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02.10.2010 | 14:49 | Getreidemarkt 

Getreide: Terminmärkte geben nach - Kassamärkte weniger beeindruckt

Wien - An den Internationalen Warenterminbörsen von Chicago (CBOT) bis Paris (Euronext) gaben die Getreide-Futures diese Woche weiter nach.

Getreidesack
So schloss etwa der europäische Weizenfutures an der Euronext für den Liefertermin November 2010 am Donnerstag bei EUR 208,- pro t auf dem tiefsten Stand seit sechs Wochen und gab seit seinem Höchststand am 20.09. (EUR 233,75 pro t) satte EUR 25,75 pro t oder 11% ab.

Die Kassamärkte dagegen reagieren auf die oftmals spekulativen Ausschläge an den Terminmärkten weit behäbiger und gelassener. Viele Anbieter erhoffen sich von einer leichten Abkühlung der überhitzten Preise auch ein Erwachen frischer Nachfrage zahlreicher Importeure vor allem in Asien und Nordafrika.

Die Rede an den Terminbörsen ist von Gewinnmitnahmen und davon, dass Fonds gegen das Quartalsende hin massiv long positions auflösen. Zudem prognostizierte das US-Landwirtschaftsministerium USDA am Donnerstag überraschenderweise die Quartals- und gleichzeitig Endbestände der USA an Mais im Ende September zu Ende gegangenen Wirtschaftsjahr 2009/10 mit 43,3 Mio. t kräftig höher als vor einem Monat, wo um 8,1 Mio. t weniger angenommen worden waren. Dies kam für den Markt unerwartet und löste bisweilen auch Zweifel aus, drückte aber die Maisnotierungen an der CBOT deutlich nach unten und ließ die Weizenfutures sowohl in den USA als auch in Europa folgen.

Die Weizenkurse stehen zurzeit stark unter Einfluss jener von Mais, weil ihre Preise auf den knapp versorgten weltweiten Futtergetreidemärkten - auch die globale Gerstenernte ist schwach - wie in kommunizierenden Gefäßen aufeinander reagieren. Nach unten revidierte Maisernteprognosen lösten bekanntlich im September auch die letzte Etappe der Weizenpreisrallye aus. Weniger beeindruckt von spekulativen Momenten zeigen sich offenbar die Kassamärkte, wo sich an den fundamentalen Marktdaten ja praktisch nichts geändert hat und etwa in der EU die Preise trotz Euro-Stärke weiterhin von einem Exportboom profitieren. 

Der Einbruch der internationalen Futures-Notierungen ließ zwar den österreichischen Kassamarkt auch nicht ganz ungerührt, doch reagierten die Preise und Notierungen hierzulande zäher und mit Zeitverzögerung. Die Wiener Produktenbörse korrigierte am Mittwoch dieser Woche lediglich die unteren Notierungen der Preisbänder für Premium-, Qualitäts- und Mahlweizen nach unten. Da die oberen Notierungen noch gleich belassen wurden, gingen die Preisbänder um nur EUR 1,50 bis 2,- pro t auf EUR 248,50 für jeweils eine Tonne Premiumweizen, EUR 240,- beim Qualitäts- und EUR 228,- beim Mahlweizen zurück. Die somit auch breiter angesetzten Preisbänder spiegeln laut Wiener Börsianern auch die Entwicklung in der Zeitabfolge der Notierungswoche wider:

Zu den Preisen am oberen Notierungsrand konnte noch vor dem "Schwarzen Freitag" an der Euronext in der Vorwoche verkauft werden, und zu den niedrigeren am unteren Rand danach. Aus dem Handel heißt es, die Preiskorrekturen hätten zu weiterer Verunsicherung der heimischen Mühlen geführt. Nachdem die erste Runde der Rohstoffdeckung mit Mahlweizen gelaufen sei, würden sie sich zurzeit nur sehr zurückhaltend mit Folgeordern aus der Deckung wagen. Auch das Exportgeschäft mit Aufmischweizen habe etwas an Schwung verloren, wenngleich immer wieder einzelne Partien ihre Liebhaber fänden.

Maismarkt weiterhin nervös
 

Hohe Nassmaispreise halten sich Weiter sehr nervös bleibt deshalb auch der heimische Nassmaismarkt, der wegen der Ernteverzögerungen durch wiederholten Regen nur verhalten anläuft. Die hohen Nassmaispreise sollen sich jedenfalls gehalten haben.


Getreideexport der EU boomt

Aus der EU werden weiterhin große Weizen- und Gerstenmengen in Drittländer verkauft. Exportlizenzen für 1 Mio. t Weizen und für 175.000 t Gerste fragten Händler zwischen dem 22. und dem 28.09. nach, berichtete die EU-Kommission am Donnerstag im Brüsseler Verwaltungsausschuss. Französische Händler hätten 120.000 t Mahlweizen an Ägypten zu USD 294,- (EUR 215,42) pro t fob verkauft. In Deutschland sei ein Geschäft über 100.000 t Weizen mit Jordanien zu USD 350,- (EUR 256,45) pro t cif abgeschlossen worden.

Russland wolle demnächst die Höhe von Ausfuhrkontingenten bekannt geben, berichtete die Kommission weiters. Während die Weizennotierungen zuletzt nachgaben, sei der Gerstenpreis dagegen in der zweiten Septemberhälfte in der Schwarzmeerregion von USD 245,- (EUR 179,51) auf USD 265,- (EUR 194,17) pro t fob gestiegen.

Saudi-Arabien habe 360.000 t Gerste zu USD 344,- (EUR 252,52) pro t cif gekauft, ohne die Herkunft zu benennen. Weiters habe das Königreich noch einmal 265.000 t Gerste aus der Ukraine zu USD 318,- (EUR 233,10) pro t cif geordert. Laut FAO ist die globale Gerstenernte 2010/11 um 14% auf 130 Mio. t gefallen. Seit dem Beginn der Saison (01.07.2010) wurden aus der EU 8,4 Mio. t Getreide exportiert, gegenüber 5,6 Mio. t im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Gerstenausfuhren liegen mit 1,4 Mio. t deutlich über der Vorjahresmenge von 285.000 t. Die Weizenausfuhren der EU steigerten sich von 5,1 Mio. t in der Vorsaison auf 6,8 Mio. t in diesem Wirtschaftsjahr. (apa-ots)
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