Mostereien in Westmecklenburg haben bereits Hochbetrieb, weiter östlich beginnt die Verarbeitung von Äpfeln und Birnen in der kommenden Woche, wie eine dpa-Umfrage ergab.
«Ich stehe bis zum Bauch in Äpfeln», sagte Jochen Schwarz, der eine Mosterei in Kneese in Nordwestmecklenburg betreibt. Die Ernte habe zwei Wochen früher als erwartet begonnen und ergebe die doppelte oder sogar dreifache Menge des Vorjahres, schätzte er.
Die Region östlich des Schaalsees profitiere davon, dass westliche Winde die warme Luft vom See über Land tragen, erläuterte Schwarz. Daher seien die blühenden Bäume im Mai von Nachtfrösten verschont geblieben. Weiter südlich bei Boddin und Wittenburg (Landkreis Ludwigslust-Parchim) machte der Frost den Großteil der Ernte zunichte. Die gewerblichen Obstanbauer im Land, von denen sich die Hälfte in diesem Kreis konzentriert, erwarten nach Angaben des Obstbauberaters Rolf Hornig nur ein Drittel der langjährigen durchschnittlichen
Apfelernte - etwa 14.500 Tonnen.
Schwarz hält es auch für möglich, dass hochstämmige Bäume, wie sie in alten Gärten und auf Wiesen stehen, weniger frostgefährdet sind. Der Hamburger verarbeitet Früchte von Kleingärtnern der Region, die ihren eigenen Saft bekommen, sowie von seinen 180 Bäumen in etwa 30 Sorten. Diesen Most verkauft er ab Hof oder an Marktständen und in Hamburger Läden.
Im Landkreis Rostock erwartet der Verein Gutshaus Hermannshagen mit seiner Saftpresse am Montag die ersten Kunden. «Sie sollten angemeldet sein, dann geht es schneller», sagte Vereinsmitglied Mike Nagatis. Montag und Dienstag sei immer das meiste zu tun, denn die Leute würden oft am Wochenende Äpfel sammeln und zu Wochenanfang Saft pressen lassen. 100 Kilogramm Äpfel müssten es mindestens sein, sagte Nagatis. Die Früchte würden gewaschen, zerkleinert, kaltgepresst, bei 80 Grad pasteurisiert und in Drei- oder Fünf-Liter-Behältern abgefüllt. Mit der mobilen Saftpresse fahre er auch zu den Kunden. Stündlich könne eine halbe Tonne Früchte verarbeitet werden.
2011 sei ein gutes Apfeljahr, allerdings sei die Ernte regional sehr verschieden, meinte Nagatis. Der Gewinn aus der Mosterei des Vereins fließe in die Sanierung des Gutshauses Hermannshagen. Dort entstehe eine Begegnungsstätte der Jugend- und Umweltarbeit.
Im vorpommerschen Libnow steht die Verarbeitungssaison ebenfalls bevor. «Ab nächster Woche geht es los, sieben Tage die Woche, bis November», sagte Markus Ingold von der Mosterei Remy. In der Region südlich von Usedom habe das Wetter in diesem Jahr für die Äpfel gut gepasst, die Bäume hingen voll. Ingold meinte, dass es im Tafelobstanbau große Ausfälle gibt, weil die feuchte Witterung den Schorf auf Äpfeln, einen Pilz, begünstigte. «Solche Äpfel kann man essen, aber nicht als Tafeläpfel verkaufen», sagte der Schweizer, der außerhalb der Saftsaison als Baumpfleger arbeitet.
Der Getränkehersteller Fruchtquell Dodow in Westmecklenburg, einer der größten Fruchtsaftbetriebe Europas, erntet von seinen eigenen Plantagen in diesem Jahr nur etwa 9.000 bis 10.000 Tonnen. Das sei halb so viel wie im Vorjahr, sagte Geschäftsführer Frank Jehring. Die Lücke werde aber gefüllt - durch Kleingärtner, die an zwölf Aufkaufstellen reichlich Äpfel abliefern, und durch Ankäufe aus anderen Regionen. «Im Alten Land gibt es viele Äpfel mit
Hagelschäden, die nicht mehr als Tafeläpfel verkauft werden können», sagte Jehring. 400 bis 500 Tonnen würden in Dodow am Tag verarbeitet. (dpa/mv)