmitteln seien das im Durchschnitt zehn Prozent. Große Unterschiede gebe es aber bei den Produktionsemissionen. «Wenn ein Gemüse oder Obst in einem anderen Land in Saison ist und bei uns nicht, und es bei uns entweder im geheizten Gewächshaus wächst oder im Kühlhaus gelegen hat, dann sind die Produktionsemissionen von lokal produzierten Gütern oft höher als in dem anderen Land», sagte Ossa. «Es stimmt also überhaupt nicht, dass Importieren immer schlecht ist.»

Ossa hatte ursprünglich Äpfel aus Neuseeland genannt, die im Winter klimafreundlicher seien als deutsche Äpfel, weil sie dort in Saison seien, in Deutschland aber gekühlt werden müssten. Diese Aussagen zog Ossa nach Hinweisen der Fachgruppe Obstbau aus Berlin am Freitag zurück.

Nach Angaben der Fachgruppe Obstbau ist es richtig, dass die bei der Lagerung heimischer und beim Transport importierter Äpfel entstehenden CO2-Emissionen nur einen Teil der Gesamtemissionen ausmachten. «Richtig ist aber auch, dass der Anteil des Energieverbrauchs und damit der Emissionen regional erzeugter und gelagerter Äpfel geringer ist als der importierter Äpfel», sagte Geschäftsführer Joerg Hilbers. Moderne Lagerung - auch über mehr als sechs Monate - benötige weniger Energie als ein Transport.

Die Fachgruppe Obstbau verwies auf einer Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) Heidelberg von 2020. Aus dieser geht hervor, dass regionale deutsche Äpfel einen kleineren und damit günstigeren ökologischen Fußabdruck haben als Äpfel aus Neuseeland. Im Fall von Tomaten, die in Deutschland in einem beheizten Gewächshaus gezogen werden, so genannte Wintertomaten, war der Fußabdruck nach dieser Studie dagegen größer als bei importierten Tomaten aus Südeuropa. «Die meisten Menschen meinen, ein regionales Produkt ist unbedingt gut für die Umwelt», sagte Ossa. Das stimme nicht immer, wenn die gesamten CO2-Emissionen eines Produkts berücksichtigt würden.

Der Welthandel könne bei der Reduktion von klimaschädlichen Emissionen eine Rolle spielen, sagte der WTO-Chefökonom. Dafür müsse nicht weniger, sondern anders gehandelt werden. «Der Handel kann ein wichtiger Wirkungsverstärker von Klimapolitik sein», sagte er. Das funktioniere etwa über einen weltweiten CO2-Preis. Gemeint ist damit eine Abgabe auf Emissionen, die bei der Produktion verursacht werden.

Nach einer Simulation der WTO mit einer globalen CO2-Steuer von rund 90 Euro pro Tonne CO2 würden die Emissionen sinken. Mehr als ein Drittel der Einsparungen wäre darauf zurückzuführen, dass Produkte aus Ländern importiert würden, die sie besonders klimaschonend herstellen können. CO2-Preise gibt es bislang nur regional, etwa in Europa. In Deutschland soll der CO2-Preis nach den Plänen der Bundesregierung jedes Jahr steigen, 2024 von 30 auf 45 Euro pro Tonne.

Bei einer globalen Steuer würden braune Produkte - also solche, die hohe Emissionen haben - teurer und weniger gehandelt, grüne Produkte wären billiger, sagte Ossa. Das hätte etwa den Effekt, dass der Bau mit Holz billiger werde als mit Beton. Es würde auch den Welthandel verändern: «Länder würden sich vermehrt auf Produkte spezialisieren, in denen sie relativ emissionsarm produzieren können», sagte Ossa. Die WTO mit 164 Mitgliedsländern will den nachhaltigen Welthandel mit niedrigen Zöllen und einheitlichen Regeln zum Wohle aller fördern. Sie setzt sich für einen globalen CO2-Preis ein.
dpa
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