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02.07.2008 | 15:13 | Hopfenforschung 

Bald geduldet: die Laus auf dem Hopfenblatt

Wolnzach - Das Hopfenforschungszentrum Hüll will Hopfenpflanzen züchten, denen die Blattlaus nichts anhaben kann. Das Vorhaben fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Hopfenblatt
(c) DBU
Wasser wird zum edlen Tropfen, mischt man es mit Malz und Hopfen - sagt ein Sprichwort. Vor allem der Hopfen gibt dem Bier die typisch herbe Note. Aber nicht nur Biertrinker haben Geschmack an der Kletterpflanze: auch Pilze und Insekten - allen voran die Blattlaus. Hopfen aber muss gänzlich frei von Blattläusen sein, wenn sich die grünen Fruchtzapfen - die Dolden - bilden, fordern die Abnehmer. Deshalb werden vorsorglich chemisch-synthetische Insektizide auf die Pflanzen gesprüht. Bei einem Teil wäre das aber wohl nicht notwendig, vermutet Bernhard Engelhard, Leiter des Hopfenforschungszentrum Hüll in Wolnzach. Mancher Hopfensorte könne die Blattlaus nichts anhaben, sagt er, und will widerstandsfähige Pflanzen züchten. Dazu sind aufwendige Testverfahren notwendig. Deren Entwicklung fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit 280.000 Euro, ebenso wie eine Studie, unter welchen Bedingungen Blattläuse geduldet werden könnten.

"Zwei Teilziele hat unser Projekt", erklärt Engelhard. "Zum Einen möchten wir herausfinden, unter welchen Voraussetzungen eine bestimmte Anzahl von Blattläusen pro Dolde und Blatt geduldet werden kann - abhängig von Hopfensorte, Wachstumsstadium und Zeit bis zur Ernte, und natürlich ohne dass die Hopfenernte an Qualität verliert." Herauskommen soll ein Boniturschema - ein Merkmalschema, mit dem der Befall verschiedener Hopfensorten beurteilt werden kann. Es soll Anbaubetrieben zukünftig als Entscheidungshilfe für oder gegen die Notwendigkeit einer Bekämpfungsmaßnahme dienen. "Zum anderen möchten wir einen Labortest zur Blattlausanfälligkeit von Hopfensorten entwickeln und standardisieren", so Engelhard. Dieser solle Hopfensorten und Zuchtstämme untersuchen und Sämlinge von blattlausresistenten Jungpflanzen selektieren helfen.

1.500 Hopfenpflanzerbetriebe gibt es in Deutschland, die Hopfen auf insgesamt 18.500 Hektar Ackerfläche anbauen. Damit produzieren sie ein Drittel des weltweiten Bedarfs. "Bisher bekommen die Hopfenanbaubetriebe keine genauen Empfehlungen von der Landwirtschaftsberatung, wie sie ihre Insektizidanwendungen verringern können", bedauert DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde. "Denn im Gegensatz zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten bestehen hier bisher noch keine Lösungsansätze." Engelhard fügt hinzu: "Um sicher zu gehen, fordert der Hopfenhandel deshalb komplett blattlausfreie Hopfenbestände. Und das geht auf Kosten der Umwelt."

Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln müsse dringend auf ein notwendiges Maß heruntergeschraubt werden, so Brickwedde. Dabei kämen die Insektizid-Einsparungen nicht nur der Umwelt zugute, sondern auch der Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Hopfenanbaus, der 70 Prozent seiner Ernte ins Ausland exportiert. Auch die Produktionskosten würden durch die Einsparung sinken.

Für die Forschungen arbeitet das Hopfenforschungszentrum, das zum Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) gehört, mit der Gesellschaft für Hopfenforschung (GfH) und regionalen Hopfenanbaubetrieben zusammen. Letztere stellen Teile ihrer Hopfenanlagen zur Verfügung und beteiligen sich an den Versuchen. (idw)

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Das Hopfenforschungszentrum Hüll will Hopfenpflanzen züchten, denen die Blattlaus nichts anhaben kann.
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