Derzeit muss vor allem in den oberösterreichischen Maisanbaugebieten, die vom
Maiswurzelbohrer bisher weitgehend verschont geblieben waren, mit vermehrtem Befall gerechnet werden.
Die Ausbreitung des Maiswurzelbohrers wird von den amtlichen Pflanzenschutzdiensten der Länder mit mehr als 400 Pheromonfallen überwacht. Experten der AGES, der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, erstellen auf Grundlage dieser Daten Verbreitungskarten, die im Internet zur Verfügung stehen. Sie zeigen, dass die westlichen Bundesländer Vorarlberg, Tirol und Salzburg sowie Kärnten im Süden nach wie vor befallsfrei sind, während das Burgenland und Wien bereits seit drei Jahren zur Gänze im Befallsgebiet des Maiswurzelbohrers liegen.
Die aktuelle Ausbreitungsgrenze verläuft über das Wald- und Mühlviertel, den Donauraum im Grenzgebiet zwischen Nieder- und Oberösterreich, durch das Niederösterreichische und steirische Alpenvorland und die Weststeiermark. Die Geschwindigkeit der Verbreitung des Schädlings hängt von verschiedenen Faktoren, z.B. der Geländetopographie und dem Vorhandensein stark frequentierter Verkehrswege ab. Sie variiert von fünf bis 15 km pro Jahr in der hügeligen und verkehrsmäßig gering belasteten südlichen Steiermark bis zu ca. 50 km pro Jahr im Donauraum mit seinen stark frequentierten Transportwegen. Unabhängig von diesen Faktoren lässt sich jedoch ein eindeutiger Trend erkennen: Die Ausbreitung des Schädlings schreitet dort, wo Maisflächen vorhanden sind, unaufhaltsam weiter fort.
Probleme bei chemischer BekämpfungZusätzliche Schwierigkeiten bei der Bekämpfung des Maiswurzelbohrers traten im heurigen Frühjahr in Deutschland auf, wo 2007 erstmals vereinzelte, isolierte Vorkommen des Quarantäneschädlings gemeldet worden waren. In einem Teil des Rheintales in Baden-Württemberg kam es beim Ausbringen von chemisch behandeltem
Maissaatgut durch Abrieb des Pflanzenschutzmittels zu einer Kontamination benachbarter Kulturen und Ackerrandstreifen, die ein massives
Bienensterben in dieser Region zu Folge hatte.
Mittlerweile konnten Mängel bei der Behandlung des Maissaatgutes (der so genannten Beizung) bzw. technische Schwachpunkte bei den verwendeten Sämaschinen als Gründe für diese unerwarteten Nebenwirkungen identifiziert werden. Auch wenn diese Probleme lösbar erscheinen, ist noch nicht sichergestellt, dass in der kommenden Saison die Aussaat von gebeiztem Saatgut als Bekämpfungsmaßnahme gegen den Maiswurzelbohrer zur Verfügung steht. Diese Bekämpfungsmöglichkeit ist jedoch für kleinere landwirtschaftliche Betriebe wichtig, die einen Großteil ihrer Flächen zur
Futtermittelproduktion für die Tierhaltung nutzen und daher aus ökonomischen Gründen keine Fruchtwechselwirtschaft betreiben.
Eine europaweiter Problemschädling
Eine Analyse der bisherigen Ausbreitung des Maiswurzelbohrers in Europa zeigt, dass die Bekämpfungsmaßnahmen gegen diesen Quarantäneschadorganismus kaum wirksam sind. Seit seiner Einschleppung zu Beginn der 90-er Jahre hat sich der Maiswurzelbohrer ständig weiter ausgebreitet. Einerseits besiedeln die Käfer durch aktiven Flug angrenzende Regionen in einem Umkreis von zehn bis 50 km, andererseits werden die
Schädlinge auch passiv, etwa durch Windverdriftung oder als "blinde Passagiere" durch den Güterverkehr verfrachtet und legen so in kürzester Zeit Distanzen von vielen hundert Kilometern zurück.
Im Laufe der vergangenen 15 Jahre entstanden in Europa auf diese Weise zwei große, zusammenhängende Befallsgebiete: Das erste reicht vom Balkan bis über die Karpaten und schließt auch wichtige Maisanbaugebiete in Österreich ein. Das zweite umfasst Norditalien, von Friaul und Julisch-Venetien im Osten über die Lombardei bis ins Piemont im Westen. Hinzu kommen zahlreiche kleinere, isolierte Befallsgebiete in Mittel-, West- und Nordwesteuropa, welche meistens in der Nähe von Flughäfen oder großen Güterumschlagplätzen liegen. Diese kleinen Schädlingspopulationen wurden zwar in den meisten Fällen erfolgreich wieder ausgerottet, die Zahl neuer, isolierter Ausbrüche steigt jedoch Jahr für Jahr an. Allein im Jahr 2007 wurden etwa aus Deutschland und Frankreich je sechs und aus Großbritannien drei derartige Vorkommen gemeldet. (ots)